Neufahrn

Guttenberg kommt für ein Treffen mit jungen CSU-Politikern nach Neufahrn


Kommt für ein Treffen mit jungen CSU-Politikern nach Neufahrn: Karl-Theodor zu Guttenberg. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Kommt für ein Treffen mit jungen CSU-Politikern nach Neufahrn: Karl-Theodor zu Guttenberg. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Von Dr. Gerald Schneider und Uli Karg

Von einem "JU-Kränzchen mit geringem politischen Wert" spricht der Parlamentarische Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe, Max Straubinger. Gemeint ist ein Treffen, zu dem EVP-Fraktionschef Manfred Weber für Freitag und Samstag nach Neufahrn (Landkreis Landshut) eingeladen hat. Mit von der Partie: der ehemalige bayerische Finanzminister und Chef des Sparkassenverbandes, Georg Fahrenschon, sowie der einstige CSU-Hoffnungsträger Karl-Theodor zu Guttenberg.

Öffentlich ist das Treffen nicht und als inoffizielles Veranstaltungsformat auch nicht neu - bereits seit mehreren Jahren lädt Weber zu derartigen Runden ein. Durch die Gästeliste erhält das Treffen allerdings Brisanz: "Eventuell ist es das Ziel, die beiden Gescheiterten wieder in die Politik einzuführen", mutmaßt Straubinger, der selbst nicht zum Kreis der Eingeladenen zählt. Für ihn ist das Treffen ein "JU-Kränzchen mit begrenztem Unterhaltungswert". An eine größere Verschwörung, etwa die Organisation der Absetzung oder Nachfolge von Ministerpräsident Horst Seehofer, glaubt Straubinger nicht. Das hätten die hier Versammelten "nicht im Kreuz - da spielen andere".

"Weber-JU-Generation und jünger" eingeladen


Nichtsdestotrotz: Das Treffen habe einen "Aufschrei in der Fraktion" verursacht, sagte Josef Zellmeier, Parlamentarischer Geschäftsführer der CSU-Landtagsfraktion. Zellmeier wird an dem Treffen zwar teilnehmen, wusste aber im Vorfeld auch nicht so recht, was er davon halten sollte. Denn schon der Kreis der Eingeladenen habe für Verwunderung gesorgt. So seien zwar im Wesentlichen "die jüngeren Kollegen aus Ostbayern" nach Neufahrn gebeten worden - der 47-jährige Finanzstaatssekretär Albert Füracker, auch er ein Hoffnungsträger, gehört indes nicht dazu. Ebenso unerwünscht in Neufahrn: Finanzminister Markus Söder und Wirtschaftsministerin Ilse Aigner. Beide stehen ganz vorne in der Seehofer-Nachfolge. Fürackers Landtagskollege Gerhard Hopp (34) hat dagegen eine Einladung erhalten. Für ihn sei die ganze Diskussion "viel zu hoch gehängt", lässt er unsere Zeitung wissen. Zu weiteren Aussagen ist er nicht bereit.

Ganz unter sich werden die CSU-Politiker im Schlosshotel Neufahrn übrigens nicht bleiben. Eingeladen zum internen Meinungsaustausch sind der sehr junge österreichische Außenminister Sebastian Kurz (28), der einstige Schach-Weltmeister Garri Kasparow (51) sowie UniCredit-Chef Theodor Weimer (55).

Weber-Sprecher Josef Schachtner beeilte sich, die Angelegenheit herunterzuspielen. Das alles sei eine alte JU-Runde, die seit dem Ausscheiden von Weber als JU-Landeschef existiere und aufgrund von Wahlkämpfen einfach drei Jahre lang nicht stattgefunden habe. Mit in der Gruppe sei die "Weber-JU-Generation und jünger". Weber (42) habe eben zu Kurz einen guten Draht - Guttenberg (43) zu Kasparow. Söder und Aigner seien lediglich nicht dabei, weil sie einfach "zu alt" seien. Die Mutmaßung, Weber könnte beabsichtigen, durch den politischen Wiederaufbau von Fahrenschon - der im Sparkassenverband dem Vernehmen nach nicht unumstritten ist - und Guttenberg insbesondere Söder als neuen Partei- und Regierungschef zu verhindern, entbehre jeder Grundlage.

Ebenfalls "zu alt" für das Treffen ist offenbar auch der 50-jährige Bundestagsabgeordnete Alois Rainer. Er habe davon nur aus den Medien erfahren. Er habe "kein Problem damit", wenn sich "junge Leute" treffen und über sachpolitische Themen reden. Wenn dann für die Region und die Menschen etwas Positives herauskomme, sei das zu begrüßen. Wenn es allerdings um Personalien gehen sollte "finde ich das unpassend", sagte er unserer Zeitung.

Der Landshuter Landtagsabgeordnete Helmut Radlmeier (48) ist ebenfalls nicht mit von der Partie. "Ich bin nicht eingeladen und habe am letzten Wochenende bloß einen Facebook-Post zur Veranstaltung gesehen." Danach habe er einen Presseartikel über das Treffen gelesen und sich gedacht: "Was ist da los?" Überrascht zeigte er sich auch, dass der Landshuter Bundestagsabgeordnete Florian Oßner (35) zu dem Treffen geladen sei. Oßner sagte, er habe zugesagt und empfinde es als Ehre, dass ein solches Treffen im Landkreis Landshut stattfinde. Allzu viele Vorstellungen davon, was ihn inhaltlich in Neufahrn erwarten werde, habe er nicht. Er sieht es eher als Gelegenheit für junge Abgeordnete, ihr politisches Netzwerk zu pflegen - erhofft sich aber auch wirtschaftspolitische Impulse, da den geladenen Gästen auf diesem Gebiet hohe Kompetenz zugewiesen werde. An Verschwörungstheorien glaubt er nicht - "dafür wäre ich auch ein zu kleines Licht".

"Da muss sich ganz sicher keiner Sorgen machen"


Weber selbst gibt sich entspannt. "Wir wollen über den Tellerrand der Alltagspolitik hinausblicken und uns mit den großen Themen beschäftigen, die unsere Welt verändern, wie etwa die außenpolitische Situation rund um Europa, die Stabilität unseres Wirtschaftssystems und die Folgen der Globalisierung", sagte er. Es freue ihn, "dass wir interessante Gäste für den Dialog haben gewinnen können". Er habe schmunzeln müssen, als er in den letzten Tagen etwas von "Geheimtreffen" gelesen habe. "Da muss sich ganz sicher keiner Sorgen machen", versichert er.

Bei der Klausur in Neufahrn, so erklärt Weber, handle es sich um ein rein privates Treffen. Hochoffiziell kommt hingegen die Einladung eines Teilnehmers daher, die unserer Zeitung vorliegt. "EVP-Fraktion - Der Vorsitzende" prangt da auf dem Briefkopf. Und als Absende-Adresse: "Wahlkreisbüro Niederbayern".

Kleines Detail am Rande: Der eingeladene Josef Zellmeier ist 49 Jahre alt, Söder ein Jahr jünger ... Auf die Klausur angesprochen wollte sich Wirtschaftsministerin Ilse Aigner nicht näher äußern. Nur so viel: "Ich bin zu alt", sagte die 50-Jährige - mit einem Augenzwinkern. Finanzminister Markus Söder gab sich auf Nachfrage unserer Zeitung vielsagend wortkarg: kein Kommentar.