Blick ins Archiv

1930er-Jahre: "Landshuter Zeitung" bringt regelmäßig Wetterberichte

Wie hat sich eigentlich der Wetterbericht entwickelt? Und wer liefert die Vorhersagen an die Mediengruppe? Wir haben in die Vergangenheit geblickt - und das moderne Wetter recherchiert.


Ein Wetterbericht in den 1930ern

Ein Wetterbericht in den 1930ern

Ein seit Jahrzehnten fester Bestandteil in fast jeder Zeitung ist der Wetterbericht. Erschienen zum ersten Mal im Mai 1692 in einem Londoner Wochenblatt, hat er sich seitdem stetig weiterentwickelt. Noch dazu, weil der erste Wetterbericht der Welt in einer Zeitung eher einen Blick in die Vergangenheit warf - und die heutigen eher in die Zukunft blicken. Manchmal werden der Weltenlauf und der Zustand einer Gesellschaft auch mit dem Wetter verglichen: So zum Beispiel in der ersten Ausgabe der "Landshuter Zeitung", in der im übertragenen Sinne von Wolken, Stürmen, Sonne und anschließendem reinen blauen Himmel die Rede ist: "So lacht und blüht auch die Freiheit rein und klar den Völkern, ist sie vom Gewölke des Wahnes gesäubert."

So sahen Wetterberichte in der Zeitung früher aus.

So sahen Wetterberichte in der Zeitung früher aus.

Was den gesamten Beobachtungen des echten Wetters gemein ist: Der Mensch liebt es, die Phänomene am Himmel genau zu verfolgen. Das erste richtige Lehrbuch der Wetterkunde schrieb Aristoteles um 350 vor Christus. Er nannte es "Meteorologica", also "Lehre von den Himmelserscheinungen".

Moderne Meteorologie seit dem 16. Jahrhundert

Fast 2000 Jahre lang blieb es laut Deutschem Wetterdienst (DWD) das fundamentale Werk der Meteorologie. Es prägte viele Fachwörter, die heute noch verwendet werden, schreibt der DWD: "Trombe" für "Tornado" oder "Taifun" für "Wirbelsturm". Die Geschichte der modernen Meteorologie begann 1592 mit der Erfindung des Thermometers durch Galileo Galilei. Dessen Schüler Evangelista Torricelli baute 1643 das erste Barometer. Diese beiden Instrumente konnten erstmals Temperatur und Luftdruck messen. Langsam zeigte sich, dass das Wetter von großräumigen atmosphärischen Prozessen beeinflusst wird. Um sie zu erfassen, sind ausgedehnte Beobachtungsnetze nötig. Das Vorbild moderner Netze schuf die Pfälzische Meteorologische Gesellschaft ab 1780, mittlerweile hat sich das Beobachtungsnetz deutlich vergrößert: Es gibt nicht nur Messstationen an Land - zig europäische Meteosat-Satelliten in etwa 36000 Kilometern Höhe liefern computergestützt Wetter rund um den Globus, atmosphärische Vorgänge können laut DWD immer detaillierter berechnet werden.

Der erste reguläre Wetterbericht in der "Landshuter Zeitung" erschien Mitte der 1930er Jahre, wohl im Jahr 1935. Bei Recherchen in den alten Archivbänden lassen sich keine Wettervorhersagen oder Ähnliches vorher finden - erst 1935 tauchen kleine Meldungen mit der Überschrift "Die Landeswetterwarte meldet" auf. Die Meldungen wandeln sich dann mit der Zeit, 1936 heißt es schon "Wetterbericht des Reichswetterdienstes - Ausgabeort München". 1938 dann folgt eine große Neuerung: Zu den kleinen einspaltigen Meldungen kommt auch noch eine Wetterkarte dazu. Der Text beläuft sich auf kurze, prägnante Vorhersagen: "Wechselnd bewölkt und abgesehen von örtlichen gewittrigen Schauern trocken, leichte Erwärmung", heißt es zum Beispiel am 15. August. Temperaturen und Weiteres lässt sich dann auf der Karte ablesen.

Doch die Karten verschwinden nach dem Krieg wieder; bis in die 1980er Jahre kann man in der "Landshuter Zeitung" lediglich immer einen kleinen Meldungskasten entdecken, der ganz prägnant darauf hinweist, wie das Wetter in den nächsten Tagen wird - und zwar sehr lokal, auf das Donau-Isar-Gebiet beschränkt. Geliefert wird das Wetter vom Wetteramt München.

Eine große Änderung passiert dann in den 1980ern: Erstmals gibt es - in schwarz-weiß - das Bayernwetter, Europawetter samt Karte und sogar das Biowetter für Wetterfühlige sowie genaue Aufzeichnungen, wie das Wetter am Tag zuvor in Bayern und weltweit war. In den 2000ern wird es dann farbig: Die Vorhersage ist detailliert, aufgeteilt in überregionales Wetter, Donaugebiet und Isar sowie die Alpen. Auch der 100-jährige Kalender kommt nun vor.

