Bandsteckbrief

Die Jungs von "Almost Heart-Chor" rocken, bis die Hütte brennt


Dionysos, Johannes, Patrick und Fabian (von links) sind "Almost Heart-Chor" und bieten entspannte Stimmung durch gute Musik. (Fotos: Eva Rothmeier)

Dionysos, Johannes, Patrick und Fabian (von links) sind "Almost Heart-Chor" und bieten entspannte Stimmung durch gute Musik. (Fotos: Eva Rothmeier)

Ihr erklärtes Ziel ist der Weltruhm. Und bis sie diesen erreichen, begeistern die vier Jungs von "Almost Heart-Chor" regelmäßig die Passanten der Regensburger Altstadt mit ihrer Straßenmusik. Wer ihnen zuhört, merkt sofort: Die sind richtig gut.

Strahlender Sonnenschein, ein wunderbarer Frühlingstag mitten im April. Unverkennbar dringt die Melodie des AC/DC-Klassikers "You shook me all night long" durch die Gassen der Regensburger Altstadt. Eine riesige Menschentraube hat sich an der Neupfarrkirche gebildet. Im Zentrum: Vier junge Burschen, die mit Gitarre, Cajón, Saxofon, dem unverkennbaren Akkordeon sowie ihren tollen Stimmen von kleinen Kindern bis zu Senioren alle zum Mitwippen bringen. Gute Laune garantiert.

"Almost Heart-Chor" nennt sich die Gruppe und sie schafft das, was alle Straßenmusiker wollen: Dass die Menschen länger als nur für ein paar Takte stehen bleiben, dass sie ihnen wirklich zuhören und auch immer wieder Münzen und Geldscheine im extra aufgestellten Gitarrenkoffer landen. Für die Regensburger sind die Jungs mit den Hosenträgern längst kein Geheimtipp mehr. Und im Gespräch nach ihrem Auftritt wird schnell klar: Die Musiker wissen ganz genau, was sie draufhaben - von Bescheidenheit keine Spur. Andererseits nehmen sie sich aber auch selbst nicht so richtig ernst, was sie sehr sympathisch macht.

"Almost Heart-Chor", das sind zunächst einmal Fabian Ranzinger (24), Johannes Eger (23), Patrick Schwarzwald (25) und Dionysos Baumgartner (Alter geheim). Kennengelernt haben sich die Jungs vor zwei Jahren in der ehemaligen Kultur- und Musikkneipe "Art Club". "Dort haben wir dann beschlossen, dass wir uns mal treffen und ausprobieren, ob wir was zusammen machen können", erzählt Patrick. Und das konnten sie. Kaum geprobt ging es auch schon ab in die Regensburger Altstadt, um zu testen, wie sie vor Publikum ankommen. "Wir haben uns ohne Genehmigung einfach hingestellt und gespielt", erinnern sie sich und grinsen. "Da kam aber dann ziemlich schnell jemand vom Ordnungsamt und hat uns zurückgepfiffen." Denn wer Straßenmusik machen will, muss das vorher erst bei der Stadt anmelden.

Siege als Nachwuchskünstler

Die Probleme mit dem Ordnungsamt haben sich aber schnell erledigt. "Die sind alle sehr nett und haben gleich gemerkt, was wir draufhaben", sagt Johannes - und der Erfolg gibt "Almost Heart-Chor" recht. Beim WDR belegten sie mit ihrem "Quetschn Roll" 2012 den dritten Platz im Wettbewerb um die "Besten Straßenmusiker Deutschlands". Und im vergangenen Jahr gehörten sie zu den drei Gewinnern von "Talents on Stage", einer Konzertreihe für Nachwuchskünstler organisiert von der Volksbank Regensburg und dem Jazzclub.

Wann immer das Wetter und die Zeit passen - Patrick und Johannes studieren nämlich noch, Fabian ist Gitarrenlehrer und Dino bezeichnet sich selbst als Zauberer - sind "Almost Heart-Chor" mit ihren Instrumenten an verschiedenen Plätzen der Altstadt zu finden. Ihr Stil ist der "Quetsch´n Roll" - "eine Mischung aus Pop- und Rocksongs ab den 50er-Jahren bis heute und zwar gespielt auf unsere ganz eigene Art mit dem Akkordeon", erklären die Musiker. "Wir wollen einfach rocken, bis die Hütte brennt."

Direkter Kontakt

An der Straßenmusik mögen die Jungs vor allem den direkten Kontakt mit dem Publikum. "Da weißt du sofort, ob das, was du machst, was taugt. Wenn nicht, bleiben die Leute erst gar nicht stehen", sagt Fabian. Bei "Almost Heart-Chor" bleiben regelmäßig viele Leute stehen. Die Jungs geben aber auch zu, dass ihre Musik vor allem bei uns in Bayern so gut funktioniert. "Wir haben auch schon Straßenmusik in Köln gemacht. Da ist zum einen die Konkurrenz sehr viel härter als in Regensburg und zum anderen können die Rheinländer auch mit dem Akkordeon nicht so viel anfangen", sagt Johannes, der sich gerne selbst auch mal als "Quetsch´n-Elvis" bezeichnet.

Und wie sieht es mit dem Verdienst der Straßenmusiker aus? "Für ´ne Pizza und ein Bier reicht es am Ende des Tages immer", sagen sie und lachen. Aber die Band gibt es natürlich nicht nur auf der Straße zu sehen. Sie können auch für Hochzeiten, Firmenfeste oder andere Feiern gebucht werden. Die Termine kann man dabei immer auf ihrer Webseite unter www.almost-heartchor.de oder auf der Facebook-Seite der Band erfahren. Und wie soll es weitergehen für die Band? "Unser Ziel ist ganz klar Weltruhm", verraten sie augenzwinkernd. Und um den zu erreichen, haben sie jetzt erst einmal ihre erste CD veröffentlicht. "Sex sells" heißt diese ganz provokant - und darauf zu hören sind zwölf Coversongs von "Hey Sally" über "Teenage Dirtbag" bis hin zu "Footloose", die allesamt gute Laune machen. Etwas ernster fügen sie aber dann noch an, dass es schon ein großes Ziel wäre, in der Kleinkunstszene richtig Fuß zu fassen. "Die Kabarettschiene wäre genau das Richtige für uns. Vor Kurzem haben wir von Dominik Glöbl vom Regensburger Music College ein professionelles Coaching erhalten. Und der hat uns auch geraten: weniger spielen, mehr reden", sagt Patrick. Freistunde drückt den Jungs die Daumen.


Eva Rothmeier hört die CD der Jungs jetzt öfter beim Autofahren. Beim Mitgrölen empfindet sie die vielen Traktoren auf der B8 gleich weniger nervig.

Über Lohn für ihre Musik freuen sich die vier Jungs immer.

Über Lohn für ihre Musik freuen sich die vier Jungs immer.