Deggendorfer SC

DSC-Legende Greilinger: Der beste "Hackstock" aller Zeiten

Thomas Greilinger ist ein Eishockeyspieler, wie es ihn in Deggendorf kein zweites Mal gibt. Bis zur Legende war es aber ein langer Weg.

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Thomas Greilinger wird seine Karriere wohl dort beenden, wo sie begonnen hat: beim Deggendorfer SC. Die Frage ist nur, wann.

Thomas Greilinger wird seine Karriere wohl dort beenden, wo sie begonnen hat: beim Deggendorfer SC. Die Frage ist nur, wann.

Von Elias Klinger

Die Uhr zeigt 18.45 Uhr. Die Tribüne bebt. Musik, Klatschen und Sprechchöre füllen die Halle. Eine aufgeheizte Menge von 1735 Menschen fiebert dem Spektakel, das in Kürze losbricht, entgegen. Es ist der 15. Dezember 2024, die Deggendorfer Eishalle hat ihre Tore für ein Spitzenspiel geöffnet: der Deggendorfer SC gegen die Memmingen Indians, Zweiter gegen den Dritten der Oberliga Süd. Angespannt und voller Vorfreude erwarten die Fans und Spieler den Beginn des Spiels. Unter ihnen ein Mann, den diese Emotionen seit mehr als 26 Jahren verfolgen, aber immer noch nicht loslassen: Thomas Greilinger.

Der 43 Jahre alte Flügelstürmer, spielt in seinem 1012. professionellen Eishockeyspiel. Wie bei jedem Heimspiel wird Thomas Greilinger scherzhaft als "Hackstock" von den heimischen Fans begrüßt. Hackstock nennt man im Eishockey einen Spieler, der mehr - oder weniger - begabt als der Rest seines Teams ist. "Ich weiß nicht, wie der Scherz ins Stadion gekommen ist, wahrscheinlich über Freunde, mit denen ich früher Streethockey gespielt habe", sagt Greilinger. Da steckt natürlich Ironie drin. Der Stürmer des Deggendorfer Schlittschuh-Clubs ist nicht nur das Aushängeschild des Vereins, sondern einer der erfolgreichsten bayerischen Eishockeyspieler überhaupt.

Auch ein sehr guter Fußballer

Ich habe eigentlich mit vier Jahren begonnen”, sagt Thomas Greilinger. Mit zwölf Jahren fokussiert sich Greilinger vollkommen auf Eishockey und lässt andere Sportarten wie Fußball oder Tennis zurück: "Ich war auch im Fußball vergleichsweise sehr gut, aber Eishockey macht einfach mehr Spaß.” Sein Können und Talent in jungen Jahren blieben auch seinem Heimatklub Deggendorf nicht verborgen.

Das Spiel Deggendorf gegen Memmingen beginnt, die Spieler jagen sich übers Eis. Ein Deggendorfer bringt die Scheibe in die Angriffszone, ehe er durch einen Bodycheck von den Füßen geholt wird. Der Puck kommt trotzdem zu Greilinger durch, der im Alleingang zwei Gegner stehen lässt und dann auf einen Teamkameraden zurücklegt. Die Halle explodiert in Jubel, 1:0 für Deggendorf.

Irgendwann gibt der Körper nach

Thomas Greilinger geht schon seit mehr als zwei Dekaden professionell auf Torejagd. Jeder, der mit ihm gespielt hat oder spielt, weiß um seine Qualität. "Er ist und bleibt wahrscheinlich das größte Talent, das Deggendorf je hervorgebracht hat", sagt Timo Pielmeier. Insgesamt neun Jahre spielen der Torhüter aus Deggendorf und Thomas Greilinger schon zusammen. "Es gibt wenige in Deutschland, die so begabt sind wie er."

Mit 18 Jahren beginnt seine professionelle Laufbahn bei den München Barons. Aufgrund einer Jugendförderlizenz und eines freien Kaderplatzes kann der Niederbayer in den Playoffs der DEL mitwirken. Am Ende gewinnen die Barons den Titel. Greilinger kommt immerhin vereinzelt zum Einsatz.

