Maibaum-Streit in Langenbach

Prachtstangerl verschandelt: Burschen murksen beim Maibaum-Klau


Das Corpus Delicti: 29 minus 1,5 Meter misst der Maibaum aus Langenbach - nach dem vermurksten Klau. (Foto: privat)

Das Corpus Delicti: 29 minus 1,5 Meter misst der Maibaum aus Langenbach - nach dem vermurksten Klau. (Foto: privat)

Von Redaktion idowa

Der Streit wird wohl noch eine Weile weitergehen. Vor ein paar Tagen haben Burschen aus Thonstetten und Appersdorf im Landkreis Freising den Maibaum in Langenbach geklaut. Als sie das Prachtstangerl aus einer Halle bugsierten, knackte es. Ein anderthalb Meter langes Stück brach ab.

Aus ihrem Ungeschick machten die Burschen keinen Hehl. Als am nächsten Tag gegen 5 Uhr morgens eine Delegation der Langenbacher Vereine über die Rückgabe des Baums verhandeln wollte, schien eine gütliche Einigung greifbar. Bernhard Neiger und Patrick Brandmaier, die Vorstände der Burschenvereine in Thonstetten und Appersdorf, erklärten den Nachbarn, dass sie den Baum nicht absichtlich beschädigt haben. Und per Handschlag vereinbarte man: Die Diebe bringen ihre Beute zurück, die Langenbacher spendieren als Auslöse 35 Brotzeiten.

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Doch dann schaukelte sich der Fall hoch. Als sie am späten Nachmittag dabei waren, den Baum zurück in die Halle zu hieven, hätten die Langenbacher gereizt reagiert, schildert Martin Holzner, Vorstand der Thonstettener Feuerwehr. "Wir sind übel beschimpft worden." Und das ohne wirklichen Grund, betont er. Abgesehen von dem fehlenden "Gipfel" habe der Baum nur "kleinere Blessuren" abbekommen.

Die Beklauten selber allerdings bezeichnen es als "Schande", was dem Baum widerfahren ist.

"Die wollten den Baum nicht mehr", sagt Holzner. Auch von der versprochenen Auslöse hätten sie plötzlich nichts mehr wissen wollen." Also habe man den Maibaum wieder mitgenommen. Danach hätten die Langenbacher Vereine nicht lange gefackelt: "Die haben sich am nächsten Tag einen neuen Baum aus dem Wald geholt."

Maibaumdiebe aus "Leidenschaft"

Was die Burschen in Thonstetten wurmt: Nicht zum ersten Mal sind sie von Nachbarn in Langenbach ohne Ablöse abgespeist worden. Als sie vor sechs Jahren sich schon einmal den Maibaum gekrallt hatten, hätten sie auch nichts bekommen, sagt Holzner.

Die Thonstettener sind anderes gewohnt, und die Gewöhnung ist offenbar ungewöhnlich stark ausgeprägt. "Wir sind im Landkreis als Maibaum-Diebe bekannt, wir machen das aus Leidenschaft", schmunzelt der Feuerwehrvorstand. Dass sie dieses Mal einen Baum beschädigt haben, erklärt er mit der Länge des Prachtstangerls - "29 Meter"- und der "engen Kurve", die man hinter der Halle in der Dunkelheit habe machen müssen.

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Für die Reaktion der Nachbarn haben die Diebe kein Verständnis. "Uns tut es leid, dass der Gipfel abgebrochen ist, es war überhaupt keine Absicht, aber trotzdem hätten sich die Langenbacher nicht so unmöglich Verhalten müssen", sagt der Appendorfer Bursche Patrick Brandmaier.

Benefizaktion für Erdbeben-Opfer

Das Corpus Delicti haben die Burschen mittlerweile schwarz gestrichen. Am 2. Mai wollen sie den "Schandbaum" in Thonstetten aufstellen - und feiern. "Brauereien sponsern die Veranstaltung, ein Radio- und ein Fernsehsender wollen Reporter schicken", freut sich Holzner. Hintergrund: Der Erlös der Veranstaltung geht an die Moosburger Hilfsorganisation Navis, die gerade einen Einsatz in Nepal vorbereitet.

So gesehen haben die Murkser ein gutes Werk vollbracht.

(Aktualisierte Version vom 30.4.2015, 16 Uhr)

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Wird zum "Schandbaum" umfunktioniert: Das Diebesgut aus Langenbach. (Fotos: privat)

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Wird zum "Schandbaum" umfunktioniert: Das Diebesgut aus Langenbach. (Fotos: privat)