Langenpreising

Jungunternehmer zeigen Umweltministerin Scharf ihre Shrimps-Farm


In acht Becken auf zwei Ebenen wachsen die Langenpreisinger Garnelen heran.

In acht Becken auf zwei Ebenen wachsen die Langenpreisinger Garnelen heran.

Fabian Riedel und Maximilian Assmann haben in Langenpreising eine innovative Shrimps-Farm gegründet. Ihr Ziel: Das Biosiegel erhalten.

Garnelen, auch Shrimps, Gambas oder Krevetten genannt, sind zu einem beliebten Produkt auf dem Speiseplan geworden. Allerdings stammen viele Tiere aus Zuchtfarmen aus Asien, in denen Antibiotika eingesetzt werden. Bis sie beim Endverbraucher ankommen, sind sie oft monatelang unterwegs, mehrmals aufgetaut und wieder eingefroren worden. "Und hier haben wir angesetzt", erklärt Fabian Riedel, der Geschäftsführer der in Langenpreising ansässigen Firma Crusta Nova. Zusammen mit seinem Partner Maximilian Assmann betreibt der ehemalige Jurist hier seit Kurzem die größte Aqua-Kreislaufanlage für Shrimps in Europa. Bei einer Führung machte sich auch Staatsministerin Ulrike Scharf am Donnerstagabend ein Bild von der jungen und innovativen Firma.

Und was die Teilnehmer, darunter auch Landratsstellvertreter Jakob Schwimmer und Langenpreisings dritter Bürgermeister Leo Melerowitz, in der neu erbauten Halle im Langenpreisinger Gewerbegebiet erwartete, war äußerst interessant. Bei tropischen Temperaturen um die 30 Grad werden die Garnelen in insgesamt acht Zuchtbecken auf zwei Ebenen, wovon jedes eine Größe von 35 Meter mal fünf Meter hat, bei einer Wassertemperatur von 28 Grad artgerecht aufgezogen. Die Brut kommt - derzeit noch - aus einem Fachbetrieb aus Florida. "Unser Ziel ist eine eigene Nachzucht", sagt Fabian Riedel, "damit würden wir den Kreislauf komplett schließen."

Die Langenpreisinger Biogarnelen werden in bayerischem Wasser mit reinem Meersalz als einzigem Zusatz und Futter aus pflanzlichem Eiweiß und nur ganz wenig Fischmehl großgezogen. Die Schalentiere haben viel Bewegungsfreiheit in ihren Becken, die einen Salzgehalt von 1,6 Prozent aufweisen.

Sehr zur Freude der Besucher zeigten sich die bläulich-metallen aussehenden "White Tigers" auch akrobatisch und hüpften teilweise bis zu 50 Zentimeter hoch. Das Wasser in der Anlage wird täglich komplett umgewälzt, 98 Prozent des Wassers werden gereinigt und wiederverwendet.

Vom Baby, das nur aus dünnsten Fäden besteht, bis zur reifen Garnele vergehen so rund viereinhalb Monate. "Die erste Aufzucht hat allerdings sechs Monate gedauert", ließ der Geschäftsführer wissen. Am schnellsten wachsen die Tierchen in den ersten Tagen. Wie die Besucher erfuhren, verdreifachen sich die Garnelen am ersten Tag in der sogenannten "Frühchen-Station". Nach zehn Tagen werden sie umgesetzt und kommen in das nächste Becken. Das System wurde von den beiden Jungunternehmern selbst ausgeklügelt.

Die ausgewachsenen Tiere sind etwa 25 Zentimeter lang und 35 Gramm schwer. Getötet werden sie schonend durch Stromschläge. Es vergeht nicht mal ein Tag, bis die Langenpreisinger Garnele bei den Gourmetköchen auf den Tisch kommt, und bürgt daher für "1 A-Qualität".

Und auch die Technik hat es in sich. Vier Kläranlagen mit einer biologischen Klärstufe, eine Filterkammer und eine spezielle Anlage, in der das überschüssige Eiweiß abgebaut wird, sorgen für einwandfreies, sauberes Wasser. Störungen gehen automatisch aufs Handy des Verantwortlichen. Für die hochmoderne, innovative Anlage gab es sogar Fördergelder der EU und des Freistaates Bayern. Das Heizkonzept mittels einer Erdgasheizung funktioniert wie ein umgekehrter Kühlschrank und soll mit einem Blockheizkraftwerk nachgerüstet werden. Ein Novum hatten die Langenpreisinger Firmengründer bei der Führung mit Staatsministerin Ulrike Scharf: eine Verpackung für die Auslieferung ins Frischefach, nicht als Tiefkühlware. Mittlerweile hätten sich viele "sehr interessante Wege aufgetan", freute sich Riedel. "Derzeit liefern wir deutschlandweit von München bis nach Sylt und ins Nachbarland Österreich." Durch das rotierende System können 2.500 Kilogramm der "Good Gamba" pro Monat produziert werden. "Bis jetzt sind wir sehr zufrieden", resümierte Fabian Riedel.

Und auch die bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf zeigte sich begeistert, "dass man so nachhaltig produzieren kann", beglückwünschte die Firma für ihren Mut und wünschte "weiterhin a guats Händchen". Die Firma CrustaNova beschäftigt derzeit sieben Mitarbeiter. Ein Ausbau ist denkbar: "Eventuell mit Langusten", blickt Riedel in die Zukunft. Zunächst aber möchten die beiden Jungunternehmer "das eine richtig gut machen". Derzeit läuft nämlich gerade eine Pilotstudie für die Bio-Zertifizierung mit dem Ziel, Anfang nächsten Jahres das Biosiegel zu erhalten. Bei einer kleinen Kostprobe konnten sich die Teilnehmer dann davon überzeugen, dass die "Good Gamba" einzigartig frisch schmeckt und damit nicht nur gebraten, sondern auch roh zu genießen ist: Für so manchen die frischeste Garnele, die er je gegessen hat. Das Fleisch hat eben eine ganz andere Struktur als bei tiefgekühlten Exemplaren. Der Preis liegt bei 65 Euro pro Kilo. Verkauf ab Farm ist jeden Freitag von 12 bis 18 Uhr. Nähere Informationen gibt es auf www.crustanova.com.

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Bei einer Führung machte sich Staatsministerin Ulrike Scharf ein Bild von der jungen und innovativen Firma CrustaNova.

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"Good Gamba" auch roh zu genießen.

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Die "Teenager" sind etwa zwei Monate alt.