Ein Straubinger will heim

Terrordrohung, eine Katze im Flugzeugklo, Notlandung – die kuriose Heimreise aus Las Vegas


Wegen einer Katze musste eine Condor-Maschine in Denver notlanden. (Fotos: Frederik von Erichsen/dpa, Sven Hoppe/dpa)

Wegen einer Katze musste eine Condor-Maschine in Denver notlanden. (Fotos: Frederik von Erichsen/dpa, Sven Hoppe/dpa)

Ob es am Abflugsort, dem berühmt-berüchtigten Las Vegas, lag, was sich wenig später an Bord einer Condor-Maschine auf dem Weg nach Frankfurt abspielte? Diese Frage kann wohl nur die Passagierin beantworten, die für die Notlandung nach kurzer Flugzeit in Denver verantwortlich war. Die kuriose Geschichte der Reihe nach.

Flughafen Las Vegas, Freitag Mittag: Die Condor-Maschine steht zum Abflug nach Frankfurt bereit und rollt Richtung Startbahn. Auch ich sitze im Flieger und mache es mir im Sitz bequem. Dann stoppt der Flieger plötzlich. Passagiere berichten mir nach dem Flug, dass zu diesem Zeitpunkt andere Mitreisende eine frei umherlaufende Katze im hinteren Teil des Fliegers bemerkten. Sie gehört zu der Frau, die später für die Notlandung in Denver verantwortlich ist. Weder die Flugzeug-Crew, noch der Pilot waren darüber informiert, dass ein Tier an Bord ist. Stewardessen vereinbaren daraufhin mit der Katzen-Besitzerin, dass sich das Tier während des Fluges in einer defekten Toilette des Flugzeuges aufhalten darf. Dann startet das Flugzeug planmäßig.

Abmachung mit dem Piloten

Als das Flugzeug seine Flughöhe erreicht hat, stürmt die Frau gefühlt minütlich zur defekten Toilette, um nach ihrer Katze zu sehen. Der Flugzeug-Crew wird es bald zu bunt. Die Katzen-Frau muss nach vorne zum Piloten. Nach dem Gespräch mit dem Kapitän unterschreibt sie ein Papier, auf dem sie sich damit einverstanden erklärt, dass die Flugzeug-Crew sich um ihre Katze kümmert und sie selbst in regelmäßigen, größeren Abständen nach ihr sehen darf.

Für etwa zehn Minuten kehrt Ruhe im hinteren Teil des Fliegers ein. Dann will die Katzen-Besitzerin zu ihrem Tier. Die Stewardessen verwehren ihr den Zutritt zur defekten Toilette und erinnern sie an die Vereinbarung mit dem Piloten. Doch die Ruhe hält nicht lange an und der Streit zwischen einer Stewardess und der Katzen-Frau schaukelt hoch, wie mir Passagiere nach der Landung in Denver erzählen. Die Frau zerreißt die Vereinbarung und der Zwist eskaliert, als sie auf die Stewardess einschlägt und droht, sie sei Terroristin, hätte Kontakte zur Mafia und fände Mittel und Wege das Flugzeug zum Absturz zu bringen.

Die Drohung wirkt: Der Pilot entscheidet sich zur Notlandung in Denver und setzt einen Notruf ab. Das Flugzeug kehrt um, muss große Mengen Kerosin ablassen, da die Maschine sonst zu schwer für die Landung ist, und schließlich setzen wir kurze Zeit später hart auf. Ich weiß zu dem Zeitpunkt noch gar nicht, was genau passiert ist. Per stille Post geht die ungefähre Geschichte langsam im Flugzeug um. Ich bekomme, wie viele Reisende auch, nicht mit, dass unsere Maschine mit Kampfjets zum Flughafen in Denver eskortiert wird. Das alles erfahre ich erst nach der Landung durch Passagiere, die weiter hinten im Flieger sitzen, und Online-Artikel.

Über 24 Stunden Verspätung

Am Flughafen warten schon Polizei-Autos auf den Flieger. Neun Polizisten kommen an Bord und bringen die Frau mit ihrer Katze nach draußen. Sie krempeln den hinteren Teil des Fliegers um und durchsuchen ihn. Dann verlassen sie den Flieger. Ich bleibe verwirrt und ungläubig schauend mit den anderen Passagieren zurück.

Doch für uns ist die Reiseunterbrechung noch nicht zu Ende. Weil kein Mechaniker das Flugzeug in der Nacht noch für den Weiterflug nach Frankfurt kontrollieren und startklar machen konnte, harren wir mehrere Stunden in dem stehenden Flieger aus. Etwa um halb zwölf Uhr nachts ist klar, dass es erst am nächsten Tag weiter geht. In mehreren Hotels verbringen wir die kurze Nacht, bis es am nächsten Abend um 20 Uhr endlich nach Frankfurt gehen soll. Soll, denn dann verspätet sich der Flieger um eineinhalb Stunden, wegen einer defekten Flugzeugtreppe und eines nicht geputzten und noch nicht beladenen Flugzeugs. Sonntag Nachmittag, deutscher Zeit, lande ich mit den anderen Passagieren schließlich mit über einem Tag Verspätung in Frankfurt. Ich fliege nie wieder mit Katzen.