Das Bild, das sich Tobias Eggerbauer am Dienstagabend in der Podewilsstraße geboten hat, muss beeindruckend gewesen sein. In alle Richtungen staute sich der Verkehr, es ging nicht mehr vor und nicht mehr zurück. Der Hundeführer, der nur zufällig hier vorbeikam, schaute sich das Chaos zwei Minuten lang an und entschloss sich spontan, einzugreifen. "Passanten haben erregt auf mich eingeredet. Insbesondere die Ausfahrt aus der Tiefgarage des City-Centers war wohl schon längere Zeit völlig verstopft", sagt Eggerbauer. Kurzerhand sperrte der Polizeibeamte die Podewilsstraße, winkte die Fahrzeuge aus der Bauhofstraße heraus und leitete sie in Richtung Isar-Center weiter. Nach wenigen Minuten hatte sich die Lage einigermaßen stabilisiert, die CCL-Kunden, die in ihren Autos zum Teil bis zu zwei Stunden in der Tiefgarage festsaßen, konnten diese endlich verlassen.

Doch der Schaden, vor allem im Image-Bereich, war zu diesem Zeitpunkt längst angerichtet. Bei CCL-Manager Matthias Grah stand das Telefon über Stunden hinweg nicht still, der Posteingang seines Email-Accounts war überfüllt. "Die Kunden haben sich massiv beschwert - und das völlig zu Recht", sagt Grah. Besonders verärgert ist Grah, weil man im Vorfeld der Baumaßnahme explizit auf diese Problematik hingewiesen habe. "Der erwartete Super-Gau ist trotzdem eingetreten. Und das in der für uns so wichtigen Vorweihnachtszeit."

Wie ist es überhaupt zu diesem Desaster gekommen? Es war eine ungute Gemengelage, die da am Dienstag zusammengekommen ist. Die Stadtwerke verlegen aktuell in der Bauhofstraße bis kurz vor der Einfahrt zur Tiefgarage des Sparkassen-Gebäudes Fernwärmeleitungen. Dadurch kommt es in diesem Bereich zu erheblichen Verkehrsproblemen. Unter anderem wurde eine Spur der Tiefgaragen-Ausfahrt des CCL gesperrt, um den Gegenverkehr hin zur Sparkassen-Garage zu ermöglichen. Dazu gab es durch eine private Großveranstaltung im Kinopolis sowie die Weihnachtspyramide an der Banane zusätzlichen Publikumsverkehr. Weiter funktionierte das Parkleitsystem nicht und lockte zahlreiche Parkplatzsuchende immer noch zum CCL - obwohl die Einfahrt zur Tiefgarage zu diesem Zeitpunkt längst geschlossen war. Und schließlich war der Dienstag ganztägig von heftigen Regenschauern geprägt, was ebenfalls zu einer deutlichen Zunahme des Kraftverkehrs auf den Straßen Landshuts führte.

Stadtwerke wehren sich gegen Vorwürfe

Mit Schuldzuweisungen war man hinterher schnell zur Hand - die Stadtwerke haben's verbockt, hieß es. Ein Vorwurf, gegen den sich Stadtwerke-Pressesprecherin Susanne Franck vehement zur Wehr setzt: "Es ist Sache des Straßenverkehrsamts, eine geänderte Verkehrsführung und die entsprechende Beschilderung der Umleitungsstrecke festzulegen. Die Stadtwerke selbst dürfen nicht einfach eine Ausfahrtspur sperren, wie es manche darstellen." Man könne lediglich Anregungen einbringen, sagt Franck - und verteilt in dem Zusammenhang einen kräftigen Seitenhieb in Richtung Straßenverkehrsamt: "Wir haben unseren Wunsch, die Tiefgaragen-Ausfahrt des CCL zweispurig zu belassen, geäußert."

Polizei auf Privatgrund nicht zuständig

Hermann Ebert hat schließlich die Polizei angerufen und um Hilfe gebeten. "Doch der Beamte hat erklärt, dass es sich bei der CCL-Tiefgarage um Privatgrund handle und man deshalb nicht zuständig sei. Ich könne allenfalls eine Anzeige stellen."

Polizeioberkommissar Franz Hundhammer versucht, die passive Haltung seiner Behörde zu rechtfertigen: "Das ist eine sehr schwierige Situation. Erhöhtes Verkehrsaufkommen allein ist für uns noch kein Grund, einzugreifen." Ab wann würde die Polizei denn erscheinen? "Ich sag mal so: Wenn über mehrere Stunden hinweg Menschen mit ihren Autos in der Tiefgarage eingesperrt sind. Wenn es sich so staut, würden wir eingreifen und den Verkehr regeln."