Straubinger Tagblatt

Erst verteufelt, dann gefeiert: Guryca in vier Tagen aus der Hölle in den Himmel


Tigers-Back-up Jan Guryca musste am Mittwoch nach 20 Minuten vom Eis, danach wurde er für seine Mannschaft zweimal zum Matchwinner. Und am Freitag im Heimspiel gegen Augsburg muss er das Tor wieder für Dimitri Pätzold räumen.

Tigers-Back-up Jan Guryca musste am Mittwoch nach 20 Minuten vom Eis, danach wurde er für seine Mannschaft zweimal zum Matchwinner. Und am Freitag im Heimspiel gegen Augsburg muss er das Tor wieder für Dimitri Pätzold räumen.

Von Redaktion idowa

(wel) Einmal aus der Hölle in den Himmel: Die Straubing Tigers und ganz speziell ihr Goalie Jan Guryca gingen in der vergangenen Woche durch ein Wechselbad der Gefühle. Und so lagen auch nur vier Tage zwischen dem Saison-Tiefpunkt gegen Iserlohn am Mittwoch (idowa berichtete)und dem zweiten Sieg in Folge am Sonntag in Krefeld (idowa berichtete).

Am Mittwoch noch wurde Jan Guryca nach 20 Minuten ausgewechselt, als er bei allen vier Gegentreffern nicht glücklich aussah ("Da braucht man nicht lange zu reden, das war nicht gut von mir"), danach wurde er zweimal zum Matchwinner. Und es zeigt auch wieder einmal, wie eine Torhüterleistung das Ergebnis und die Leistung einer Mannschaft beeinflussen kann. Denn auch gegen Köln und in Krefeld schlug zweimal jeweils der erste Schuss hinter Guryca ein, aber der Goalie steigerte sich in beiden Spielen von Minute zu Minute. Gegen Köln hielt er sein Team im ersten Drittel erst im Spiel und in der Schlussphase mit drei fantastischen Saves den Dreier fest, in Krefeld wehrte er alle sechs Penaltys der Gastgeber ab.

"Es war natürlich nicht einfach, gegen Köln gleich den ersten Puck wieder aus dem Netz holen zu müssen. Aber danach bin ich gut ins Spiel gekommen. Als Torhüter hat man es halt lieber, wenn man auch ein bisschen was zu tun hat", so Guryca, den auch Torhüter-Trainer Bernie Englbrecht nach dem Spiel gegen Iserlohn wieder aufgebaut hat. "Ich habe ihm gesagt, dass er das vergessen soll. Heimgehen, ein Bier trinken, nicht mehr nachdenken. Ich habe ihm mit auf den Weg gegeben, dass wir ihn brauchen und er sich ganz auf das nächste Spiel fokussieren soll", so Englbrecht. Und es hat geholfen: "Er hat reagiert wie ein echter Profi. Nach dem ersten Gegentor gegen Köln habe ich mir schon auch Gedanken gemacht, aber danach hat er es allen gezeigt und ist mit dem Druck fertig geworden."

Ein Torhüter, der dem Team Sicherheit geben kann, ein Publikum, das unterstützend eingreift, und ein Selbstvertrauen, das so mehr und mehr steigt - manchmal ist Eishockey dann doch ein ziemlich einfacher Sport. Und so ist man am Ende der englischen Wochen (acht Spiele in 17 Tagen) fast so schlau wie vorher. Mit sieben Punkten Vorsprung auf Platz elf gingen die Tigers in das Mammutprogramm, in dem man vier Siege aus den acht Spielen einfahren konnte und das am Sonntag mit dem Auswärtsmatch in Krefeld endete. Und sieben Punkte Vorsprung hat man nun auch aktuell wieder auf den derzeit Elften Augsburg. "Wir haben immer gesagt, dass es ein Kampf um Platz zehn bis zum Ende wird. Und genau danach sieht es nun auch aus", so Trainer Jürgen Rumrich.

Die letzten 17 Spiele der Saison haben nun also fast durchweg Endspiel-Charakter für das Team. Dabei herrschte schon am vergangenen Wochenende eine Art Endspiel-Stimmung. So fand eigens am Tag vor dem Köln-Heimspiel eine Teambesprechung statt: "Natürlich bestand nach dem Spiel gegen Iserlohn Gesprächsbedarf. Es war aber keine Krisensitzung, sondern wir haben uns vielmehr auf das Spiel gegen Köln eingeschworen und besprochen, was schief gelaufen ist", so Eric Meloche. Es zeigte Wirkung, denn nicht nur wegen der fünf Punkte konnte man mit Leistung und Einsatz gegen Köln und in Krefeld zufrieden sein. Dabei war es psychologisch nicht einfach fürs Team: "Nach dem frühen Gegentreffer gegen Köln habe ich mir gedacht: Katastrophe! Das kann doch nicht wieder so los gehen wie am Mittwoch. Aber wir haben uns zurückgekämpft und am Ende gewonnen. Jetzt haben wir es wieder geschafft", hofft Verteidiger Stephan Wilhelm auf den Turn-Around. "Ganz wichtig war auch, dass wir in Krefeld gleich nachlegen konnten."

Ein wichtiger Bestandteil am Erfolg waren am Freitag auch die Fans. Und auf sie kommt es auch in den kommenden Wochen wieder an. Denn die Vorkommnisse am vergangenen Mittwoch hatten die Mannschaft schwer getroffen, wie Eric Meloche bestätigt: "Auch wenn wir Spieler immer sagen, dass es egal ist, ob und was die Fans machen und wie die Stimmung ist, das stimmt nicht. Wir kriegen es sehr wohl alles mit. Ich kann auch verstehen, dass die Zuschauer pfeifen, wenn wir schlecht spielen. Das ist auch ihr gutes Recht. Aber ich kann nicht verstehen, wenn sie der anderen Mannschaft applaudieren und gegnerische Tore bejubeln. Wir sind schließlich nicht nur Spieler, sondern auch Menschen." Goalie Jan Guryca sieht das ähnlich: "Man muss Verständnis haben, wenn die Leute nach einer schlechten Leistung pfeifen. Aber für so manche Reaktion gegen Iserlohn, auf die ich hier nicht im Detail eingehen möchte, fehlt mir das Verständnis."

Doch der Blick geht ohnehin immer nach vorne, denn das nächste wichtige Heimspiel am Freitagabend gegen Augsburg wartet ja bereits. Guryca muss dann den Platz im Tor zwar wieder an den genesenen Dimitri Pätzold abtreten, aber mit fünf Siegen in seinen sieben Einsätzen in dieser Spielzeit bisher, kann der Back-up sehr zufrieden sein.

Und nur wer durch die Hölle ging, der weiß den Himmel dann auch zu schätzen...

Mehr dazu lesen Sie im Straubinger Tagblatt vom 11. Januar 2011!