NawaRo Straubing

Franziska Liebschner: "Haben uns nie unterkriegen lassen"


Mit Franziska Liebschner verlässt eine Identifikationsfigur NawaRo Straubing.

Mit Franziska Liebschner verlässt eine Identifikationsfigur NawaRo Straubing.

Mit Franziska Liebschner verlässt eine Identifikationsfigur den Volleyball-Bundesligisten NawaRo Straubing. Im Interview spricht sie über ihren Abschied, die Zeit in Straubing und ihre Zukunft.

Bei der Saisonabschlussfeier von NawaRo Straubing in der vergangenen Woche wurde es besonders emotional, als sich Franziska Liebschner verabschiedete. Insgesamt sechs Jahre spielte sie in Straubing Volleyball, in den vergangenen drei Saisons für NawaRo in der 2. und 1. Bundesliga. Mit Liebschner verabschiedet sich eine Sympathieträgerin und Identifikationsfigur vom Verein. Im idowa-Interview blickt sie auf ihre Zeit in Straubing zurück, spricht über schöne und schwierige Momente und verrät, was sie in Zukunft vorhat.

Frau Liebschner, nach drei Jahren verlassen Sie NawaRo Straubing. Wie reifte dieser Entschluss bei Ihnen?
Franziska Liebschner: Ich habe für mich selbst gemerkt, dass es Zeit ist, etwas Neues zu starten. Ich habe bislang Bewegungswissenschaften studiert, was mir aber nicht mehr gefällt. Ich habe nun vor, Medizin zu studieren. Deshalb werde ich den Fokus in Zukunft vor allem auf mein Studium richten und kann den Aufwand, der für Volleyball in der 1. Bundesliga nötig ist, nicht mehr leisten.

Fiel ihnen diese Entscheidung schwer?
Liebschner: Natürlich war es nicht leicht, weil es mir in Straubing und bei NawaRo unheimlich gut gefallen hat. Ich liebe die Stadt, die für mich schon fast zur Heimat geworden ist. Straubing ist ein großer Teil meines Lebens und ich habe hier sehr viel erlebt. Ich war mit der Jugendzeit insgesamt sechs Jahre hier, das ist schon eine lange Zeit. Deshalb fällt der Abschied schwer und es war auch sehr emotional. Andererseits freue ich mich aber jetzt auch auf das, was kommt.

Was bleibt Ihnen aus sechs Jahren Straubing besonders in Erinnerung?
Liebschner: Das Positive überwiegt auf jeden Fall. Natürlich gab es auch schwere Zeiten, was im Sport ganz normal ist. Als junge Spielerin ist es nicht immer einfach, mit dem Druck umzugehen. Als ich mit 14 oder 15 Jahren nach Straubing gekommen bin, war es mein großer Traum, in der ersten Mannschaft zu spielen. Ich habe mich entwickelt und mein Ziel erreicht. Das macht mich schon sehr stolz.

Franziska Liebschner spielte bereits im Nachwuchs für Straubing. (Foto: Ralf Müller)

Franziska Liebschner spielte bereits im Nachwuchs für Straubing. (Foto: Ralf Müller)

Gibt es ein bestimmtes Highlight aus den vergangenen Jahren?
Liebschner: Das ist schwierig, ein einzelnes Ereignis hervorzuheben. Schön war, als ich mit der U16 das erste Mal zu einer Deutschen Meisterschaft gefahren bin. Dann natürlich meine erste Saison und vor allem mein erstes Spiel in der ersten Mannschaft. Das war einfach gigantisch. Auch das Pokalspiel damals gegen Stuttgart blieb in Erinnerung. Aus meinem zweiten Jahr, so verrückt es klingt, ist die Niederlage gegen Offenburg ein prägendes Erlebnis. Wir haben das Spiel deutlich verloren, aber viel daraus gelernt und die Saison noch gut zu Ende gespielt. Dass ich jetzt noch ein Jahr in der 1. Liga dabei sein durfte, war natürlich super, auch wenn es eine große Umstellung war. Hier war neben dem Klassenerhalt im Gesamten unser Sieg in Dresden der Höhepunkt.

Wie haben Sie sich in den Jahren bei NawaRo weiterentwickelt?
Liebschner: Ich habe mich natürlich im Athletischen weiterentwickelt. Die Anforderungen sind gestiegen, woran sich der Körper angepasst hat. Zudem bin ich technisch besser geworden, auch wenn es natürlich immer Sachen zu perfektionieren gibt (lacht). Aber die Zeit hat mich auch neben dem Sportlichen geprägt. Ich habe mich mental und persönlich entwickelt. Mein Selbstbewusstsein ist durch die verschiedenen Herausforderungen, die wir gemeistert haben, gestiegen. Wenn in Zukunft ähnliche Situationen auf mich zukommen, kann ich damit sicher ruhiger umgehen.