Mittlerweile kommt das Wetter für die "Mediengruppe Attenkofer" von einer Agentur in München. Seit 1988 liefert der "Image-Presseservice" Wetter an Zeitungsverlage. Beim Datenbezug setzt die Agentur auf den DWD. Der Image-Presseservice hat sich laut Angaben damit für die "deutsche Instanz auf der meteorologischen Seite" entschieden. "Das weit gespannte Messnetz, der Offenbacher Rechner-Gigant, die erfahrenen Meteorologen und der internationale Datenaustausch des DWD waren und sind hier starke Argumente", heißt es. In Zeiten des Klimawandels fänden die Messreihen des DWD mehr Interesse, nicht zuletzt auch seine Stellung als amtliches Organ für Wetter-Warnungen. In einzelnen Fällen arbeitet die Agentur mit dem privaten Hamburger Institut für Wetter- und Klimakommunikation zusammen.

Seit über 50 Jahren verarbeitet der DWD Daten von Wettersatelliten. Sie sind laut Angaben besonders wichtig, denn sie ermöglichen eine flächendeckende Beobachtung des Wettergeschehens rund um die Erde - insbesondere auch dort, wo es kaum Bodenstationen gibt. Die Satelliten messen die reflektierte Sonnenstrahlung sowie die Strahlung der Erde und Atmosphäre in mehreren "Frequenzfenstern". Einige Fenster liegen im Spektrum des sichtbaren Lichts, die meisten jedoch im Infraroten, manche im Mikrowellenbereich. Aus der gemessenen Strahlung lassen sich wichtige Informationen über den Zustand der Atmosphäre sowie der Land- und Meeresoberflächen ableiten.

Verteilung des Dampfes wird ebenso gemessen

Dazu zählen die Temperatur des Erdbodens und der Wasseroberflächen oder Temperatur und Feuchte in der Atmosphäre als Ergänzung zu Radiosonden. Außerdem messen einige Wettersatelliten die Verteilung des Wasserdampfs in der mittleren und oberen Troposphäre. Daraus kann man Rückschlüsse über die Strömungsverhältnisse in den entsprechenden Höhen ableiten. Radarsysteme geben Informationen über die Wellenhöhe, Windstärke und -richtung an der Meeresoberfläche. Für den Vorhersagedienst liefern die Satellitenbeobachtungen vor allem Informationen über die Art, räumliche Verteilung und Bewegung der Wolken. Daraus können die Meteorologen unter anderem die Geschwindigkeit und Richtung des Windes errechnen, der in verschiedenen Höhen aus unterschiedlichen Richtungen wehen kann. Allerdings sind manche Wolken laut DWD tückisch: Es gibt zum Beispiel welche, die immer an einer Stelle - etwa einem Berg - hängen bleiben, obwohl ein starker Wind weht. Deshalb müssen die Wetter- und Klimaforschenden die Wolkenformen genau analysieren, um solche "Versteckspieler" sicher zu identifizieren. Messungen zahlreicher Wettersatelliten sind ein wichtiger Bestandteil der numerischen Wettervorhersagemodelle zur Beschreibung des Ist-Zustandes der Atmosphäre (Temperatur, Feuchte, Wind), zur Gewinnung von Meeresoberflächentemperaturen, der Meereisverteilung sowie von Bodentemperaturen und -feuchte. Diese Satellitendaten liefern einen entscheidenden Beitrag zur Qualität der DWD-Vorhersagemodelle. Um ihre Vorhersagen noch sicherer zu machen, vergleichen die Wetter- und Klimaforschenden ihre Daten laut eigenen Angaben auch mit den numerischen Wettermodellen der nationalen Wetterdienste in den Nachbarländern und in Übersee. Dieser weltweite Datenaustausch sei entscheidend für eine hohe Qualität der Wettervorhersagen. Wettervorhersagen werden laut DWD jedoch niemals hundertprozentig zutreffend sein, weil schon kleinste Schwankungen in der Atmosphäre das Wetter stark beeinflussen können. Es sei kein Zufall, dass mit Edward Lorenz ein Meteorologe zu den Pionieren der Chaostheorie gehöre. Der Chaosanteil im Wetter werde deshalb trotz immer besserer Technik weiterhin die Gefahr einer dramatischen "Andersentwicklung" des Wetters in sich bergen. Wettervorhersagen sind jedoch laut DWD in den vergangenen Jahrzehnten immer verlässlicher geworden. Eine siebentägige Prognose habe heute die gleiche Zuverlässigkeit wie eine 24-stündige im Jahr 1968.

Kurzfristige Vorhersagen für das Tagesgeschäft

Alle diese Systeme zusammen machen recht treffsichere Unwetterwarnungen möglich. Als kürzestfristige Wettervorhersagen für die nächsten zwei Stunden sind sie vor allem im Sommer ein wichtiger Teil des Tagesgeschäfts der Meteorologie. In den kommenden Jahren will die Meteorologie die Qualität ihrer Wetter- und Unwettervorhersagen dank immer besserer Technik noch weiter steigern. Bei der Wetterbeobachtung werden laut DWD vor allem die Weiterentwicklung der Satelliten- und Radartechnik und optimierte Auswertungsmethoden für die gewonnenen Daten zum Fortschritt beitragen. Wenn diese Systeme die großen Lücken im Beobachtungsnetz auf den Kontinenten und Ozeanen zunehmend schließen könnten, werde das die Wettervorhersagen für Mitteleuropa noch zuverlässiger machen. Von Claudia Hagn


Dieser Artikel erschien ursprünglich in der Beilage "175 Jahre Mediengruppe Attenkofer".