Jahn-Gegner im Interview

Fin Bartels: "Für mich ist ein kleiner Traum wahr geworden"


Fin Bartels ist mit Holstein Kiel am Samstag beim SSV Jahn Regensburg zu Gast.

Fin Bartels ist mit Holstein Kiel am Samstag beim SSV Jahn Regensburg zu Gast.

Von Magnus Rötzer

Der SSV Jahn Regensburg empfängt am Samstag (13 Uhr, idowa-Liveticker) Holstein Kiel. Der Kieler Fin Bartels blickt im Interview auf die Partie voraus.

170 Spiele hat Fin Bartels in der 1. Bundesliga absolviert. Nachdem sein Vertrag bei Werder Bremen ausgelaufen war, verschlug es den gebürtigen Kieler im Sommer zurück zu seinem Jugendverein Holstein Kiel. Ein Rückschritt? Nicht für Bartels. Mit dem Wechsel schließt sich für den 33-Jährigen der Kreis, wie er im Gespräch mit unserer Mediengruppe verrät. Für die Norddeutschen läuft es bislang prächtig in dieser Saison. Mit 19 Punkten aus zehn Spielen führt Holstein Kiel die Tabelle an. Am Samstag ist Bartels mit seinen "Störchen" zu Gast beim SSV Jahn Regensburg und will die drei Punkte aus der Domstadt entführen.

Im idowa-Interview spricht Fin Bartels über das Kieler Erfolgsrezept, die Unterschiede zwischen 1. und 2. Bundesliga und erklärt, warum er nach seiner aktiven Karriere erst einmal ein bisschen Abstand vom Fußball gewinnen möchte.

Herr Bartels, mit dem 3:1-Sieg Ihrer Mannschaft letzten Freitag gegen Bochum ist Holstein Kiel auf den ersten Tabellenplatz geklettert. Die Adventszeit dürfte in Kiel bislang recht freudig sein, oder?
Fin Bartels: Ja, auf jeden Fall. Die Stimmung ist gut, aber trotzdem konzentriert. Wir arbeiten hart, um weiterhin so erfolgreich wie bisher zu sein.

Warum läuft es derzeit so gut bei Holstein Kiel?
Bartels: Wir haben erstmal eine richtig gute Qualität in der Truppe. Alle, die hier mit im Boot sind, bringen ihre Leistung - egal, ob im Training oder in den Spielen. Wir stehen defensiv richtig gut und machen im Moment zum richtigen Zeitpunkt die Tore, um das Spiel auf unsere Seite zu kippen. Die Spiele waren immer sehr eng, die Liga insgesamt ist sehr eng. Von daher kann noch viel passieren.

"Eine schöne Momentaufnahme"

Nach zehn Spieltagen wird gerne ein erstes Zwischenfazit gezogen. Sie sind Tabellenführer. Ist das Thema Aufstieg in den Köpfen der Spieler verankert oder ist der Aufstieg kein Thema?
Bartels: Nein, aktuell denken wir nicht an den Aufstieg. Es ist eine schöne Momentaufnahme, aber wir wollen bis Weihnachten nochmal Vollgas geben und dann können wir ein erstes kleines Fazit ziehen. Aktuell ist es dafür noch zu früh, auch wenn der Blick auf die Tabelle mit Sicherheit nicht schlecht ist.

Sie kennen sowohl die 1. als auch die 2. Bundesliga. Wie groß ist der Unterschied zwischen den beiden Spielklassen?
Bartels: Man kann schon sagen, dass sich die 2. Liga sehr entwickelt hat. Da wird mittlerweile versucht, viel spielerisch zu lösen. Es gibt aber auch Partien, in denen Spieler an dir kleben oder viele hohe Bälle in die gegnerische Hälfte fliegen. Letztlich geht die Entwicklung in der 2. Liga aber immer mehr hin zum Fußballerischen. Das kommt uns als Mannschaft sehr entgegen.

Sie sind zur neuen Saison von Werder Bremen zu Holstein Kiel gewechselt. Ist der Schritt von der 1. in die 2. Liga für Sie ein Schritt zurück?
Bartels: Es war klar, dass es in Bremen für mich nicht weitergeht. Für mich war dieser Schritt nach Kiel dann genau richtig. Das hier ist meine Heimat, und für mich schließt sich somit der Kreis. Das hatte ich immer im Hinterkopf. Es war ein Traum von mir, hier noch einmal möglichst erfolgreich zu spielen. Von daher ist für mich der kleine Traum wahr geworden.