Wie war die Erfahrung 1. Liga für Sie?
Liebschner: Das war ein extrem cooles Jahr. Der Trainingsumfang war gar nicht so viel größer, aber die Intensität war deutlich höher. Toll war, dass wir in großen Hallen vor teilweise 2.000 Zuschauern spielen und uns mit Champions-League-Teilnehmern messen durften.

Sie selbst hatten aber nicht viel Einsatzzeit. Wie sind Sie damit umgegangen?
Liebschner: Natürlich war das zwischenzeitlich auch mal frustrierend. Aber meine Einstellung ist in solchen Situationen: Dann muss ich eben noch härter arbeiten und es mir verdienen.

Sie hatten im Sommer Probleme mit der Schulter. Hat das den Umstieg auf die 1. Liga zusätzlich erschwert?
Liebschner: Ja, das hat die Entwicklung auf jeden Fall negativ beeinflusst.

Wie blicken Sie unter dem Strich auf die vergangene Saison zurück?
Liebschner: Im Großen und Ganzen haben wir unser Saisonziel erreicht, sind Zehnter geworden und haben dadurch den sportlichen Klassenerhalt geschafft. Wenn man aber genauer draufschaut, dann würde ich eher von einer durchwachsenen Saison sprechen. Wir mussten über das ganze Jahr viele Rückschläge wegstecken. Wenn ich nur an unser Spiel gegen Suhl denke, wo wir 0:3 verloren haben, aber genauso gut 3:0 hätten gewinnen können. Aber wir haben uns als Team immer wieder aufgebaut, haben gut zusammengearbeitet und uns nie unterkriegen lassen.

Franziska Liebschner brachte Emotionen aufs Spielfeld. (Foto: imago)

Franziska Liebschner brachte Emotionen aufs Spielfeld. (Foto: imago)

Mit Rückschlägen umgehen: Ist auch das ein Punkt, den Sie in dieser Zeit gelernt haben?
Liebschner: Ja, definitiv. Negative Erfahrungen und die Verarbeitung dieser bringen dich enorm weiter. Ich denke, das wird mir auch für meine Zukunft viel bringen. Wie heißt es so schön: What doesn't kill you makes you stronger.

Als Sie vor drei Jahren nach Straubing gekommen sind, hatte NawaRo gerade die Insolvenz und den Abstieg hinter sich. Wie haben Sie die Entwicklung der vergangenen Jahre bis zur Rückkehr in die 1. Liga wahrgenommen?
Liebschner: Es war tatsächlich eine kritische Situation, als ich gekommen bin. Der gesamte Verein musste sich von diesem Rückschlag erst einmal erholen, das war für alle Beteiligten nicht so leicht. Aber man ist gut damit umgegangen. Und wenn man im Rückblick die Entwicklung sieht, dass man nun wieder in der 1. Liga dabei ist, dann kann man den Verantwortlichen nur Respekt zollen.

Wie sehen Sie die Zukunft von NawaRo?
Liebschner: Ich traue dem Verein auf jeden Fall zu, sich in der 1. Liga zu etablieren. Das hängt natürlich auch immer von den Sponsoren ab, aber ich habe schon das Gefühl, dass die Stadt und die Region hinter dem Verein stehen. Ich werde die Entwicklung auf jeden Fall weiter verfolgen und sicher auch das eine oder andere Mal in der Halle vorbeischauen.

Was werden Sie an Straubing am meisten vermissen?
Liebschner: (überlegt) Das ist schwierig zu sagen. Im Sommer mit einem Eis auf dem Stadtplatz zu sitzen, das ist schon schön (lacht). Aber vor allem werde ich die herzlichen Leute hier vermissen und natürlich auch alles rund um den Volleyball: das Training, die Fans und die Stimmung in der Halle.

Zu Ihrer Zukunft: Werden Sie neben Ihrem Studium weiterhin Volleyball spielen?
Liebschner: Das kann ich noch nicht definitiv beantworten. Mein voller Fokus gilt jetzt erst einmal dem Studium. Ob ich weiter spiele, hängt vor allem von den Faktoren Ort und Zeit ab. Aber wenn es klappt, dann würde ich schon sehr gerne weiterhin Volleyball spielen.