Flughafen München/Landshut

Bombendrohung oder Missverständnis auf Flug FHY7972?


Symbolbild: Sven Hoppe/dpa

Symbolbild: Sven Hoppe/dpa

Von Redaktion idowa

Er wollte ihr unbedingt etwas schenken. Und weil er gerade nichts anderes zur Hand hatte, überreichte Osman C. der Stewardess ein aufblasbares Nackenkissen.

Vor allem erinnerte sich die 30-jährige Türkin am Dienstag vor der ersten Strafkammer des Landgerichts aber an die "sonderbaren Blicke" des Passagiers, die ihr bereits beim Boarding in Brüssel aufgefallen waren. Eine Stunde später landete die Maschine außerplanmäßig in München: Osman C. hatte auf 10.000 Meter Höhe verkündet, dass er eine Bombe hat und "alle ohne Ehre" damit umbringen wird. Die Staatsanwaltschaft Landshut hat nun die Unterbringung des 51-jährigen Hilfsarbeiters in einem psychiatrischen Krankenhaus beantragt.

Osman C. wird zur Last gelegt, aufgrund einer paranoid-halluzinatorischen Schizophrenie mit Wahnvorstellungen im Zustand der Schuldunfähigkeit gegen das Luftsicherheitsgesetz verstoßen zu haben. Zudem stehen zwei Fälle der vorsätzlichen Körperverletzung sowie die Störung des öffentlichen Friedens durch die Androhung einer Straftat, Bedrohung und Beleidigung im Raum.

Das Ganze hatte sich am 25. Mai 2014 auf einem Flug von Brüssel in die Türkei ereignet. Laut Antragsschrift erhob sich Osman C. etwa 15 Minuten nach dem gegen 19.05 Uhr erfolgten Start der Maschine von seinem Platz und ging Richtung Cockpit. Das Flugzeug befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits in deutschem Luftraum. Der Aufforderung des Kabinenpersonals, wieder Platz zu nehmen, kam C. zunächst scheinbar nach. An seinem Sitzplatz angekommen, nahm er jedoch seine Tasche an sich und ging erneut Richtung Cockpit. "Ihr seid keine Moslems... ich werde Euch umbringen, mit einer Bombe umbringen", soll er dabei geschrien haben.

Zwei von den Stewardessen zu Hilfe gerufene Passagiere brachten den sich heftig wehrenden C. zu Boden, wobei sie durch seine Tritte an Hand und Knöchel verletzt wurden. Es bedurfte etlicher weiterer Personen, um C. - der immer noch mit einer Bombe drohte und die Passagiere als "ehrlose Schweine, ihr seid alle ohne Ehre" beschimpfte - endgültig am Boden zu fixieren. Am Münchner Flughafen wurde C. schließlich festgenommen. Eine Bombe wurde bei der anschließenden Durchsuchung des Flugzeugs nicht entdeckt.

Der gebürtige Türke Osman C., der die belgische Staatsangehörigkeit besitzt, schwieg am Dienstag vor der ersten Strafkammer. Sein Verteidiger Helmut Oertel erklärte im Namen seines Mandanten, dass es sich bei dem Vorfall um ein Missverständnis gehandelt habe: "Er hatte selbst Angst vor einer Bombe." Aufgrund seiner psychischen Erkrankung habe C., der zudem an Platzangst leide, sich in die Vorstellung hineingesteigert, eine Mitreisende habe eine Bombe in ihrer Tasche. Als sich die Dame auf die Toilette begeben habe, sei in seinem Mandanten Panik aufgestiegen, so Oertel, und C. habe den Flugkapitän und die Crew vor der vermeintlichen Attentäterin warnen wollen. C. habe etwas von einer Bombe geschrien, nicht dass er selbst eine Bombe habe, verbesserte Oertel die Antragsschrift.

Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt.