Landshut/Straubing

Weil das Leben nicht nur lustig ist: Bestsellerautorin Rita Falk im Interview über Humor und Abschied nehmen


Rita Falk und Sebastian Bezzel während einer Pause bei den Dreharbeiten zu "Winterkartoffelknödel". Die Autorin schwärmt von der lockeren und angenehmen Atmosphäre bei den Dreharbeiten. Foto: Bernd Schuller

Rita Falk und Sebastian Bezzel während einer Pause bei den Dreharbeiten zu "Winterkartoffelknödel". Die Autorin schwärmt von der lockeren und angenehmen Atmosphäre bei den Dreharbeiten. Foto: Bernd Schuller

Von Interview: Franziska Meinhardt

Rita Falk hat sich mit ihrer Provinzkrimiserie um den Dorfpolizisten Franz Eberhofer in die Herzen ihrer Leser geschrieben. Nach Dampfnudelblues wurde nun ein zweiter Krimi verfilmt: Winterkartoffelknödel lief am Donnerstag, 16. Oktober, in den Kinos an. In dem Streifen geht es noch makabrer, bayrischer und wieder sehr komisch zu. Wir haben mit Rita Falk vorab nicht nur über die Verfilmung gesprochen, sondern auch über ihre Romane Hannes und Funkenflieger, in denen sie sich mit ernsten Themen auseinandersetzt.

Gäuboden aktuell:Gestern war der bundesweite Kinostart von Winterkartoffelknödel. Es ist bereits die zweite Verfilmung eines Ihrer Romane. Sind Sie da noch aufgeregt?

Rita Falk: Ja, natürlich! Wir hatten eine kleine Vorpremiere für die Mitarbeiter. Der Film ist großartig, ich bin sehr zufrieden.

Sie selbst werden ja auch zu sehen sein. Wollen Sie verraten, in welcher Szene?

Rita Falk: Nein, die Zuschauer müssen mich schon selber im Film suchen. (lacht)

Als Autorin haben Sie ja von der Handlung eigene Bilder im Kopf. Wie fühlt man sich, wenn man die Bücher dann verfilmt sieht?

Rita Falk: Ich fühle mich sehr beglückt. Der Regisseur Ed Herzog hat das wahnsinnig stimmig und sehr nah am Buch umgesetzt. Auch die Rollen wurden toll besetzt. Ich bin rundum glücklich.

Wie war die Stimmung bei den Dreharbeiten?

Rita Falk: Es war eine sehr lockere, angenehme Atmosphäre. Ich war genau bei der Szene dabei, als sich der Papa vom Eberhofer (gespielt von Eisi Gulp, Anm. d. Red.) die Zehen abhackt. Und auf einmal hat mir jemand eine Tupperschüssel in die Hand gedrückt, und da waren diese rekonstruierten Zehen drin! (lacht)

Ihre Krimis leben von einer ordentlichen Dosis schwarzen Humors. Wie wichtig ist Ihnen Humor im Alltag?

Rita Falk: Sehr wichtig, gerade in der jetzigen Zeit. Man sieht das auch an den Verkaufszahlen: Je schlimmer die Nachrichten, desto besser verkaufen sich humorvolle Bücher. Die Menschen brauchen Humor als Zuflucht.

Sie haben auch selbst schwierige Zeiten erlebt: Vor Jahren waren Sie arbeitslos und fingen damals an, Bücher zu schreiben.

Rita Falk: Ich habe schon immer geschrieben. Schon als Teenager Tagebuch, später Kurzgeschichten und Gedichte. Aber es war nie genügend Zeit vorhanden, um ein Buch zu schreiben. Das kam erst durch die Arbeitslosigkeit. Da dachte ich, bevor ich den ganzen Tag aus dem Fenster schaue, schreib' ich lieber ein Buch.

Dafür braucht man auch Optimismus. Viele Menschen hätten in einer solchen Notlage gar nicht den Mut, sich an ein so anspruchsvolles Projekt zu machen...

Rita Falk: Mich hat das Schreiben einfach aus der Traurigkeit herausgebracht und in eine andere Welt befördert. Die ersten Bücher waren auch eher für den Hausgebrauch. Erst beim dritten fertigen Buch habe ich einen Agenten gefunden.

Seitdem haben Sie als Autorin einen steilen Aufstieg erlebt.

Rita Falk: Das freut mich, aber ich bin auch sehr fleißig. (lacht)

Sie schreiben ein Buch in drei Monaten: Wie schaffen Sie das?

Rita Falk: Ich bin sehr, sehr diszipliniert. Ich schreibe schon morgens, bevor ich zum Duschen gehe, drei, vier Seiten. Und das geht dann bis spät abends, bis dann mein Mann sagt: "Essen ist fertig - jetzt klapp einmal die Kiste zu". Das liegt einfach daran, dass ich schon, bevor ich anfange, einen Großteil des ganzen Ablaufs im Kopf habe, und dann Angst bekomme, irgendwas zu vergessen. Wenn ich im Schreiballtag drin bin, dann bin ich sehr ungeduldig und ein bisserl streberhaft...

Viele Ihrer Fans lieben Ihre Krimis auch wegen der eigensinnigen und dadurch sehr lebensnahen Figuren, die Sie erschaffen haben. Woher nehmen Sie die Ideen?

Rita Falk: Ich glaube, ich bin schon ein fantasievoller Mensch - sonst kann man auch keine Bücher schreiben. Und dann bin ich ein bisserl ein Spanner. Ich beobachte die Menschen um mich herum, egal ob ich im Biergarten oder sonst wo bin. Ich schau' den Menschen aufs Maul. Und dann bin ich natürlich auch schon 50 Jahre alt - da hat man schon etwas Lebenserfahrung.

