Forschungsprojekt

St. Hedwig erhält 1,1 Millionen vom Bund für Forschungsprojekt


Durch das Projekt könnten sich die Therapiemöglichkeiten bei Neugeborenen mit Sauerstoffmangel verbessern.

Durch das Projekt könnten sich die Therapiemöglichkeiten bei Neugeborenen mit Sauerstoffmangel verbessern.

Von Redaktion Regensburg

Ein Forschungsprojekt der Kuno Klinik St. Hedwig wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit knapp 1,1 Millionen Euro gefördert. Das teilte die Klinik am Dienstag in einer Pressemitteilung mit. Das Team forscht an einer Therapiemöglichkeit zur Behandlung von Patienten, die Hirnschädigungen durch Sauerstoffmangel erlitten haben.

Die Leitung des Projekts haben Biochemiker Professor Florian Heyd und Dr. Tom Haltenhof der Freien Universität Berlin und Professor Dr. Sven Wellmann an der Kuno-Klinik Sankt Hedwig inne. In der nun für zwei Jahre geförderten "Neuroprotektion"-Machbarkeitsstudie geht es insbesondere auch um die Behandlung von Neugeborenen, die bei Sauerstoffmangel während der Geburt bei schweren Verläufen mit der therapeutischen Hypothermie behandelt werden, also dem künstlichen Absenken der Körpertemperatur auf etwa 33,5 Grad Celsius. Mithilfe der therapeutischen Hypothermie können Nervenschäden laut Pressemitteilung der Barmherzigen Brüder Regensburg minimiert werden. Das künstliche Absenken der Körpertemperatur berge aber das Risiko schwerer, mitunter lebensbedrohlicher Nebenwirkungen.

Zudem sei die therapeutische Hypothermie nur in dafür speziell ausgestatteten, neonatologischen Intensivstationen anwendbar. Aus diesen Gründen und wegen der längeren Trennung von Eltern und Kind würden lediglich Neugeborene mit schweren Verläufen auf diese Weise therapiert. Bislang gebe es keine alternativen Behandlungsmethoden. Das Projekt "Neuroprotektion" setzt in der Machbarkeitsphase an diesem Punkt an und sucht eine alternative Therapieoption.

Professor Wellmann nutzt neuroprotektive Wirkung

Die Arbeitsgruppe von Professor Florian Heyd forscht an der Freien Universität Berlin an den molekularen Mechanismen, die Änderungen in der Körpertemperatur mit Änderungen der Genexpression verbinden. Im Jahr 2023 konnte die Gruppe einen Mechanismus charakterisieren, der zur verstärkten Bildung des Proteins RBM3 durch Kältebehandlung führt. Zudem identifizierte das Team eine Substanz, ein Antisense-Oligonukleotid, das zur verstärkten Expression des Gens RBM3 bei normaler Körpertemperatur führt.

Der Leiter der Neonatologie des universitären Perinatalzentrums Level eins Regensburg (Kuno-Klinik Sankt Hedwig - Krankenhaus Barmherzige Brüder), Professor Sven Wellmann nutzt seit vielen Jahren die neuroprotektive Wirkung der Hypothermie, insbesondere für Neugeborene, bei denen Komplikationen während der Geburt zu Sauerstoffmangel im Gehirn geführt haben. Außerdem hat Professor Wellmann zeigen können, dass eine verstärkte Expression von RBM3 zur neuroprotektiven Wirkung der Hypothermie-Behandlung beitrage. Diese Vorarbeiten waren auch durch die Kuno-Stiftung in Regensburg möglich. Durch den von Professor Florian Heyd entschlüsselten Mechanismus, wie Kälte zur vermehrten Bildung von RBM3 führt, sei das Ziel, Neuroprotektion ohne Kühlung zu erlangen, in greifbare Nähe gerückt.

In dem von Dr. Tom Haltenhof koordinierten Projekt will das Forschungsteam die Expertise in Molekularbiologie und klinischer Anwendung der Hypothermie kombinieren, um die Nutzung von RBM3 Antisense-Oligonukleotiden als Alternative zur Hypothermie bei der Behandlung von Neugeborenen mit Hirnschädigung durch Sauerstoffmangel weiter zu untersuchen und in Richtung der klinischen Nutzung zu entwickeln. Im nächsten Schritt soll die Wirksamkeit in weiteren Anwendungsfeldern, von Epilepsie über Schlaganfall und Herzinfarkt bis zu neurodegenerativen Demenzerkrankungen getestet werden.

Machbarkeitsphase bis September 2025

In der einjährigen Sondierungsphase des Förderprogramms habe Haltenhof bereits verschiedene Verwertungsoptionen für diese Forschungsergebnisse prüfen und eine Strategie erarbeiten können. In der Machbarkeitsphase (Oktober 2023 bis September 2025) führen die Wissenschaftler der Freien Universität Berlin gemeinsam mit dem Kooperationspartner an der Universität Regensburg das Projekt fort.