Eisbären Regensburg

Peter Flache: Vollblutprofi mit Herz


So geht's! Eisbären-Stürmer Peter Flache mit Grundschülern der Von-der-Tann-Schule in Regensburg.

So geht's! Eisbären-Stürmer Peter Flache mit Grundschülern der Von-der-Tann-Schule in Regensburg.

Peter Flache ist der etwas andere Eishockey-Profi. Er hat an der Seite von Stanley-Cup-Siegern gespielt und Wayne Gretzky getroffen. Trotzdem blieb er bodenständig und engagiert sich sozial.

Ein Donnerstagvormittag Mitte Mai in Regensburg. Peter Flache steht in der Von-der-Tann-Grundschule, umringt von zahlreichen Schülern, die dem 1,95 Meter großen Eishockeyprofi gerade einmal bis zur Hüfte reichen. Mit einem kleinen Schläger in der Hand zeigt er den Grundschülern in der Turnhalle einige eishockey-spezifische Übungen - und hat sichtlich Spaß dabei. Organisiert wurde die Aktion und Flaches Besuch vom Laufteam von Radiomoderator Armin Wolf.

Es ist nicht die erste Aktion, bei der der Eishockey-Profi der Eisbären seine soziale Ader gezeigt hat. Vergangene Saison spendete er für jeden Scorerpunkt, den er sammelte, 15 Euro für die Leukämiehilfe Ostbayern. So, wie es sein Vorbild Doug Gilmour von den Maple Leafs einmal gemacht hat. Dieser spendete seiner Rückennummer entsprechend 93 Dollar pro Punkt. Flache hat den Betrag ebenfalls nach seiner Rückennummer ausgewählt. Gemeinsam mit weiteren Unterstützern brachte Flache rund 10.000 Euro zusammen. "Ich finde es wichtig, anderen durch solche Aktionen zu helfen", sagt der Stürmer. "Wenn andere Spieler sagen, sie haben keine Zeit für so etwas, dann finde ich das lächerlich. Jeder hat Zeit zu helfen."

Flache weiß, dass er auf der Sonnenseite des Lebens steht. "Ich habe das Glück, dass ich gesund bin und dass meine Eltern alles dafür getan haben, dass ich mein Hobby zum Beruf machen konnte", sagt der sympathische Deutsch-Kanadier. Noch heute kann er sich daran erinnern, wie die Profispieler seiner Heimat mit auf dem Eis waren, als er fünf Jahre alt war. "Ich habe die Autogramme von damals immer noch zu Hause", berichtet er. Inzwischen ist er als Profisportler selbst ein Vorbild für viele Kinder und Jugendliche.

Der 35-Jährige startet in diesem Jahr in seine vierte Spielzeit in Regensburg. Als er 2008 nach Deutschland kam, war die Oberpfalz seine erste Station. Nach sieben Jahren in der DEL, in denen er für die Adler Mannheim, die Augsburger Panther und die Straubing Tigers spielte, kehrte er 2015 in die Domstadt zurück. Wie zu seiner Anfangszeit heißt der Club seit kurzem wieder Eisbären Regensburg.

"Ok, wir hatten kein Geld. Aber Geld ist nicht alles."

An seine Anfänge in Deutschland kann sich Flache noch sehr gut erinnern. Eigentlich wollte er nach Kassel wechseln, doch da klappte es mit dem deutschen Pass nicht. Somit landete er bei den Eisbären, wo sein Zwillingsbruder Paul bereits spielte. "Ich komme nach Regensburg und nach einer Woche sind wir insolvent", erzählt er. Sein Bruder hatte den Flug bezahlt, er bekam für die zweieinhalb Monate 400 Euro. "Es war eine schöne Zeit, wir hatten so viel Spaß zusammen", blickt Flache zurück. "Ok, wir hatten kein Geld. Aber Geld ist nicht alles."

Der Teamgeist sei sehr stark gewesen, berichtet der Stürmer. "Waren wir jedes Spiel die bessere Mannschaft? Nein!", so Flache. "Aber jeder hat für jeden gekämpft. Es war nicht wichtig, wer die Tore schießt." Andreas Driendl, später ein Torjäger in der Deutschen Eishockey-Liga, habe Schüsse geblockt. "Jeder hat das gemacht. Keiner hat auf seine eigene Statistik geschaut, deswegen haben wir gewonnen", sagt Flache. Diese Zeit sei ein "Highlight" in seiner Karriere gewesen.

Es muss damals ein lustiges Bild abgegeben haben. Peter Flache, 1,95 Meter groß, sein Bruder Paul, 1,96 Meter, und Max Prommersberger, der 1,90 Meter misst, zusammen in einem kleinen VW Polo auf dem Weg zu den Spielen. Und als Musik bestand Peter Flache immer auf den Eisbären-Song.

