Torwart-Debatte um Neuer

Hoeneß relativiert Boykott-Aussagen: Würde es "heute nicht mehr so machen"


Noch-Präsident des FC Bayern: Uli Hoeneß

Noch-Präsident des FC Bayern: Uli Hoeneß

Von Bernhard Lackner

Neue Entwicklung in der Torwart-Posse um Manuel Neuer und Marc-André ter Stegen: Offenbar drohte Uli Hoeneß dem DFB im Falle eines Torhüter-Wechsels sogar mit einem Boykott der Nationalspieler des FC Bayern.

München - Bayern-Präsident Uli Hoeneß hat seine Boykott-Drohung im Zuge des Torwart-Streits relativiert.

Es seien Aussagen gewesen, "die er mit etwas Abstand heute nicht mehr so machen würde", ließ der 67-Jährige am Mittwoch auf Anfrage mehrerer Medien, darunter "Spiegel Online" und RTL, über sein Büro mitteilen. "Das Thema ist für ihn längst erledigt und es gibt dazu auch keine weiteren Aussagen von ihm."

Die "Sport Bild" hatte am Mittwoch weitere, in der Vorwoche nach dem Champions-League-Spiel der Bayern gegen Belgrad gefallene, Zitate von Hoeneß zu der Debatte um Manuel Neuer und Marc-André ter Stegen im Tor der Fußball-Nationalmannschaft veröffentlicht.

Rivalen im DFB-Tor: Neuer und Barcelonas Marc-André ter Stegen (r.).

Rivalen im DFB-Tor: Neuer und Barcelonas Marc-André ter Stegen (r.).

Hoeneß drohte DFB mit Boykott

Angesprochen auf ein mögliches Szenario, dass Neuer von ter Stegen abgelöst werden könnte, zitiert das Magazin den scheidenden Chef des deutschen Rekordmeisters mit den Worten: "Bevor das stattfindet, werden wir keine Nationalspieler mehr abstellen."

Die Situation in der Nationalelf erinnere Hoeneß zwar nicht an die Ablösung von Oliver Kahn durch Jens Lehmann vor der WM 2006, aber "wir werden das nie akzeptieren, dass hier ein Wechsel stattfindet", sagte er. Ein Gespräch mit Bundestrainer Joachim Löw lehnt der Bayern-Boss allerdings ab: "Der wird jetzt schon hören, was wir alles gesagt haben, dem werden schon die Ohren klingeln."

Hoeneß bestätigte den Wortlaut. Ein Boykott wäre aber ohnehin aussichtslos, der FC Bayern müsste gegen die FIFA-Statuten verstoßen. Der Weltverband schreibt den Clubs vor, dass diese ihre Spieler zwingend für die Nationalmannschaften abstellen müssen. Ausnahmen werden nur im Falle von Krankmeldungen akzeptiert.

Hoeneß-Attacken: Löw reagiert unbeeindruckt

Oliver Bierhoff hatte bereits in der vergangenen Woche auf eine mögliche Boykott-Drohung reagiert. Er fürchte diese nicht, betonte der DFB-Direktor in der "Bild", "zumal ein Verein laut FIFA-Statuten zur Abstellung verpflichtet ist". Es habe in der Vergangenheit hin und wieder Unstimmigkeiten gegeben, "aber wir wissen doch, dass wir uns gegenseitig brauchen". Letztlich sei einzig der Trainer "alleine verantwortlich für die Nominierung".

Hoeneß hatte sich in der vergangenen Woche für Bayern-Schlussmann Neuer stark gemacht und dabei den DFB um Löw sowie auch ter Stegen angegriffen. Er erwarte von den handelnden Personen beim DFB, "dass man den Herrn ter Stegen schon mal in die Ecke stellt und ihm klar sagt, dass es so nicht geht", sagte Hoeneß: "Er beschädigt hier einen völlig untadeligen Sportsmann wie den Manuel Neuer." Zuvor hatte ter Stegen über seine Rolle als Ersatzmann geklagt.

Löw reagierte am vergangenen Wochenende unbeeindruckt auf die verbalen Angriffe aus München. "Von so was lasse ich mich nicht beeinflussen. Das lässt mich völlig entspannt in die Zukunft blicken", sagte der 59-Jährige der "Bild am Sonntag". Auch Neuer hakte die Angelegenheit schnell ab. "Für mich ist das Thema eh durch gewesen, das habe ich ja gesagt", sagte er nach dem 4:0 gegen den 1. FC Köln, als er auf die Aussagen von Hoeneß angesprochen wurde.

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