"Ein Tor für die Geschichte"

Atlético feiert den Schützen Saúl


Große Freude: Saúl Ñíguez und Teamkollege Koke bejubeln den Siegtreffer gegen die Bayern.

Große Freude: Saúl Ñíguez und Teamkollege Koke bejubeln den Siegtreffer gegen die Bayern.

Nach dem 1:0-Sieg von Atlético Madrid über Bayern München feiern die spanischen Fans den Torschützen Saúl als Helden und träumen vom Einzug ins Finale. Trainer Simeone ist da skeptischer. Der Argentinier hält den Ausgang des Rückspiels für völlig offen.

Saúl Ñíguez hat keinen Zweifel: Das Siegtor für Atlético Madrid im Spiel gegen Bayern München war der wichtigste Treffer in seiner noch jungen Fußballerkarriere. "Ich hatte auch Glück, weil ich um einen Hauch früher an den Ball kam als die Gegner", beschrieb der 21-Jährige die entscheidende Szene in der 11. Minute des Halbfinal-Hinspiels der Champions League. "Ich konnte mir den Ball auf meinen starken linken Fuß legen, und dann nahm ich das Bayern-Tor genau ins Visier."

Der 1:0-Sieg lässt die Madrilenen vom Einzug ins Finale in Mailand träumen. "Saúl schießt ein Tor, das in die Geschichte eingeht", titelte die Sportzeitung "As" am Donnerstag. Das Konkurrenzblatt "Marca" jubelte: "So entsteht eine Fußball-Legende. Mit einem Bilderbuch-Tor von Saúl macht Atlético einen großen Schritt in Richtung Mailand."

Lesen Sie hier: "Better foul Saúl": So reagieren die Medien auf Bayerns Niederlage in Madrid

Trainer Diego Simeone wollte in den Chor des Jubels nicht einstimmen. "Das 1:0 gibt uns die Möglichkeit, mit Chancen zum Rückspiel nach München zu fahren", meinte der Argentinier. Auch Angreifer Fernando Torres riet zur Zurückhaltung. "In München werden wir noch und noch leiden müssen", befürchtet "El Niño" (der Junge), wie der Stürmer genannt wird. "Dort werden wir gegen ein Team des FC Bayern ankämpfen müssen, das über Qualitäten verfügt wie kaum eine andere Mannschaft."

Die Fans dagegen feierten den Sieg und den Torschützen. "Atleti ins Finale, Saúl in die Nationalelf!", skandierten sie. Nationaltrainer Vicente del Bosque wird die starke Partie des jungen Mittelfeldspielers zur Kenntnis genommen haben. Er saß im Vicente-Calderón-Stadion auf der Tribüne neben der spanischen Thronfolgerin Prinzessin Leonor. König Felipe VI., ein bekennender Anhänger von Atlético, hatte seine zehnjährige Tochter erstmals in ein Fußballstadion mitgenommen. Die Royals erwiesen sich als Glücksbringer für die Rot-Weißen.

Lesen Sie hier: Bayern verlieren Halbfinal-Hinspiel in Madrid

In Spanien wird nun darüber spekuliert, ob Saúl noch ins Aufgebot für die Europameisterschaft rutschen könnte. Der 21-Jährige war bereits in den Kader der Selección berufen worden, aber sein Debüt in der Nationalelf steht noch aus.

Dabei gehört das Tore-Schießen eigentlich nicht zu seinen vorrangigen Aufgaben. Gegen den FC Bayern hatte das Talent aus dem Atlético-Nachwuchs in der Devise aushelfen und die Angreifer Torres und Antoine Griezmann freispielen sollen. Dass Saúl seinen Slalomlauf durch die Bayern-Abwehr mit einem Torschuss abschließen konnte, hatte er allerdings auch der Tatsache zu verdanken, dass Thiago, Bernat, Xabi Alonso und Alaba ihn nicht energisch attackierten.

"War das Tor auch sein schönster Treffer?", wurde Saúl gefragt. Da ist der 21-Jährige sich nicht ganz sicher. Ein Treffer per Fallrückzieher gegen den Lokalrivalen Real Madrid sei möglicherweise noch schöner gewesen, gab Saúl zu bedenken. Der Jungstar, dessen Vater als Profi unter anderem für den FC Elche gespielt hatte, war mit elf Jahren zur Jugend von Real gekommen. Wenig später wechselte er zu Atlético.