Landkreis Straubing-Bogen

"Ein dreiviertel Jahr lang Volksfest vor der Tür"


Blick von der Terrasse der Familie Wagner, die den Bürgerentscheid gegen den Freizeitpark mit initiiert hat. In dem alten Bauernhof soll das Betriebsgebäude für den Park eingerichtet werden. (Foto: pah)

Blick von der Terrasse der Familie Wagner, die den Bürgerentscheid gegen den Freizeitpark mit initiiert hat. In dem alten Bauernhof soll das Betriebsgebäude für den Park eingerichtet werden. (Foto: pah)

"Wir hätten ein dreiviertel Jahr lang quasi ein Volksfest vor der Tür", sagt Erich Wagner, einer der Initiatoren des abgelehnten Bürgerentscheids gegen den Freizeitpark. Damit bringt er die Hauptbefürchtung der Parkgegner auf den Punkt: den Lärm von Fahrgeschäften, Menschen und Verkehr. Vor allem Bewohner des Baugebiets Ziegelfeld, das dem Freizeitpark-Areal gegenüberliegt, haben sich in die Unterschriftenlisten gegen die Pläne der Familie Steinbauer eingetragen.

Den beantragten Bürgerentscheid hat der Gemeinderat unter Berufung auf die Beurteilung des Landratsamtes aus formalen Gründen abgelehnt (wir berichteten). Es hätte auf jedem Blatt der gut 150 gültigen Unterschriften stehen müssen, dass es darum geht, sich gegen den geplanten Familienfreizeitpark auszusprechen. Das stand aber nur auf der ersten Seite.

"Deprimierend" sei das gewesen, sagt Wagner, gerade wegen dieser Begründung, in der es nicht um die Rechtmäßigkeit eines Bürgerentscheids an sich ging, sondern um juristische Feinheiten. Inzwischen habe man sich vom ersten Schock erholt und dazugelernt: "Wenn wir einen zweiten Anlauf machen, müssen wir uns auf jeden Fall juristischen Rat holen." Außerdem wollen sie noch mehr Menschen für einen Bürgerentscheid mobilisieren; Interessenten können sich bei den Wagners melden.

Bis dahin wollen sie weiter Überzeugungsarbeit leisten. Denn dass der Gemeinderat einstimmig für den Park und gegen ihre Einwände gestimmt hat, können die Wagners nicht verstehen. Ein Gemeinderat habe einmal privat zu ihm gesagt: "Wenn ich da wohnen würde, wo du wohnst, würd's mich auch stören."

Ein Stück Natur geht verloren


Das Haus der Wagners steht gegenüber dem Freizeitpark-Areal; unterhalb ihres Gartens grenzt die Straße nach Englmar an. Schon jetzt können sie sich nicht über "Langeweile" beklagen: Nach Skiliftschluss im Winter sei die Straße in Richtung Straubing ziemlich voll, manchmal gehe es nur noch im Stop-and-go-Verkehr weiter - entsprechend viel Verkehrslärm ist zu hören. Wagners befürchten daher ebenso wie andere, dass die Straße künftig fast ganzjährig zu Stoßzeiten verstopft sein könnte. Befürchtung Nummer zwei: der Lärm, den die Fahrgeschäfte machen. Zwar müssten hier Grenzwerte eingehalten werden, aber die Geräuschkulisse sei einfach da: "Wenn Sie den ganzen Tag auch nur ein leises Summen hören müssen, werden Sie irgendwann verrückt." Argument drei: Der Park ist in den Sommermonaten in Betrieb, die höchsten Besucherzahlen sind für das Wochenende zu erwarten - "also genau zu der Zeit, in der wir unseren Garten nutzen wollen". Argument vier: Ein Stück Natur geht unwiederbringlich verloren - und zwar vielleicht ganz sinnlos: "Ein paar Kilometer weiter steht die Englmarer Sommerrodelbahn. Die Leute werden sich für eine der beiden Bahnen entscheiden. Die andere kann dann zumachen, zurück bleibt eine Investitionsruine", glaubt Wagner.

Welche Kosten kommen auf die Bürger zu?

Sehr kritisch sehen die Parkgegner Wagner zufolge auch, dass den Investoren nicht nur die derzeit überplante Fläche, sondern auch angrenzende Areale gehören. Dadurch sei eine schnelle Erweiterung möglich. Und schließlich sei zu fragen, welche Kosten auf die Bürger durch den neuen Freizeitpark zukommen. Immerhin fielen durch die laut Investor erwarteten 100 000 bis 120 000 Besucher im Jahr auch erhebliche Mengen an Abwasser an. Und ausgerechnet jetzt habe der Bürgermeister angekündigt, die in die Jahre gekommene Kläranlage müsse ertüchtigt werden.

Bürgermeister Rudi Seidenader dagegen hat mehrfach deutlich gemacht, der Investor müsse sich in angemessener Weise an den Kosten beteiligen. Das Lärmargument ist Seidenader zufolge nicht haltbar, denn Lärmgrenzwerte würden teils weit unterschritten. Der Verkehr werde durch eine neue Linksabbiegerspur am Fließen gehalten, und schon jetzt vor den Folgen einer Erweiterung zu warnen, sei einfach verfrüht. Im Übrigen sichere sich die Gemeinde trotz positiver Einstellung zu dem Vorhaben durchaus ab: Über die Beteiligung an den Erschließungskosten soll zu gegebener Zeit ein Vertrag mit dem Investor abgeschlossen werden.

Coaster ist Teil des Gesamtkonzepts

Dazu ist Rudolf Steinbauer, der mit seinem Sohn Andreas die "Steinbauer Freizeit GmbH" gegründet hat, auch bereit. Der Konzeller will, wie berichtet, auf einem 22 Hektar großen Gelände einen Freizeitpark mit Attraktionen für die ganze Familie errichten. Dass er auch einen "Coaster", also eine Rodelbahn auf Schienen, baut, obwohl ein paar Kilometer weiter die nächste steht, deren Miteigentümer er früher war, ist für ihn Teil des auf die ganze Familie ausgerichteten Parkkonzepts: Der Coaster sei gerade für Jugendliche attraktiv, für diese Altersgruppe gebe es keine Alternativen. Den Unterschied zur benachbarten Anlage machen Steinbauer zufolge die anderen Angebote aus, darunter beispielsweise die langsame Bahn für Senioren und Kleinkinder oder die Pferdebahn und die Traktorbahn für die größeren Kinder oder auch die Rutschenwelt für Groß und Klein. Auch ein 20 Meter hohes Fahrgeschäft namens "Maibaum" soll es in Neukirchen geben.

Doch zunächst müssen noch Behörden und Bürger gehört werden. Wann die Pläne fertig sind und ausgelegt werden können, steht bislang nicht fest.