Landkreis Landshut

"Die Tat eines Wahnsinnigen": Die Wahrheit über den "Kröninger Mord" von 1934


Rosa Hornsteiner musste mit 30 Jahren sterben. An den Mord sollte ein Marterl erinnern, das jedoch zweimal gestohlen wurde.

Rosa Hornsteiner musste mit 30 Jahren sterben. An den Mord sollte ein Marterl erinnern, das jedoch zweimal gestohlen wurde.

Sie wollte nur von Adlkofen aus zu ihrem Bruder nach Jesenkofen gehen, um bei der Kartoffelernte zu helfen. Doch Rosa Hornsteiner, damals 30 Jahre alt, kam nie dort an: Im Kröninger Forst lauerte ihr ein Mann auf, der ihr Mörder werden sollte.

Das passierte vor mehr als 80 Jahren. Der Täter wurde gefasst und hingerichtet, und die Nachkommen der Getöteten glaubten lange, dass die Hinrichtung des Mörders von Rosa Hornsteiner die letzte in Landshut war. Nach den Akten des Staatsarchivs erfolgte der Vollzug der Todesstrafe jedoch in Landshut zum letzten Mal im Dezember 1925 , später wurde in Straubing exekutiert. "Zumindest vor 1933 ist die Todesstrafe in Bayern nur vergleichsweise selten vollstreckt und meist in eine lebenslange Freiheitsstrafe umgewandelt worden", sagt Archivoberrat Dr. Thomas Paringer.

Der Mörder von Rosa Hornsteiner hieß Georg Kraus. Ein Zeitungsbericht meldete im Februar 1935 unter der reißerischen Überschrift "Auswurf der Menschheit", mit welch schrankenlosem Verbrecher man es zu tun habe. Der 22-Jährige stammte aus der Oberpfalz und war Viehhändler. Man darf annehmen, dass er beruflich viel herumgekommen ist und auch in der Landshuter Gegend bekannt war. Auch Rosa Hornsteiner soll ihn gekannt haben.

Der Tathergang ist in der erhaltenen, gedruckten Trauerrede eingehend beschrieben: Am Freitag, 14. September 1934, gegen 11 Uhr vormittags trat ihr der Mörder entgegen, der sie in den Wald schleppte. Sie wehrte sich verzweifelt, "kämpfte um ihr Leben und ihre Ehre" wie es in der Grabrede hieß. Doch wurde "der armen Frau der Hals durchschnitten und ihr mit 7 weiteren Stichen das Leben genommen". Zwei Tage lang war die Leiche im Wald gelegen, bevor man sie gefunden hatte. Es war, so jener Geistliche, der die Rede verfasst hatte, "entweder die Tat eines Wahnsinnigen oder eines ganz entmenschten Subjektes".

Am Tag der Beerdigung von Rosa Hornsteiner, dem 19. September 1934, war offenbar noch nicht bekannt gewesen, wer ihr Mörder war. Als knapp ein Jahr später die genannte Notiz in der Zeitung erschien, hatte Georg Kraus jedoch bereits ein Geständnis über den "Kröninger Mord" abgelegt. Darüber hinaus habe er eine weitere Frau ermordet und im August 1933 einen räuberischen Überfall auf "ein Fräulein aus München" in der Nähe von Frontenhausen begangen, bei dem er 4,20 Mark erbeutete, hieß es in dem Artikel weiter. Ferner habe er zahlreiche räuberische und Notzuchtsüberfälle auf Frauenspersonen in der Oberpfalz verübt: Er wurde schließlich wegen Notzucht mit Todesfolge, schwerem Raub und anderer Delikte zunächst zu einer lebenslangen und 15 Jahre umfassenden Haft verurteilt. Im Oktober 1935 wurde er in Straubing inhaftiert, am 2. April 1936 wurde dann jedoch die Todesstrafe an ihm vollstreckt.