Gebürtiger Regensburger beim FC Chelsea

Derrick Abu: Auf den Spuren von Callum Hudson-Odoi


Der gebürtige Regensburger Derrick Abu (rechts) mit seiner Mutter (links).

Der gebürtige Regensburger Derrick Abu (rechts) mit seiner Mutter (links).

Von Magnus Rötzer

Der Fußball schreibt oft außergewöhnliche Geschichten. So auch die von Derrick Abu (17). Der gebürtige Regensburger gilt als vielversprechendes Talent im europäischen Fußball. Der Rechtsverteidiger spielt in der Jugend des FC Chelsea - und arbeitet hart an seinem Traum vom Profifußball.

Ein breites Grinsen ziert das Gesicht von Derrick Abu. Er trägt ein rotes Trikot, darauf die Nummer 20 und das Wappen des englischen Fußballverbands, die bekannten "Three Lions". Sichtlich stolz sitzt der Junge in der Hocke, die linke Hand liegt auf dem Knie, mit der rechten Hand fasst er in den satten grünen Rasen des Marbella Football Center. Normalerweise bereiten sich auf diesem Rasen die Profis bekannter europäischer Fußballvereine auf die Saison vor. FC Liverpool, Borussia Dortmund, Inter Mailand, um nur ein paar wenige prominente Beispiele zu nennen. Nun steht Abu ein großer Moment in seiner jungen Karriere auf genau diesem Fußballplatz bevor. Er darf in einem Freundschaftsspiel der englischen Jugendnationalmannschaft von Beginn an ran. Wenig später postet er das Teamfoto, das vor dem Anpfiff geschossen wurde, auf Instagram. "Honoured", also geehrt, lautet die Bildunterschrift.

Einmal für sein Land auflaufen: Den meisten Jugendlichen bleibt dieser Traum verwehrt. Für Derrick Abu, den Jungen mit der Nummer 20, ist dieser Traum Realität geworden. Einige Monate später blickt der Nachwuchsspieler des FC Chelsea auf dieses Ereignis zurück: "Für England zu spielen war eine fanatische Erfahrung. Ich freue mich schon auf das nächste Mal." Zeitgleich gesteht er: "Ich war nervös, aber gleichzeitig so begeistert und habe mich geehrt gefühlt, England zu vertreten."

Von der Oberpfalz ins Vereinigte Königreich

Dass es eines Tages dazu kommen sollte, konnte am 18. Dezember 2003 noch niemand erahnen. An jenem Donnerstag kam Abu in Regensburg zur Welt. Abus Eltern hatten sich in der Oberpfälzer Domstadt kennengelernt und vor Abus Geburt dort gelebt. Im Jahr 2006 - also nicht einmal drei Jahre nachdem Abu auf die Welt kam - zog die Familie mit dem jungen Sohnemann ins Vereinigte Königreich - quasi von der Steinernen Brücke hin zur berühmten Londoner Stamford Bridge, dem Stadion des FC Chelsea.

Im Sommer diesen Jahres unterschrieb Derrick Abu gemeinsam mit 13 weiteren jungen Spielern seinen ersten Vertrag bei den "Blues" und ist Teil des U18-Kaders des Londoner Stadtteilclubs. Ein wichtiger Schritt in der Karriere des gebürtigen Oberpfälzers. Dass Spielern der Chelsea-Jugend-Akademie eine großartige Karriere blühen kann, haben bereits einige Fußballer in der jüngsten Vergangenheit bewiesen. Tammy Abraham, Mason Mount oder Callum Hudson-Odoi. Alle drei tauchen im Kader der ersten Mannschaft von Chelsea auf und durften ihr Können bereits mehrfach in der Premier League unter Beweis stellen.

Eine Garantie, dass Derrick Abu eines Tages in die Fußstapfen von Mount, Abraham oder Hudson-Odoi treten kann, gibt es aber freilich nicht. Der weitere Werdegang ehemaliger Chelsea-Akademiespieler ist oftmals grundverschieden.

Mit dieser Thematik wird sich Derrick Abu aber wohl kaum beschäftigen, denn sein Fokus liegt ganz auf dem Fußballspielen. Seinen Tagesablauf in der Chelsea-Akademie bezeichnet Abu als "betriebsam". Die Coronapandemie ging freilich auch am FC Chelsea nicht spurlos vorbei. Das Virus habe vieles verändert, meint er.

"Ein hart arbeitender Spieler"

Abu beschreibt sich selbst als "offensiv denkenden Verteidiger", der sich auch nicht vorm Eins gegen Eins scheut. "Derrick ist ein hart arbeitender und engagierter Spieler, der sein Spiel durch und durch genießt", wird Jim Fraser, Assistenztrainer in der Jugendförderung bei Chelsea auf der Homepage der Londoner zitiert. Er attestiert dem jungen Spieler zudem eine "ansteckende Energie" auf seine Mitspieler, sowohl auf als auch neben dem Platz.

Neben dem Platz beschreibt sich Abu selbst als einen "sehr umgänglichen Typ". "Ich liebe es, Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden zu verbringen", fügt er hinzu. "Außerdem habe ich eine riesige Leidenschaft für Musik." Er macht auch selbst Musik.

Eines Tages auch im DFB-Trikot?

Prinzipiell dürfte der Regensburger auch für Nigeria und Deutschland in der Jugendnationalmannschaft an den Start gehen, bevor er sich im Erwachsenenbereich final für eine Nation festlegt. "Ich hoffe, ich kann für alle drei großartigen Nationen spielen, bevor ich meine endgültige Entscheidung treffe."

Laut Abu gibt es auch Gespräche mit dem DFB. Er hofft, dass er nächstes Jahr vor der Europameisterschaft zum Trainingscamp der deutschen Mannschaft reisen kann. Und wer weiß? Vielleicht findet man auf Instagram demnächst auch ein Bild des jungen Regensburgers im deutschen Trikot.