Abflug nach Doha am Freitag

FC Bayern: Mit "Leichtigkeit" ins umstrittene Trainingslager nach Katar


Sonne statt Schneegestöber: Der FC Bayern bereitet sich am Persischen Golf auf die Rückrunde vor.

Sonne statt Schneegestöber: Der FC Bayern bereitet sich am Persischen Golf auf die Rückrunde vor.

Von Bernhard Lackner

Auch in diesem Jahr absolviert der FC Bayern sein Trainingslager wieder im höchst umstrittenen Wüstenstaat Katar. Präsident Uli Hoeneß lobt die "hervorragenden Trainingsbedingungen", Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge spricht von Vertrauen gegenüber den Organisatoren.

München - Die Würde des Menschen sei "unantastbar", hatte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge bei der legendären Pressekonferenz der Bosse des FC Bayern im Oktober vollmundig erklärt - und auf Artikel 1 des Grundgesetzes hingewiesen. Dass in Katar die Menschenrechte keineswegs unantastbar sind, scheint den deutschen Rekordmeister dagegen schon seit Jahren nicht groß zu stören. Zum neunten Mal in Folge bereitet sich der FC Bayern im viel kritisierten Gastgeberland der WM-Endrunde 2022 auf die Bundesliga-Rückrunde vor. Am Freitagvormittag geht es wieder los. (Alles zum Bayern-Trainingslager finden Sie in unserem AZ-Newsblog)

Im Emirat am Persischen Golf gebe es schlicht und einfach "hervorragende Trainingsbedingungen", verteidigte unlängst bereits Bayern-Präsident Uli Hoeneß die umstrittene Reise der Münchner nach Katar. Dass die nationale Fluglinie des Emirats ein Großsponsor des Rekordmeisters ist, dürfte bei der Wahl des Trainingslagers aber ebenso eine entscheidende Rolle spielen.

Rummenigge: Die WM in Katar hat "reformierende Kraft"

Der Wüstenstaat sieht sich seit Jahren vor allem wegen der im Land herrschenden Arbeitsbedingungen für hunderttausende Gastarbeiter auf den WM-Baustellen massiver internationaler Kritik ausgesetzt. Rummenigge setzt indes auf Kommunikation. Die Partner in Doha würden "unsere Überzeugungen kennen", hatte der Bayern-Boss bereits im vergangenen Jahr betont: "Darüber sprechen wir vertraulich, und mit jedem Gespräch wächst ein Stück Vertrauen. Das ist die Voraussetzung für Veränderung."

Das Land sei "zu Reformen verpflichtet, nicht nur wegen der WM, aber die WM hat eine reformierende Kraft und ist ein Antreiber für positiven Wandel. Seit der WM-Vergabe gab es massive Reformen im Arbeits- und Sozialwesen", sagte zuletzt auch Hassan Al-Thawadi, Chef des katarischen WM-Organisationskomitees.

Bayern-Trainer Niko Kovac sind die brisanten Umstände sicher bekannt, doch für den 47-Jährigen steht die optimale Vorbereitung seiner Stars im Vordergrund. In der Aspire Academy sollen die Grundlagen für die geplante Aufholjagd auf Spitzenreiter Borussia Dortmund und die Hammer-Aufgabe im Champions-League-Achtelfinale gegen den FC Liverpool gelegt werden. (Lesen Sie hier: Vor diesen Klopp-Raketen zittert der FC Bayern jetzt schon)

FC Bayern: Salihamidzic treibt Transferplanungen voran

Kovac versprach bei sechs Punkten Rückstand auf den BVB einen "erbitterten Kampf" um die deutsche Meisterschaft. Er habe die Winterpause mit dem Gefühl verbracht, "dass wir wieder der FC Bayern vom Saisonstart sind, dass wir uns unsere Leichtigkeit und das Selbstbewusstsein zurückgeholt haben - und dass die Jungs heiß sind, in der Rückrunde alles aus sich rauszuholen", sagte Kovac in einem Interview auf der klubeigenen Homepage.

Sportdirektor Hasan Salihamidzic arbeitet derweil weiter am Kader der Zukunft. Seit dem 1. Januar steht der 18 Jahre alte Alphonso Davies unter Vertrag. Der Flügelspieler vom MLS-Klub Vancouver Whitecaps kostete die Bayern bislang rund 14 Millionen Euro. Mit Zuschlägen können es dem Vernehmen nach bis zu 19 Millionen werden.

Der von den Münchnern umworbene französische Abwehrspieler Lucas Hernandez von Atletico Madrid wäre mit 80 Millionen Euro Ablöse um ein Vielfaches teurer. Auch Offensivspieler Callum Hudson-Odoi (18) vom FC Chelsea soll bis zu 40 Millionen kosten. Salihamidzic will im Januar die Gespräche mit den Spielern intensivieren. Ob sich bis zum Bundesligastart am 18. Januar in Hoffenheim noch etwas tut, ist offen.

Klar positioniert haben sich die Bayern dagegen bei zwei zuletzt unzufriedenen Stars. So sollen 2014er-Weltmeister Mats Hummels und der Kolumbianer James, der mit Juventus Turin in Verbindung gebracht wurde, aktuell nicht abgegeben werden.

Im Video: Alphonso Davies ist "ein Geschenk"