Haben Sie eine Lieblingsfigur?

Rita Falk: Nein, kann ich eigentlich nicht sagen. Ich bin mit allen Niederkaltenkirchenern sehr eng. Das ist irgendwie meine Zweitfamilie geworden. Ich freu' mich dann auch, wenn wieder einer davon eine kleine Rolle bekommt, zum Beispiel die Oma.

Es gibt ja auch Parallelen zu Ihrem Leben: Ihr Mann ist Polizist, Sie haben auch einen Hund wie der Eberhofer ...

Rita Falk: Ja, der Hund Ludwig ist genau unsere Bella. Man muss wohl auch einen Hund haben, um das beschreiben zu können. Und natürlich gibt es Parallelen, aber ich möchte da gar nicht so viel verraten! (lacht)

Hilft Ihnen die berufliche Erfahrung Ihres Mannes? Oder ist er eher ein kritischer Leser?

Rita Falk: Es hilft wahnsinnig. Wenn ich recherchieren muss, frage ich nicht einen Staatsanwalt oder einen Richter, sondern meinen Mann. Er ist sehr kritisch, manches wird dann auch geändert, allerdings nicht alles. Zum Beispiel hat mein Mann mal gesagt: "Kein Polizist schießt auf einen Plattenspieler!" Und ich habe gesagt: "Der Franz Eberhofer schon!" (lacht)

Sie schreiben ja - abgesehen von den Krimis - auch noch ganz andere Bücher mit ernsterem Inhalt wie Hannes oder Funkenflieger. Waren Ihre Leser überrascht?

Rita Falk: Überrascht und erfreut. Ich wurde erst kürzlich von einem Schauspieler darauf angesprochen, dass Hannes sein absolutes Lieblingsbuch sei und er mir das nie zugetraut hätte. (lacht) Es macht mir auch Spaß, wieder mal einen anderen Plot und andere Protagonisten zu erfinden.

In Hannes geht es um eine ernste Auseinandersetzung mit dem Tod und die Verarbeitung von Trauer. Wie reagieren Ihre Leser darauf?

Rita Falk: Ich bekomme für Hannes ungefähr dreimal soviel Fanpost von Lesern wie für die Eberhofer-Romane. Die Leser sind ergriffen davon und haben das Bedürfnis, mir das mitzuteilen. Es sind ganz wunderbare Briefe. Die meisten, die mir deshalb schreiben, haben selbst einen Verlust erlitten und sagen, das Buch habe ihnen Kraft gegeben, den Schmerz zuzulassen und trotzdem wieder nach vorne zu schauen. Und das war auch mein Gedanke, als ich es geschrieben habe.

Wie kamen Sie darauf, dieses Buch zu schreiben?

Rita Falk: Eine sehr enge Freundin von mir ist bei einem Motorradunfall ums Leben gekommen. Das habe ich mit dem Buch auch ein bisschen verarbeitet. Sie war sofort tot, und ich hätte mir gewünscht, mich noch von ihr verabschieden zu können, ein bisschen Zeit mit ihr verbringen zu können.

Stört es Sie, wenn Sie manchmal nur auf Ihre Krimis angesprochen werden und Hannes gar nicht erwähnt wird?

Rita Falk: Mein Sohn ist sehr lange um Hannes herumgeschlichen, obwohl er im selben Alter ist wie der Uli (ein Protagonist aus Hannes, Anm. d. Red.). Er hat es dann schon gelesen und es ist sein Lieblingsbuch, aber er hat auch gesagt, er hat soviel Stress im Alltag, er will sich vergnügen, wenn er in der Freizeit etwas liest. Und ich glaube, so ist es auch mit anderen Lesern. Aber das Leben ist halt nicht nur lustig - aber eben auch nicht nur traurig.

Freundschaft und Familie sind in all ihren Büchern wichtige Themen. Während in den Krimis Franz Eberhofer und sein Bruder eine Art Hassliebe füreinander empfinden, müssen in Funkenflieger drei Brüder zusammenhalten, um ein großes Problem zu lösen...

Rita Falk: Ja, Familie und Freunde spielen auch in meinem Leben eine wichtige Rolle. Wenn jemand auf keines von beiden zurückgreifen kann, ist er schon sehr einsam.

Zu Ihrer Familie gehört nicht nur ein Hund, sondern, wie wir gehört haben, werden Sie bald auch Esel haben. Was hat es denn damit auf sich?

Rita Falk: Wir haben Freunde, die auch Esel haben. Das sind sehr kluge und einfühlsame Tiere, und ich habe festgestellt, wenn ich gestresst bin und zu den Eseln gehe, bringen die mich irgendwie runter und entspannen mich. Dadurch haben wir uns dazu entschlossen, selbst Esel zu halten.

Was ist Ihr neuestes Buchprojekt?

Rita Falk: Der nächste Eberhofer-Roman ist ja schon fertig; er erscheint im April. Und wir haben für einen Nachfolger auch schon den Plot auf dem Reißbrett, die Grundidee steht. Nach der Buchmesse und dem Kinostart werde ich mich da weitermachen.

Eine Parallele zwischen Film und Wirklichkeit: Dorfpolizist Franz Eberhofer hat einen Hund namens Ludwig, Rita Falk einen Hund namens Bella. Foto: Constantin Film

Eine Parallele zwischen Film und Wirklichkeit: Dorfpolizist Franz Eberhofer hat einen Hund namens Ludwig, Rita Falk einen Hund namens Bella. Foto: Constantin Film