Niederbayern/Oberpfalz

Salafisten werben um Anhänger – Gefahr für Niederbayern und Oberpfalz?


Salafisten verteilen kostenlos Koran-Exemplare an Passanten. (Archivfoto: Britta Pedersen/dpa)

Salafisten verteilen kostenlos Koran-Exemplare an Passanten. (Archivfoto: Britta Pedersen/dpa)

Von Susanne Raith und Redaktion idowa

Junge Männer und Frauen ziehen in den Dschihad. Sie sind bereit in Allahs Namen zu töten und zu sterben. Nahezu 400 Menschen aus Deutschland sollen sich bereits im Nahen Osten aufhalten. Davon stammen vermutlich 40 Personen aus Bayern. Für weitere Anhänger werben die radikalen Islamisten unter anderem in Regensburg, Schwandorf und Weiden. Die Behörden stehen in Alarmbereitschaft und warnen.

Sie hören keine Musik, tanzen nicht, trinken keinen Alkohol und verabscheuen Glücksspiele: Salafisten leben streng nach den Regeln des Korans. Wer das nicht macht, gilt als ungläubig. Gerne propagieren islamistische Kämpfer mit Fotos und Videos von enthaupteten Menschen. Ihr Ziel ist es, einen islamischen Gottesstaat zu errichten. Dazu braucht es Anhänger, die sie überall auf der Welt suchen. "Uns ist bekannt, dass auch in Regensburg Salafisten junge Menschen ansprechen, die noch kein gefestigtes, politisches und religiöses Weltbild haben", teilt Markus Schäfert, Pressesprecher vom Bayerischen Verfassungsschutz, auf idowa-Anfrage mit. Einmal im Monat präsentieren sie sich dort in der Innenstadt und verteilen an ihrem Stand kostenlos den Koran und andere Schriften. In Niederbayern werben sie bisher nicht.

Eine salafistische Lebensführung weist viele Gebote und Verbote auf. Das alarmiert den Verfassungsschutz. "Anhänger müssen sich nicht mehr individuell entscheiden sowie sich persönlich verantworten. Gerade auf junge Menschen kann das attraktiv wirken", erläutert Schäfert. Die ultrakonservative Strömung des Islams ist eine Gemeinschaft, in der sich alle Zugehörigen gegenüber anderen Gesellschaften überlegen fühlen können. In Gefahr sehe Schäfert vor allem Jugendliche, die gegen den Mainstream rebellieren. Salafisten setzen zudem Prediger ein, um ihr Ziel zu erreichen. Mehrere Male besuchte der Berliner Ahmad Abul Baraa die Moschee Siddiq in Regensburg. Er gilt als radikal und lehnt alle Prinzipien ab, die eine Demokratie ausmachen.

Besteht Gefahr in Niederbayern und Oberpfalz?

Ihr Anwerben fand in Regensburg, Schwandorf und Weiden bisher wenig Beachtung. Trotzdem hat sie wohl bereits teilweise gefruchtet, wie die idowa-Anfrage an das Polizeipräsidium Oberpfalz bestätigt. "Wir kennen Personen, die in den Nahen Osten gereist sind und sich an den Kriegshandlungen beteiligen möchten. Jedoch ist das nicht genau nachweisbar", sagt Pressesprecher Stefan Hartl. In Niederbayern dagegen seien noch keine Personen bekannt. "Dennoch gibt es einige wenige, die salafistische Tendenzen zeigen", merkt Peter Ebner, Polizeioberrat des Präsidiums Niederbayern, an.

Rückkehrer gebe es in den beiden Regionen derzeit nicht. Trotzdem spricht der Verfassungsschutz von einer "hohen abstrakten Gefährdungslage." Schäfert erklärt: "Während ihres Aufenthalts in Syrien können sie Erfahrung im Umgang mit Sprengstoff und Waffen sammeln. Dabei sinkt ihre Hemmschwelle, bei Menschen Gewalt anzuwenden, deutlich." Er verweist auf den Anschlag von Rückkehrern auf das Jüdische Museum in Brüssel im Mai diesen Jahres: "Daran sieht man, zu welchen Taten sie in der Lage sein können." Dabei verloren vier Menschen ihr Leben. Auf Rückfrage versichert er idowa, dass in Bayern keine konkreten Pläne für Attentate bekannt sind. Die Polizei setzt derzeit speziell ausgebildete Kräfte ein, die auf Rückkehrer sensibilisiert sind.