In den folgenden Jahren etabliert er sich aber bei mehreren DEL-Vereinen. Für Schwenningen, Nürnberg und Mannheim setzt Thomas Greilinger jedes Spiel und Training seinen Körper auf Spiel, bis der 2005 nachgibt. "Ich habe einen schweren Knorpelschaden im rechten Knie", sagt Greilinger. Die Verletzung unterbricht seine noch junge Karriere. "Ich habe in der Zeit meine Trainerlizenz gemacht, aber nie auch nur darüber nachgedacht, mit dem Eishockey aufzuhören." Die Verletzung setzt ihm zu, ihn aber nicht außer Gefecht.

Ein Jahr lang muss der Deggendorfer pausieren, sich vorbereiten, vor allem Vertrauen in sein Knie neu erarbeiten. Mit Kraft, Willen und Ausdauer kämpft er sich aufs Eis zurück und ist für die Saison 2006/07 wieder bereit. Der Neu-Anfang ist bei einem alten Bekannten, den Deggendorf Fire, wie der DSC damals hieß.

Die Stimmung in der Halle wird hitziger. Memmingen und Deggendorf kämpfen und ackern um jeden Zentimeter Eis, bis schließlich ein schrilles Pfeifen das Spiel unterbricht: Strafe gegen Memmingen. Durch die daraus resultierende Überzahl dominiert Deggendorf, bis schließlich ein zweites Mal der Puck im Netz zappelt. 2:0

94 Tore, 92 Assists in zwei Saisonen

Dieses Gefühl der Euphorie nach einem Tor kennt Thomas Greilinger allzu gut. Rekordverdächtig oft punktet er in den zwei Spielzeiten nach seiner schwerwiegenden Verletzung, in 83 Spielen verzeichnet er 94 Tore und 92 Assists. "Es waren natürlich auch mehrere Ligen Unterschied, ich habe davor ja schon DEL gespielt", sagt Thomas Greilinger. Danach klopft der ERC Ingolstadt aus der DEL an, und der Rest ist bayerische Eishockeygeschichte: Insgesamt elf Jahre spielt der Deggendorfer für den ERC und bricht etliche Vereinsrekorde. In der Saison 2009/10 ist er bester Torschütze und wird zum DEL Player of the Year gekürt. Mit dem Gewinn der deutschen Meisterschaft im Jahr 2014 kommt dann nochmal ein weiterer Höhepunkt hinzu.

Karriereende? Bleibt abzuwarten

"Thomas Greilinger gehört zweifellos zu den herausragenden Spielern, die das deutsche Eishockey herausbrachte und hält als Panther-Legende zudem alle relevanten Klub-Rekorde", sagt Stefan Ried, Pressesprecher des ERC Ingolstadt. Seine letzte Station ist wieder der DSC, zu dem er nach seiner letzten DEL-Saison 2019 zurückkehrt. "Hier fühle ich mich einfach wohl."

Sein DSC gewinnt das Spiel gegen Memmingen zum Schluss souverän mit 4:1

Mit seinen 43-Jahren ist Thomas Greilinger auf der Zielgeraden seiner Karriere - und pünktlich zu den Oberliga-Playoffs, in denen Deggendorf aktuell im Viertelfinale gegen die Hannover Scorpions spielt, in die Mannschaft zurückgekehrt. Ob es die letzte Saison des Stürmers ist, bleibt abzuwarten und hängt allein von seiner Entscheidung ab. Was aber schon feststeht: Der Tag seines Rücktritts wird ein schwerer für Deggendorf und das bayerische Eishockey sein.

Elias Klinger studiert in Passau Journalistik und strategische Kommunikation. Sein Beitrag ist in einer Lehrredaktion entstanden, die in dem Studiengang integriert ist. Die Lehrredaktion wird von Redakteuren unserer Mediengruppe betreut.

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