Wenn der Angreifer über seine Eisbären-Zeit spricht, dann hat er durchgehend ein Lachen im Gesicht. Nicht zuletzt aufgrund der guten persönlichen Erinnerungen freut er sich, dass er ab der neuen Saison wieder als Eisbär aufs Eis gehen darf.

Vergangene Saison hat der Verein das klar formulierte Ziel Aufstieg mit dem Ausscheiden im Achtelfinale der Playoffs nicht erreicht. "Es lief nicht so, wie wir wollten", sagt Flache. "Aber das ist Eishockey. Da wirst du nicht schon Wochen vor dem Saisonende Meister, da ist in den Playoffs alles möglich." Seit dem Ausscheiden hat sich in Regensburg vieles getan. Mit Peppi Heiß ist ein neuer Trainer da, mit Stefan Liebergesell ein neuer Geschäftsführer. Und mit den Eisbären ist auch der Name neu.

Mit einem Plan nach oben

Stürmer Flache ist davon überzeugt, dass in Regensburg das Potenzial für die DEL2 vorhanden ist. Er hofft, dass die Fans weiter ins Stadion kommen. Er denkt aber auch, dass vielleicht etwas mehr Geduld gefragt ist. Flache selbst ist Fan der Toronto Maple Leafs und "Toronto verliert seit 20 Jahren ständig", sagt er. Dennoch habe man in der vergangenen Saison an Trainer Mike Babcock festgehalten, weil alle im Verein vom Plan überzeugt waren. Das Resultat war die Qualifikation für die Playoffs. Das fordert Flache auch von den Eisbären: "Das Umfeld und die Fans müssen wissen, dass wir einen klaren Plan verfolgen." Wenn alle hinter der Mannschaft stünden, so Flache, "dann bin ich überzeugt, dass wir es irgendwann wieder in die DEL2 schaffen. Das ist mein Ziel mit Regensburg. Ich bin nicht nur hierher gekommen, um meine Karriere zu beenden. Ich will etwas erreichen, ich will gewinnen."

Flache ist inzwischen ein absoluter Führungsspieler im Regensburger Team. An die jüngeren Mitspieler will er Werte weitergeben, die er während seiner Profilaufbahn aufgeschnappt hat. Vor allem in Mannheim, wo er an der Seite von Stanley-Cup-Siegern wie Blake Sloan und René Corbet trainiert hat. "Blake war kein Torjäger. Dann habe ich gesehen, wie er im ersten Spiel Schüsse geblockt hat und wusste, warum er den Stanley Cup gewonnen hat", erzählt Flache. Corbet sei auf dem Eis "ein Krieger" gewesen: "Er hat immer alles gegeben und hat Schüsse geblockt." Flaches Ziel ist es, ein kompletter Spieler zu sein. Vorne zu treffen, aber auch defensiv hart zu arbeiten. Auch im Punkt Professionalität habe er in Mannheim einiges dazu gelernt.

Dass es für ihn nach dem Aus in Straubing nicht mehr in der DEL weiterging, bedauert Flache im Rückblick nicht. "Es hat immer alles einen Sinn", sagt er. Regensburg sei seine Lieblingsstadt in Deutschland und er sei "sehr glücklich" in der Domstadt. Ohne seine Rückkehr wären auch nie die Kontakte entstanden, die es ihm im vergangenen Jahr ermöglichten, Wayne Gretzky persönlich zu treffen und mit ihm auf dem Eis zu stehen. Mit der Eishockey-Legende durfte Flache im Rahmen des "Ice Hockey Classic" aufs Eis. "Das war einfach unglaublich", blickt Flache zurück. Auch persönlich hat er sich mit Gretzky ausgetauscht und urteilt: "Er ist überhaupt nicht arrogant, das ist beeindruckend."

Mit 35 Jahren muss sich Flache auch langsam Gedanken über die Zeit nach seiner aktiven Karriere machen. Im Sommer wird er zum ersten Mal Vater. Auch nach der Karriere will er in Deutschland bleiben, plant derzeit in Zeitlarn (Landkreis Regensburg) ein Haus zu bauen. Und auch für eine Zukunft im Eishockey wappnet er sich. Diesen August findet erstmals die "International Ice Hockey Academy" (IIHA) statt, ein Eishockey-Camp für Kinder. Als Spezialgäste werden unter anderem Tom und Erich Kühnhackl dabei sein. Dieses Projekt will Flache in den kommenden Jahren ausweiten, er habe viele Ideen dafür im Kopf. "Ich hoffe, dass es immer weiter wächst", sagt Flache.