Donaugeflüster

Absurd eigentlich


Ein Blick über die Donau entlang der Steinernen Brücke hin zum Regensburger Dom.

Ein Blick über die Donau entlang der Steinernen Brücke hin zum Regensburger Dom.

Josef K. wacht am Morgen seines 30. Geburtstags auf und wundert sich, warum die Zimmervermieterin, Frau Grubach, die ihm jeden Tag gegen acht Uhr das Frühstück bringt, nicht kommt. Stattdessen tritt ein schwarz gekleideter Mann herein, der sich nicht vorstellt, K. aber mitteilt, dass er gefangen sei. Warum ? Er sei nicht dazu bestellt, das zu sagen. Ein zweiter Mann mit knochigem Gesicht, empfiehlt, ihnen seine Sachen zur Aufbewahrung zu geben. K. denkt an einen Spaß. Er lebt doch in einem Rechtsstaat. K. neigt dazu, alles möglichst leicht zu nehmen, aber jetzt entschließt er sich, nicht den geringsten Vorteil, den er gegenüber diesen Leuten besitzt, aus der Hand zu geben. Im Nebenzimmer wird K. dem Aufseher vorgeführt. Auch dieser weiß nicht, ob K. überhaupt angeklagt wurde und die Verhaftung sein Leben beeinträchtigen werde. Absurd erscheint die Situation, die Franz Kafka 1915 in seinem Roman "Der Prozess" beschreibt. Ein bisschen absurd erscheint einem auch manchmal die Situation auf dem Bahnhofsvorplatz. Viele Jahre lang wurde hier auf ein attraktives Entrée in die Altstadt hingearbeitet. Viele Bäume, keine Autos, Sitzbänke - ein Ort zum Verweilen war geplant. Das Sozialgebäude wurde abgerissen. Der Untergrund untersucht, um mit der Tiefgarage nicht dem Jüdischen Friedhof zu nahe zu kommen. Für den Autoverkehr wurde der Bahnhofsvorplatz gesperrt. Und dann kam das politische Aus. Die Stadtratskoalition beschloss, das Projekt um fünf Jahre zu verschieben. Jetzt wird auch noch gefordert, den Autoverkehr wieder fließen zu lassen, nachdem sich die meisten Autofahrer an die Sperrung gewöhnt haben. Absurd eigentlich.

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