Zwei Klubs, zwei Welten

KSC gegen den TSV 1860: Der große Traditionsklub-Vergleich


Routinier des TSV 1860: Sascha Mölders (2.v.re.), hier im Duell mit dem KSC.

Routinier des TSV 1860: Sascha Mölders (2.v.re.), hier im Duell mit dem KSC.

Von Patrick Mayer / Online

Am Samstag kommt es zum Duell des TSV 1860 beim Karlsruher SC. Für beide Vereine ging es 2017 steil bergab. Die AZ vergleicht die Klubs aus der Dritten Liga, die sich so unterschiedlich entwickelt haben.

München - Genau 295 Kilometer liegen zwischen den beiden Traditionsklubs. Und doch sind sie durch jenen 21. Mai 2017 tragisch miteinander verbunden. Damals begann für den Karlsruher SC und den TSV 1860 eine lange Leidenszeit, die zumindest für die Badener mit dem letzten Spieltag dieser Drittliga-Saison fast genau auf den Tag zwei Jahre später (18. Mai) mit der Rückkehr ins Bundesliga-Unterhaus enden soll.

KSC-Angriff ist viel torgefährlicher

Die Ausgangslage vor dem direkten Duell beider Klubs an diesem Samstag (13.15 Uhr, live in der ARD und im AZ-Liveticker) könnte nicht unterschiedlicher sein. Die AZ macht den Vergleich:

Aufstiegskampf versus Negativtrend: 32 Tore haben Drittliga-Top-Torjäger Marvin Pourie (19 Tore) und der aus Dachau stammende Anton Fink (13) zusammen für den KSC erzielt. Zum Vergleich: Sascha Mölders (6), Phillipp Steinhart (5), Nico Karger (5) und Stefan Lex (4) kommen als "gefährlichste" Löwen zusammen auf 20 Treffer. Während der KSC teils überfallartigen Offensivfußball spielt, sind die Sechzger auf Sicherheit und defensive Absicherung bedacht.

Das Ergebnis: Karlsruhe ist mit 62 Punkten Zweiter, und die Giesinger (44) sind doch noch in den Abstiegskampf geraten. Wie die "Bild" vor der Saison berichtete, hat der KSC einen Etat von 4,5 Millionen Euro. Der des TSV 1860 ist AZ-Informationen zufolge in etwa gleich groß. Geld allein schießt eben keine Tore.

Im Hinspiel vom TSV 1860 kaum zu halten: der Dachauer Anton Fink (li.) für den KSC.

Im Hinspiel vom TSV 1860 kaum zu halten: der Dachauer Anton Fink (li.) für den KSC.

KSC investiert, TSV 1860 konsolidiert

Investitionen versus Konsolidierung: Auch Karlsruhe hat mit den widrigen wirtschaftlichen Bedingungen in der Dritten Liga zu kämpfen, steht dennoch besser da. Wie die Badener im Herbst erklärten, liegen die Verbindlichkeiten unter fünf Millionen Euro. Bei Sechzig sollen sich die Schulden verschiedenen Berichten zufolge dagegen zwischen 70 und 80 Millionen Euro bewegen.

Der e.V. entschied sich deshalb, zu konsolidieren. Die Folge: Die Kaderplanung kommt nur schleppend voran. Der KSC kann dagegen Fakten schaffen: So wurde kürzlich der Vertrag von Leistungsträger Daniel Gordon verlängert.

In der Zweiten Liga kämen TV-Gelder von im Schnitt zehn bis zwölf Millionen Euro pro Klub hinzu. In der Dritten Liga gibt es aus der Vermarktung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) nach AZ-Informationen dagegen nur 1,042 Millionen Euro. Die Karlsruher wählen den Weg der Investitionen.

Aus der Vogelperspektive: So soll das neue Wildparkstadion für 34.000 Zuschauer aussehen.

Aus der Vogelperspektive: So soll das neue Wildparkstadion für 34.000 Zuschauer aussehen.

KSC baut, TSV 1860 bangt

Stadionneubau versus Stadionstreit: Es ist das Prestigeprojekt der 300 000-Einwohner-Stadt: der Neubau des Wildparkstadions. Nach dem Hinspiel gegen die Löwen (3:2) rollten die Bagger an. Das Stadion wird seither in eine hypermoderne Fußballarena (Kapazität dann: 34.000 Zuschauer) umgebaut, die Stadt veranschlagte dafür 123 Millionen Euro. Und geht, bis auf elf Millionen Euro vom Land Baden-Württemberg, in Vorleistung.

Abbezahlen muss der KSC diese Investition künftig per Pacht. Der Klub ging sogar das Risiko ein, dass es wegen der provisorischen Nordtribüne ohne Dach die Lizenz für die Zweite Liga von der Deutschen Fußball Liga (DFL) nur unter Auflagen gab.

Und Sechzig? Wartet weiter gebannt auf die Machbarkeitsstudie der Stadt München, die beantworten soll, ob in Giesing ein Umbau des Grünwalder Stadions samt Erweiterung der Kapazität (aktuell 15 000 Zuschauer) überhaupt möglich ist. Und, wieviel das kosten würde. Die Finanzierung selbst wäre da noch nicht mal geklärt.

Macher beim KSC: Ex-Löwe Oliver Kreuzer.

Macher beim KSC: Ex-Löwe Oliver Kreuzer.

Ex-Löwe Oliver Kreuzer liefert beim KSC

Zusammenarbeit versus Grabenkämpfe: Vize-Präsident Günther Pilarsky, der sein Geld mit dem Handel von Edelstahlschrott verdient, stopfte laut Karlsruher Medien jahrelang "Millionenlöcher". Er gilt als enger Vertrauter des CDU-Politikers und Vereinschefs Ingo Wellenreuther. Dieser holte einst Sportdirektor Oliver Kreuzer zurück, als der Ex-Profi im Juni 2016 völlig unerwartet seinen Posten als Sportchef des TSV 1860 räumen musste.

In Giesing hält der Machtkampf zwischen dem e.V. und der Investorenseite um Mehrheitseigner Hasan Ismaik derweil unvermindert an. Wie es anders geht, zeigt in diesen Tagen der KSC.

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