Wolbergs-Prozess

Jahn-Präsident sagt zu Finanzen aus


Präsident Hans Rothammer von SSV Jahn Regensburg soll am Dienstag im Wolbergs-Prozess aussagen.

Präsident Hans Rothammer von SSV Jahn Regensburg soll am Dienstag im Wolbergs-Prozess aussagen.

Von Redaktion idowa

Ist ein Regensburger Bauunternehmer im Gegenzug für sein Fußballsponsoring bei der Vergabe von Bauprojekten bevorzugt worden? Diese Frage beschäftigt die Justiz in der oberpfälzischen Stadt. Jetzt sagte der Präsident des Jahn Regensburg aus.

Dritte Verhandlungswoche im Regensburger Parteispenden- und Korruptionsprozess: Der Präsident des Fußballclubs Jahn Regensburg, Hans Rothammer, hat am Dienstag die Rolle des angeklagten Bauunternehmers Volker Tretzel als Geldgeber für den Profifußball in der Stadt betont. Tretzel habe immer so viel Geld gegeben, dass man habe überleben können, sagte Rothammer vor dem Landgericht. Zugleich brach er eine Lanze für den ebenfalls angeklagten suspendierten Oberbürgermeister Joachim Wolbergs (SPD), den er "immer als höchst korrekt" erlebt habe.

Der Kommunalpolitiker steht im Zentrum des Verfahrens. Er muss sich wegen Vorteilsannahme und Verstoßes gegen das Parteiengesetz verantworten. Das Gericht will unter anderem klären, ob Tretzel durch Investitionen in den Fußballverein möglicherweise bei der Vergabe des Bauprojektes Nibelungenkaserne an den Unternehmer profitiert hat. Zudem sind Tretzels früherer Mitarbeiter Franz W. sowie der frühere Fraktionsvorsitzende der SPD, Norbert Hartl, angeklagt.

Rothammer berichtete vom finanziellen und sportlichen Auf und Ab des Jahn Regensburg und sagte, ohne das Engagement von Tretzel - aber auch von Alt-OB Hans Schaidinger, Wolbergs, Hartl und CSU-Stadtrat Christian Schlegl - würde es keinen Profifußball in Regensburg mehr geben. Dass sich Politiker für Profisport in ihrer Kommune stark machten, sei völlig normal. Schließlich besuchten mehr Menschen die Spiele im Stadion als die Theaterbühnen der Stadt.

Es habe immer wieder Gespräche zwischen Jahn-Funktionären und Tretzel gegeben, in denen es um Kapitalerhöhungen für den Fußballclub ging, sagte Rothammer. Von einer möglichen Verknüpfung zwischen Tretzels Investitionen einerseits und der Vergabe des Nibelungenareals an den Unternehmer andererseits habe er nichts mitbekommen. Das begehrte Baugelände der ehemaligen Kaserne war 2014 an Tretzel gegangen. Kurz darauf beschloss die Gesellschafterversammlung des SSV Jahn eine Kapitalerhöhung, die Tretzel mit 1,7 Millionen Euro verwirklicht.

CSU-Stadtrat Schlegl hatte vergangene Woche ausgesagt, dass unter anderem er selbst und Wolbergs mehrfach bei Tretzel als Bittsteller aufgetreten seien. Der Unternehmer habe bei den Treffen angedeutet, auf Aufträge angewiesen zu sein, und dabei auch die Nibelungenkaserne ins Spiel gebracht. Hartl soll Schlegl gegenüber gesagt haben, dass Tretzel unbedingt den Zuschlag für das Bauprojekt bekommen müsse.

Rothammer unterstrich, dass zumindest in seiner Gegenwart solche Sätze nicht gefallen seien. Der 65-Jährige verwies darauf, dass es sich bei den Investitionen Tretzels in die Jahn-Profiabteilung um Kapitalerhöhungen gehandelt habe. Das Kapital sei in Form von Aktien in Tretzels Besitz geblieben. "Wie kann das ein Vorteil für einen Dritten sein?", fragte er mit Blick auf den wegen Vorteilsannahme angeklagten Wolbergs. Später habe der Jahn Tretzel das Aktienpaket abgekauft. "Wir haben dafür bezahlt." Von "Freunderlwirtschaft" - von der Schlegl als Zeuge gesprochen hatte - könne keine Rede sein.

Wolbergs und Tretzel seien durch die Ermittlungen gegen sie und die Medienberichterstattung "geschreddert" worden. Und der Jahn sei Anfang 2017 angesichts der Negativschlagzeilen wieder am Abgrund gestanden. Es habe viele Mühen bedeutet, den Verein stabil zu halten. "Es ist uns großer und schwerer Schaden zugefügt worden." Inzwischen stehe der Fußballclub finanziell wieder auf stabilen Beinen.