Gerhard Polt hat mal auf die Frage nach der schönen Langeweile geantwortet: "Das ist die Zeit, in der der Mensch nicht handeln muss, sondern nur so herumschildkrötelt". Letzteres macht momentan auch die Namensgeberin dieses schönen Verbs in Landshut. Ein aufmerksamer Spaziergänger hat jüngst auf den Baumstämmen am Isarfloß eine fast schwarze Schildkröte entdeckt. Bei ihr handelt es sich wohl um eine besondere Gattung. "Die Punkte auf dem Panzer und die Zeichnung deuten auf eine Europäische Sumpfschildkröte hin, wohl auf eine sehr dunkle Form", sagt Günter Hansbauer vom Landesamt für Umwelt. Er ist auf Amphibien und Reptilien spezialisiert. Freilebend kommt diese Art der Schildkröten in Bayern eigentlich nicht vor.

Wohl ausgesetzt oder ausgebrochen

Entweder wurde sie illegal ausgesetzt oder ist irgendwo entkommen. "Es gibt hier keine Reproduktionsnachweise, daher kann sie wohl keine Nachkommen zeugen. In freier Natur haben wir hierfür keine Belege", so Hansbauer weiter. Weil sie ziemlich groß ist, ist die Landshuter Schildkröte ein älteres Exemplar - Schildkröten wachsen sehr langsam und können Jahrzehnte alt werden.

Die Europäische Sumpfschildkröte lebt in Deutschland frei in einer größeren Population nur noch im Osten. Sonst kommt sie jedoch in vielen europäischen Ländern vor, von der iberischen Halbinsel über Polen und Ungarn bis in die Türkei und nach Russland.

Dieter Dort vom Fachbereich Arten- und Tierschutz bei der Stadt Landshut vermutet auch, dass die Isar-Schildkröte entweder ausgesetzt wurde - oder ausgebrochen ist. "Wer weiß, von wo sie sich durchgeschlagen hat", sagt er. Dort sagt, die Schildkröte könne bei uns gut leben, zudem sei sie kein sogenannter "Faunenverfälscher". Faunenverfälscher haben oft einen negativen Einfluss auf die Biodiversität ihres neuen Lebensraums oder richten Schäden an wie zum Beispiel die Asiatische Tigermücke, die als Krankheitsüberträger gilt und vor Kurzem in Bayern aufgetreten ist. Die Europäische Sumpfschildkröte aber ist harmlos, theoretisch könnte es die Art ja auch bei uns geben, sagt Dort. Würde sie zufällig gefangen werden - wenn sie zum Beispiel irgendwo vor einem Wehr hängenbleibt - könnte sie in die Reptilienauffangstation nach München gebracht werden. Dafür plädiert auch Hansbauer. Sie friste ein relativ einsames Leben ganz allein.

Ob sie das Hochwasser überstanden hat ? Dort meint ja. Die Sumpfschildkröte sei eine robuste Art und habe auch große Krallen, mit denen sie sich festhalten könne.

Wer also die Schildkröte in nächster Zeit sieht, sollte sie genau ansehen. Es handelt sich nämlich um ein sehr seltenes Exemplar in Landshut.