Landkreis Landshut

Nach der Flucht kommt das neue Leben: Ein Flüchtling erzählt


Ein Deutschkurs ist für Flüchtlinge unerlässlich, wenn sie arbeiten möchten. (Foto: Marijan Murat / dpa)

Ein Deutschkurs ist für Flüchtlinge unerlässlich, wenn sie arbeiten möchten. (Foto: Marijan Murat / dpa)

Früher, in einem anderen Leben, war Baghdida S. (Name von der Redaktion geändert) Kinderpsychologe. In diesem Leben hat er sich in der Kirche engagiert, hat zusammen mit Kollegen Kindergottesdienste gestaltet. Zusammen haben sie Kindern auf spielerische Weise den christlichen Glauben nahegebracht. In diesem Leben lebte er mit seinen Brüdern und seinen Eltern zusammen, hat studiert und wollte weiter lernen. Heute arbeitet Baghdida S. in einem Lager und fährt Gabelstapler. Heute spart er jeden Cent, um seine Familie zu unterstützen. Seine Familie, die jetzt verstreut auf dieser Welt lebt, auf der Flucht vor dem Islamischen Staat (IS).

In seinem anderen Leben hat er auch Französisch studiert. Hat als Abschlussarbeit den "kleinen Prinz" von Antoine de Saint-Exupéry übersetzt. Unter den besten fünf seiner Klasse sei er gewesen, sagt er stolz. Zur Belohnung durfte er für zwei Monate nach Frankreich fahren. Eigentlich wollte er damals dort bleiben, eine Stelle annehmen. Denn: "Im Islam spricht man nicht über Gefühle, man bekommt keine Praxis als Kinderpsychologe und wenn doch, hat man keine Patienten." Aber in Frankreich hat es nicht geklappt, ein anderer bekam den Job.

Als er vor fünf Jahren aus dem Irak nach Deutschland floh, wurde sein Asylantrag abgelehnt. Baghdida S. war ein paar Tage in Griechenland gewesen. Ein Anwalt aus München half ihm, und er beantragte eine Aufenthaltsgenehmigung. Die ersten zwei Jahre durfte Baghdida S. gar nicht arbeiten. Also besuchte er Sprachkurse und lernte Deutsch. Dann, als er arbeiten durfte, versuchte er, eine Arbeit zu finden, die annähernd seiner Ausbildung entspricht. Er bewarb sich bei Kinderkrippen. "Ich verstehe das", sagt er, bevor er von den Ablehnungen erzählt. Ablehnungen, als er sagte, er komme aus dem Irak.

Von Anfang an wollte Baghdida S. sich integrieren. Mehr als alles andere wollte er studieren, wieder in seinem gelernten Beruf arbeiten. Aber die Ausbildung müsse er selbst finanzieren. Deshalb lehnte er ein Studium ab. "Ich muss praktisch denken", sagt er. Praktisch heißt: Geld verdienen. Schließlich absolvierte er einen Kurs Fachlogistik, machte den Staplerschein und seinen Führerschein. Machte ein Praktikum, arbeitete bei einer Zeitarbeitsfirma. Jetzt arbeitet er in einem Lager.