"Da war mal was mit Würde"

FC Bayern: Wegen Niko Kovac - Mehrere Experten kritisieren Karl-Heinz Rummenigge


Vorstandsboss des FC Bayern: Karl-Heinz Rummenigge.

Vorstandsboss des FC Bayern: Karl-Heinz Rummenigge.

Von Patrick Mayer / Online

Karl-Heinz Rummenigge stellt unablässig Bayern-Trainer Niko Kovac infrage. Gleich mehrere Experten zur Bundesliga reagieren in den Talkshows dieser Republik irritiert.

München - Es rumort rund um den FC Bayern. Nicht, weil die Sorgen um die Meisterschaft wegen des Bundesliga-Showdowns am kommenden Wochenende gigantisch wären.

Trainerdiskussion beim FC Bayern

Vielmehr haben sich die Münchner selbst eine Trainerdiskussion aufgebürdet, die so richtig in Fußball-Deutschland nicht verstanden wird. Schließlich hat Niko Kovac mit den Bayern am Samstag gegen Ex-Klub Eintracht Frankfurt (15.30 Uhr, live bei Sky und im AZ-Liveticker) beste Chancen, die siebte Meisterschaft in Folge klarzumachen. Es wäre seine erste als Trainer. Und er kann am 25. Mai in Berlin gegen RB Leipzig den DFB-Pokal holen, und damit womöglich das Double.

Dennoch wird der Kroate unaufhörlich von Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge infrage gestellt. "Ich bin kein Freund dieser Garantien und auch nicht davon, die Spieler und den Trainer nur zu loben", hatte der Bayern-Boss nach dem 0:0 im Bundesliga-Duell mit den Leipzigern gesagt: "Ich habe festgestellt: manchmal wird das mit Bequemlichkeit bezahlt und das ist bei Bayern München nicht der richtige Weg." Bequemlichkeit? Taffe Worte vom Chef!

Was für Unmut unter den Experten in Fußball-Deutschlands sorgt. Sie unterstützen mittlerweile reihenweise Kovac.

Gemeinsam für den FC Bayern: Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge, Ex-Profi Klaus Augenthaler und Trainer Niko Kovac (v.li.) an der Säbener Straße.

Gemeinsam für den FC Bayern: Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge, Ex-Profi Klaus Augenthaler und Trainer Niko Kovac (v.li.) an der Säbener Straße.

Unmut über Umgang mit Niko Kovac

"Wenn sie es dem Niko Kovac schwerer machen wollen, Meister zu werden, haben sie alles richtig gemacht. Er lebt zu drei Vierteln der Saison damit, aber in der Endphase finde ich es kontraproduktiv. Es ist halt Bayern-Style, vielleicht ist es auch nötig, einen Nadelstich zu setzen. Für Niko finde ich es einfach unangenehm zu arbeiten", sagte Ex-BVB-Coach und Ex-Köln-Trainer Peter Stöger im "CHECK24 Doppelpass" bei SPORT1. "Niko Kovac ist so lange im Fußballgeschäft dabei, dass er weiß, dass es ein Tages- oder Wochengeschäft ist und du dich permanent messen lassen muss. Aber das ist überhaupt nicht die Frage. Die Frage ist, ob ich es so kommunizieren muss und das macht es nicht leichter."

Heribert Bruchhagen, einst Vorstandsvorsitzender bei Eintracht Frankfurt, sagte in derselben Sendung: "Niko ist in einem frühen Stadium seines Trainerdaseins. Ich hätte von ihm (Rummenigge, d.Red.) erwartet, dass er ihn mehr unterstützt und dass er ihm die Chance gibt, sich zu entwickeln."

Auch Ex-Bayern-Profi Christian Ziege äußerte bei Sport1 seinen Unmut über den Umgang mit Kovac. "Sie sind in einem Umbruchsjahr. Niko macht für mich einen überragenden Job trotz dieser ganzen Sachen. Er lässt sich nicht beirren. Ich kann das nicht nachvollziehen. Ich habe selbst als Sportdirektor gearbeitet. Da spricht man miteinander, was man nach außen gibt", meinte der 47-Jährige: "Aber hier macht jeder sein eigenes Ding."

Einst gemeinsam für den BVB: Kovac-Bruder Robert (2.v.li), heute Co-Trainer beim FC Bayern, und Patrick Owomoyela (2.v.re.).

Einst gemeinsam für den BVB: Kovac-Bruder Robert (2.v.li), heute Co-Trainer beim FC Bayern, und Patrick Owomoyela (2.v.re.).

Ex-BVB-Profi Owomoyela springt Kovac bei

So richtig sprang Ex-BVB-Profi Patrick Owomoyela dem Bayern-Trainer zur Seite.

"Im Endeffekt stehen ja auch Spieler auf dem Platz, die es regeln müssen. Das sind elf Individuen, die alle ihre Themen haben, alle mal einen schlechten oder guten Tag haben. Da kann so viel verloren gehen", sagte der frühere Nationalspieler in der Sendung "Wontorra" bei Sky: "Du hast von den Charakteren her in München mit Leuten zu tun, die sich nicht auf Augenhöhe, sondern über dir sehen. Die musst du in der Manege als Dompteur leiten. Dann darfst du noch derjenige sein, der Robben und Ribéry beibringt: Hört mal, ihr seid auf dem Abstellgleis, ihr dürft noch ein paar Mal, aber nicht mehr so viel. James musst du auch in seine Rolle setzen - all diese Themen sind wahnsinnig schwer."

Dass die Münchner nach wie vor die Chance auf das Double hätten sei "eine Riesen-Leistung. Das wird vielleicht zu wenig gewürdigt", sagte Owomoyela weiter.

Der 39-Jährige erinnerte an die legendäre Pressekonferenz der Bayern-Bosse im Oktober, als Rummenigge das Grundgesetz zitierte. Owomoyela : "Und irgendwas war da ja mal mit der Würde des Menschen und den Bayern und man solle da vernünftig mit umgehen. Finde ich schwierig."

Lesen Sie hier: BVB-Boss versucht es gegen Bayern jetzt mit Psycho-Tricks

Lesen Sie auch: FC Bayern gibt Entwarnung bei Thiago