"Die Qualität ist ausschlaggebend"

Ihr Trainer Ole Werner ist ein paar Monate jünger als Sie. Ist das ungewohnt für Sie?
Bartels: Mittlerweile rücken so viele gute, junge Trainer nach. Ich glaube, die Qualität ist ausschlaggebend. Die bringt Ole auf jeden Fall mit. Er hat auch die nötige Autorität, um als Respektperson wahrgenommen zu werden. Ich glaube, diesen Spagat zwischen Autorität und nahem Verhältnis zur Mannschaft meistert er ganz gut. Da spielt das Alter dann gar keine Rolle.

Bei einem Blick in Ihre Vita fällt auf, dass Sie ausschließlich bei norddeutschen Vereinen gespielt haben. Zufall oder bewusste Entscheidung?
Bartels: Es war schon in gewisser Weise Zufall. Ich bin sehr heimatverbunden und hatte dann nie etwas dagegen. Aber letztlich kamen die Nord-Vereine als erste auf mich zu. Da musste ich dann meist nicht lange überlegen, sondern war glücklich mit dem Angebot und habe mich schnell entschieden. Das war nicht immer planbar. Es hat in meinem Fall aber immer funktioniert, dass ich hier im hohen Norden bleibe (lacht).

Hier bejubelt Fin Bartels einen Treffer für Werder Bremen gegen Hannover im November 2017. Bartels war in seiner Karriere bislang ausschließlich für norddeutsche Vereine aktiv.

Hier bejubelt Fin Bartels einen Treffer für Werder Bremen gegen Hannover im November 2017. Bartels war in seiner Karriere bislang ausschließlich für norddeutsche Vereine aktiv.

Sie gelten auf dem Platz als eher ruhiger Typ. Wie ticken Sie abseits des Fußballplatzes?
Bartels: Ich würde sagen, es ist umgekehrt. Ich bin abseits des Platzes noch ruhiger und versuche, das eher auf dem Platz auszuleben, ohne dass ich jetzt rumbrülle. Alles in allem bin ich ein ruhiger Zeitgenosse.

Sie sind Familienvater. Als Fußballer sind Sie regelmäßig am Wochenende im Einsatz. Wie bringen Sie Beruf und Familie in Einklang?
Bartels: Dafür hat man dann unter der Woche am Nachmittag mal ein bisschen mehr Zeit und ist nicht bis 18 oder 19 Uhr im Büro. Dadurch holt man die Zeit, die man am Wochenende nicht hat, ein wenig auf. Ich bin aber froh, nach meiner Karriere dann mal von Freitag bis Sonntag für Familie und Freunde frei zu sein. Deswegen will ich danach eigentlich - man soll ja niemals nie sagen - erstmal ein bisschen Abstand vom Fußball gewinnen.

Zurück zum Sportlichen: Am Samstag geht es für Sie zum SSV Jahn Regensburg. Was für einen Gegner erwarten Sie?
Bartels: Einen unangenehmen Gegner, der es Jahr für Jahr schafft, erfolgreich zu sein und die anderen Mannschaften zu ärgern. Das wird mit Sicherheit ein Spiel, das uns alles abverlangen wird. Gerade in Zweikämpfen und im Spiel um die zweiten Bälle müssen wir immer hellwach sein und dürfen keinen Meter weniger machen.

SSV Jahn ist aus 2. Liga "nicht mehr wegzudenken"

Sehen Sie Parallelen zwischen den beiden Vereinen?
Bartels: Ich kann es nur aus der Ferne beurteilen. Aber ich glaube, da wird auch kontinuierlich gut gearbeitet. Der Jahn hat sich zu einem richtigen Zweitligisten etabliert, der im Moment nicht mehr wegzudenken ist. Das zeichnet auch Holstein Kiel aus. Hier wird kontinuierlich gearbeitet, ohne verrückte Dinge zu machen. Deshalb glaube ich schon, dass gewisse Parallelen zu erkennen sind.

Es ist zwar schon lange her, aber im September 2012 haben Sie mit dem FC St. Pauli beim SSV Jahn mit 0:3 verloren. Haben Sie mit Regensburg noch eine Rechnung offen?
Bartels: Das hatte ich zum Glück gar nicht mehr im Kopf (lacht). Das werde ich auch schnell wieder verdrängen. Jedes Spiel ist neu und es ist ja auch schon lange her. Aber natürlich wollen wir gewinnen. Damit wäre ja die Rechnung dann auch beglichen.