Landkreis Landshut

Ditib-Gemeinde Landshut verurteilt Terroranschlag: "Das sind Terroristen und Mörder!"


Thematisierten im Freitagsgebet den Pariser Terroranschlag: der stellvertretende Ditib-Vorstand Ismail Bayazit (von links), Imam Ömer Kavakli und der ehemalige Ditib-Vorstand Mesut Karaüzüm (Foto: Ingmar Schweder)

Thematisierten im Freitagsgebet den Pariser Terroranschlag: der stellvertretende Ditib-Vorstand Ismail Bayazit (von links), Imam Ömer Kavakli und der ehemalige Ditib-Vorstand Mesut Karaüzüm (Foto: Ingmar Schweder)

Von Interview: Ingmar Schweder

Der Terrorakt, bei dem zehn Mitarbeiter des Pariser Satire-Magazins "Charlie Hebdo" und zwei Polizisten ermordet wurden, beschäftigt die ganze Welt. Einmal mehr kommen die Täter aus einem radikal-islamischen Milieu. Auslöser für den Terroranschlag sollen Mohammed-Karikaturen gewesen sein, die das Magazin veröffentlichte. Die Türkisch-Islamische-Gemeinde Landshut (Ditib) hat beim traditionellen Freitagsgebet auch der Opfer des Anschlags gedacht. Die Landshuter Zeitung hat sich mit Mesut Karaüzüm, ehemaliger Vorstand der Gemeinde, und Imam Ömer Kavakli getroffen und die teils bedrückende Stimmung eingefangen.

Landshuter Zeitung: Wie ist die Nachricht des Terroranschlags von der Ditib-Gemeinde aufgenommen worden?

Mesut Karaüzüm: Die Gemeindemitglieder sind schockiert über die Tat. Wir ordnen diese Menschen genauso ein, wie der Rest der Gesellschaft auch: als Terroristen und Mörder. Ein weiterer Punkt, der die Leute beschäftigt, ist, dass einmal mehr die Religion in den Mittelpunkt gerückt und mit Verbrechern in Verbindung gebracht wird. Es ist für viele eine Last, sich als friedlicher Mensch für seinen Glauben entschuldigen zu müssen. Der Schaden, den diese terroristischen Akte im Namen der Religion an der Gemeinschaft verüben, ist unfassbar hoch. Der Anschlag war ein Angriff auf unsere Gesellschaft.

Es ist nicht wegzudiskutieren, dass ein nennenswerter Teil der Anschläge, die in den vergangenen Jahren verübt wurden, dem radikal-islamischen Milieu zuzuordnen sind. Warum ist die Hemmschwelle bei einigen Gruppen mittlerweile so niedrig?

Ömer Kavakli: Man ordnet diese Verbrecher automatisch unserer Religion zu, weil sie sich darauf berufen. Doch diese Menschen beschädigen unsere Religion. Der Islam steht nicht für den Tod, er beabsichtigt, dass die Menschen leben. Gott sagt im Koran: Einen Menschen zu töten, ist, wie alle Menschen zu töten. Mord wird im Islam nicht nur als Tötungsdelikt gesehen, sondern auch als Verbrechen an der Gesellschaft. Für uns gehören diese Menschen nicht zu unserer Religion, das sind für uns keine Muslime.
Mesut Karaüzüm: Wenn diese Terroristen es wirklich mit dem Propheten Mohammed halten würden, würden sie niemals zur Waffe greifen. Auch wenn man verletzt ist, ist der Weg Mohammeds der Pfad der Vergebung. Zuwachs gewinnen Terrorgruppen aus bildungsschwachen Bevölkerungsschichten. Ihre Mitglieder sind oft nicht in der Gesellschaft integriert und werden für Gräueltaten missbraucht. Diese Fanatiker predigen jedoch nicht den Koran, sondern eigene Wahrheiten, wie zum Beispiel die Salafisten in Norddeutschland.

Wie kann man sich als muslimische Gemeinde dem entgegenstellen und gleichzeitig schützen?

Ömer Kavakli: Wichtig wäre es, dass nicht nur in den Gemeinden wie der Ditib sondern auch in Schulen jungen Menschen von ausgebildeten Theologen unsere Religion näher gebracht wird. So könnten sie unterscheiden und würden nicht so leicht Opfer solcher Gruppierungen werden.
Mesut Karaüzüm: Wir thematisieren das natürlich auch in der Moschee. Als Gemeinde organisieren wir Treffpunkte und Projekte für Jugendliche. Was wir ihnen anbieten ist die Hilfe, sich in der Gesellschaft, in der wir leben, zurechtzufinden, sich zu integrieren und ihre Regeln zu beachten.

Wie wurde der Anschlag im Freitagsgebet thematisiert?

Mesut Karaüzüm: Es gab schon im Vorfeld eine klare Botschaft von der Ditib-Zentrale in Köln. Ein Abgeordneter ist nach Paris gereist - um sein Bedauern auszusprechen und Unterstützung zu leisten. Wir als Gemeinde distanzieren uns von diesen Verbrechern und verurteilen den Terroranschlag aufs Schärfste. Unser Imam und unsere Mitglieder haben heute gemeinsam gebetet, dass diese Menschen, die im Namen des Islam Gräueltaten verüben, aus der Gesellschaft verbannt werden.

Wie hält es die Landshuter Ditib-Gemeinde eigentlich mit Mohammed-Karikaturen?

Mesut Karaüzüm: Das war bei uns hier in der Moschee noch nie ein Thema. Zumindest kenne ich keinen, der darüber geschimpft hat. Jedoch wurde ich des Öfteren von Arbeitskollegen auf die Abbildungen angesprochen. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich manche Menschen von überspitzten Darstellungen verletzt fühlen. Aber Dingen, die einem nicht gefallen, braucht man keine Aufmerksamkeit schenken.