Buntes Miteinander

Hilfe für die Ankömmlinge

Der Verein "Buntes Miteinander" hilft beim Zusammenleben mit den Flüchtlingen


Von außen macht das Gebäude der Gemeinschaftsunterkunft einen etwas heruntergekommenen Eindruck

Von außen macht das Gebäude der Gemeinschaftsunterkunft einen etwas heruntergekommenen Eindruck

Das Asylbewerberheim in der Lochhamer Straße gehört seit einigen Jahren fest zum Erscheinungsbild der Marktgemeinde. Es wird für viele Menschen kurz- oder mittelfristig zur Heimat, auch wenn sich von den Einheimischen kaum jemand vorstellen möchte, in diesem großen Gebäude auf engem Raum leben zu müssen.

Die Gemeinschaftsunterkunft hängt direkt mit der Gründung des Vereins "Buntes Miteinander Geisenhausen" zusammen. Um in die Anfänge zu tauchen, führte daher die Vilsbiburger Zeitung ein Gespräch mit den ersten Vorsitzenden Barbara Solf-Leipold und Hubert Steinig. "Geisenhausen war damals in den überregionalen Medien als braunes Nest bekannt", erinnerten sie sich. Daher hätte Steinig zusammen mit Karl Meyer die Initiativgruppe "Geisenhausen ist bunt" gegründet. Ziemlich gleichzeitig habe die rechte Szene in einer Flugblattaktion vor der Eröffnung eines Asylbewerberheims im ehemaligen Seniorenheim gewarnt und Aussagen verbreitet wie "Frauen können dann nicht mehr allein auf die Straße". Auch der Gemeinderat habe damals sehr ablehnend auf das Bestreben der Regierung von Niederbayern reagiert, eine Gemeinschaftsunterkunft zu eröffnen. Daher habe sich die Initiativgruppe an alle Haushalte gewandt und zu verbreiten versucht: "Geisenhausen ist bunt".

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Eine Bürgerinitiative gegen die Gemeinschaftsunterkunft habe mit einer Mahnwache und anderen Aktionen gewarnt, die Kinder würden gefährdet und die Bewohnerzahl im Asylbewerberheim werde zu groß. Solf-Leipold und Steinig erinnerten sich an eine Versammlung in den Räumen der Regierung von Niederbayern. Aus ihrer Sicht habe damals Regierungspräsident Heinz Grunwald als Reaktion auf die strikte Ablehnung gegen das Flüchtlingsheim entschieden, dieses bis auf das letzte Bett zu füllen. Letztlich wurde die Gemeinschaftsunterkunft eingerichtet und bezogen.

Finanzierung unklar

2013 sprach Solf-Leipold bei einer Informationsveranstaltung über menschenwürdiges Asylrecht. Damals formierte sich eine Gruppe Bürger, die bereit war, den Ankömmlingen unter die Arme zu greifen. Einige Monate später sei dann der Verein "Buntes Miteinander Geisenhausen" gegründet worden. Als Vorsitzende wurden Solf-Leipold und Steinig gewählt. Trotz der damaligen Zusicherung, eine Stelle für die Asylsozialberatung einzurichten, war deren Finanzierung nicht gesichert gewesen. Ein Defizit von jährlich 13 000 Euro stand im Raum: "Es war zum Verzweifeln". Erst eine Spende des Rotary Clubs Vilsbiburg zusammen mit einer Finanzspritze der Marktgemeinde sorgte für die Anstellung von Annette Zebrala auf diese Stelle - aber auch nur für ein Jahr. In jedem weiteren Kalenderjahr habe man über Spenden problematisch diese Stelle erhalten müssen.

Die Ehrenamtlichen des Vereins "Buntes Miteinander" standen vor einem Berg von Problemen, den sie bewältigen mussten: Deutschkurse für die Flüchtlinge waren nötig, die Betreuung der Kinder, eine Frauengruppe und eine aktive Kleiderkammer wurden gegründet, die Ankömmlinge brauchten Hilfe im Schriftverkehr, bei der Wohnungs- und Möbelsuche, bei Behörden- und Arztbesuchen. Der Verein organisierte Musikgruppen, Ausflüge, Geschenkaktionen zu Weihnachten und im Sommer die bekannten Feste der Begegnung. Es gab diverse Probleme mit komplizierten Heimleitern und deren Hausmeistern. Erst mit Mohamadou Sarr, dem jetzigen Heimleiter, gebe es eine erfreulich gute Zusammenarbeit, sagen die Mitarbeiter des Vereins. Auch ist mittlerweile der notwendige Sicherheitsdienst eingerichtet, der den Hauseingang im Auge hat.

Integration im Fokus

Als "unerträglich" empfinden Solf-Leipold und Steinig die polizeilichen Untersuchungen im Haus. Wenn zu nachtschlafender Zeit eine Hundertschaft Polizisten das Haus umstelle, Kinder und Erwachsene aus dem Schlaf trommle, so sei dies kein geeigneter Umgang mit traumatisierten Menschen. Diese Erlebnisse müsse der Verein emotional und praktisch auffangen. Weiter kritisierten die beiden ehemaligen Vorsitzenden den "miserablen äußeren Zustand" der Gemeinschaftsunterkunft. Die sanitären Einrichtungen seien zu wenig, es gebe nicht genügend Waschmaschinen und ungeeignete Haushaltsgeräte: "Das Haus wirkt insgesamt abgewrackt".

Vorsichtig positiv sehen die jetzigen Vorsitzenden des Vereins "Buntes Miteinander" das Zusammenleben in der Gemeinschaftsunterkunft. Christoph Schwab und Renate Weindl betonten im Gespräch, die Unterstützung im Alltag für die Flüchtlinge trete mittlerweile etwas zurück. Man habe jetzt das Augenmerk auf die langfristige Integration der Menschen gerichtet. So gebe es Männer und Frauen, die eine Berufsausbildung begonnen hätten und die Kinder seien fest in Krippe, Kindergarten und Schule eingebunden. Bürgermeister Josef Reff sagte, er habe als Gemeindechef wenige Probleme mit dem Asylbewerberheim. Nur das Einwohnermeldeamt habe alle Hände voll zu tun.