Gemeinsam gegen die Verschmutzung unseres Planeten

"Plastikvermeidung muss normal werden"

Jasmin Simmel möchte mithilfe von Crowdfunding in Straubing einen zweiten Unverpackt-Laden eröffnen


Jasmin Simmel (29) möchte immer mehr Menschen anstoßen, beim täglichen Einkauf auf Umweltfreundlichkeit und Plastikvermeidung zu achten.

Jasmin Simmel (29) möchte immer mehr Menschen anstoßen, beim täglichen Einkauf auf Umweltfreundlichkeit und Plastikvermeidung zu achten.

Der Müllstrudel im Pazifik zwischen Hawaii und Kalifornien ist inzwischen auf eine Größe von viermal Deutschland angewachsen. Und acht Millionen neue Tonnen Plastikmüll landen jährlich in den Meeren. Sogar in unserer Donau hat man mehr Mikroplastik gefunden, als der Umwelt guttun würde. Dem muss die Menschheit entgegenwirken. Und Jasmin Simmel möchte mit ihrem Unverpackt-Laden einen Anfang machen.

Wegen Magen-Darm-Problemen fing Jasmin Simmel an, viele ihrer Lebensmittel selbst zu machen, zum Beispiel Brot und Joghurt, und merkte, dass sie dadurch Verpackungsmüll sparte. Und so stellte sie nach und nach auch Kosmetik und Putzmittel selbst her. Gemeinsam mit Freundinnen gab sie kleine Workshops zur Müllvermeidung, schließlich auch Kurse bei der Volkshochschule.

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Im Unverpackt-Laden kann man sich auch kleine Mengen Lebensmittel abfüllen, sodass am Ende nichts weggeschmissen werden muss.

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Schokolade wird nach Gewicht, nicht nach Tafel gekauft.

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Diese Seifen hinterlassen keinen Plastikmüll.

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Zahnbürsten aus Holz sind biologisch abbaubar.

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Im Füllgut gibt es viele Sorten Tee.

Anfang dieses Jahres übernahm die gelernte Grafikerin und Handelsfachwirtin das Füllgut in Regensburg mithilfe des Crowdfundings. Damit ist sie sehr zufrieden. Aber: "Ich möchte noch viel mehr Menschen erreichen und mit meiner verpackungsfreien Mentalität anstecken ", sagt die 29-Jährige. Deshalb möchte die gebürtige Straubingerin ein weiteres Geschäft in ihrer Heimatstadt an der Aprilgasse eröffnen.

Ein Zeichen setzen

Vor Kurzem startete ihr Crowdfunding-Projekt. Das Besondere beim Crowdfunding ist, dass eine Vielzahl an Menschen ein Projekt finanziell unterstützt. Unter www.startnext.com/straubing-unverpackt, der offiziellen Webseite dazu, können Bürger bis zum 12. Januar dem Unverpackt-Laden zur Realisierung verhelfen. Dafür gibt es von Jasmin Simmel jedes Mal ein Dankeschön: Eine Edelstahlbox, eine Glasflasche mit Bügelverschluss, Einkaufsgutscheine in Höhe des gespendeten Betrags und für 250 Euro kommt die junge Unternehmerin sogar zum Spender nach Hause, beantwortet Fragen und zeigt, wie man seinen Haushalt umweltbewusst gestalten kann. Wer noch ein Weihnachtsgeschenk braucht, kann sich unter E-Mail info@fuellgutregensburg.de einen Gutschein pro forma für den zukünftigen Unverpackt-Laden in Straubing ausstellen lassen. Wenn das Ziel von 38 000 Euro erreicht wird, kann Jasmin Simmel den Mietvertrag unterschreiben und schon im Mai ihren zweiten Unverpackt-Laden eröffnen.

Von dem rasanten Start ist Simmel völlig überwältigt. "Zehn Prozent in zwei Tagen, ihr seid einfach der Wahnsinn !", schreibt sie im Crowdfunding-Forum, "Es freut mich, dass wir alle gemeinsam ein Zeichen setzen und selbst die Sache in die Hand nehmen !" Durch die Anzahl der Spenden kann die junge Unternehmerin auch abschätzen, ob in Straubing genügend Interesse an einem Unverpackt-Laden besteht.

Bayerische Quinoa

Die Lebensmittel, die die junge Unternehmerin anbietet, sind allesamt von Bio-Qualität und kommen hauptsächlich in großen 25-Kilogramm-Papiersäcken oder Pfandeimern in ihrem Geschäft an. Es gibt nur wenige Ausnahmen, zum Beispiel bei Nüssen, Keksen oder Gewürzen, die keine Feuchtigkeit ziehen dürfen. Doch hier ist die Verpackung dann recycelbar. Wo es möglich ist, kauft die 29-Jährige aus der Region, zum Beispiel bietet sie Tofu aus Abensberg, Milch und Gemüse aus Regensburg und sogar Quinoa aus Bayern an, eine in Südamerika beheimatete Pflanze. "Denn sobald ein Lebensmittel aus dem Ausland gehypt wird, steigt der Preis dafür und die Einheimischen können es sich nicht mehr leisten", erklärt Jasmin Simmel.

Bei ihr kann man sich auch kleine Mengen abfüllen lassen, sodass keine Lebensmittel verderben und weggeworfen werden müssen.

Zwei Säcke im Jahr

"Das Leben soll ja Spaß machen, also muss man nicht seinen ganzen Haushalt innerhalb eines halben Jahres umkrempeln", findet Jasmin Simmel. "Alles in kleinen Schritten, sodass Familie und Partner auch langsam mitkommen." Dass ein umweltbewusster Haushalt zu Pärchenstreiten führen kann, hat sie am eigenen Leib erfahren. "Es hat gedauert, aber inzwischen ist mein Freund fast engagierter als ich", lacht sie.

Auch privat lebt die junge Frau ihre Überzeugung. Zusammen mit ihrem Freund baut sie sich gerade ein "Tiny House", ein kleines Häuschen, um sich auf das Wesentliche zu reduzieren und somit einen Beitrag zu Ökologie und Nachhaltigkeit zu leisten. "Wir haben wirklich wenig Müll", sagt Jasmin Simmel. Im Jahr fallen bei dem Paar nur etwa zwei Gelbe Säcke an.

"Für meine Nichte"

"Plastikvermeidung muss normal werden", wünscht sich Jasmin Simmel. "Wenn jeder darauf achten würde, nur ein- oder zweimal die Woche Fleisch isst und regionale Produkte kauft, wäre schon was gewonnen und wir hätten schon viel weniger Probleme auf der Welt. Ich möchte, dass meine kleine Nichte auch noch ein gutes Leben hat."



Unter der Adresse www.startnext.com/straubing-unverpackt kann jeder Jasmin Simmel und ihren Unverpackt-Laden in Straubing bis Mittwoch, 12. Januar, unterstützen. Am Samstag, 8. Dezember, ist Jasmin mit ihren Waren am Markt auf dem Ludwigsplatz in Straubing vertreten