Landkreis Dingolfing-Landau

Nach Tod bei Karussell-Stunt: Ermittlungen gegen Freunde

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Vorbild für den tödlichen Stunt, bei dem am Sonntag in Niederviehbach ein 20-Jähriger ums Leben gekommen ist, war wohl eines der vielen Videos auf dem Internetportal 'Youtube'. (Screenshot: Youtube)

Vorbild für den tödlichen Stunt, bei dem am Sonntag in Niederviehbach ein 20-Jähriger ums Leben gekommen ist, war wohl eines der vielen Videos auf dem Internetportal "Youtube". (Screenshot: Youtube)

Von Redaktion idowa

Von Claudia Stecher
Es sind tragische Folgen, die Sonntagnachmittag die Mutprobe vierer junger Männer auf einem Spielplatz in Oberrviehbach (Kreis Dingolfing-Landau) hatte. Ein 20-Jähriger ist tot, weil er aus einem Karussell geschleudert wurde, das mit einem Auto verbunden und angetrieben worden war. Gegen seine drei Freunde, die bei dem Unfall dabei waren, wird jetzt wegen fahrlässiger Tötung ermittelt.

"Vorbilder" für die Aktion der vier jungen Männer finden sich zuhauf im Internet, auf der Videoplattform "Youtube". Es sind Bilder, die schon beim Zuschauen weh tun - und keine Frage offenlassen, was als Nächstes kommt: Ein Jugendlicher sitzt - alleine oder mit anderen - in einem Drehkarussell. Ein anderer hält ein Motorrad mit dem Reifen an das Rondell und drückt den Gashebel. Innerhalb von Sekundenbruchteilen beschleunigt das Karussell. Es dreht sich so schnell, dass die Fliehkräfte den Menschen, der darin sitzt, herauskatapultieren.


Es sind Dutzende solcher selbstgedrehte Filmchen, die auf "Youtube" zu sehen sind.
"Die unterschätzen die große Gefahr dabei"

Es ist eine neue Dimension an Arbeit, mit der sich die Polizei durch solche "Stuntfilme" im Internet konfrontiert sieht, bestätigt am Montag ein Sprecher des Polizeipräsidiums Niederbayern in Straubing. Unfälle durch Nachahmung habe es bis zum Sonntag in der Region nicht gegeben. Die große Gefahr der Online-Videos liege darin, dass die jungen Leute, die die Filme fabrizierten, sich über die Konsequenzen ihres Handelns nicht im Klaren seien. "Die machen das aus Jux und Dollerei - und unterschätzen die große Gefahr dabei."

Ob sich die vier Jugendlichen in Oberrviehbach über ihr Tun im Klaren waren, und was genau sie zu ihrer folgenschweren Aktion veranlasst hat, ist momentan noch offen. Laut Polizei stehen die drei Freunde des Toten unter Schock und sind noch nicht vernehmungsfähig. Gegen sie wird wegen fahrlässiger Tötung ermittelt.

Klebeband hielt den Fliehkräften nicht stand

Wie gestern bereits kurz berichtet, hatte sich der 20-Jährige von ihnen mit einem Klebeband auf dem Karussell fixieren lassen. Danach versetzten sie das mit dem Auto verbundene Gerät unter Vollgas in Rotation. Das Klebeband hielt den hohen Fliehkräften nicht stand - der 20-Jährige wurde aus dem Karussell geschleudert und erlag noch vor Ort seinen schweren Kopfverletzungen. So traurig der Tod des 20-Jährigen sei, sagt der Polizeisprecher: "Wir hoffen, dass er eine abschreckende Wirkung hat."

Ein Blick auf die entsprechenden Seiten im Internet lässt diesbezüglich aber Zweifel aufkommen. Den gefährlichen Stunt-Aktionen wird hier eine scheinbar lustige Seite abgewonnen. "Typ fliegt aus Karussell", "Karussell-Aktion mit Moped" oder "Terror-Karussell 2 - die Vergeltung" sind die Filmsequenzen auf "Youtube" betitelt. Der Tonfall, in dem sie kommentiert werden ist entsprechend lax: "er soll die Handschuhe ausziehen dann ging es besser oder er sollte mal etwas trainieren", heißt es etwa unter einem Video, das zeigt, wie ein Jugendlicher durch die Luft geschleudert wird. Jemand anderes meint anerkennend: "das ist schön, stark und mutig (schön gegen die wand gerannt, stark abgeprallt und mutig wieder anlauf genommen)".

Vereinzelt tauchen auch Warnungen im Internet auf

Nur vereinzelt finden sich Warnungen, die auf die Gefahren der Karussell-Aktionen hinweisen. Die fallen allerdings deutlich aus: "ich lag zwei Monate im Krankenhaus. Ich bin mit dem Kopf gegen den Roller geknallt und hatte Hirnblutungen! Also macht so eine Scheiße nicht (...)!", schreibt jemand. Der Unfall in Oberviehbach hat auf "Youtube" bereits Einzug gehalten: "In Bayern ist bei so einer Aktion gestern ein 20-Jähriger gestorben", warnte am Montag der User "Ruuuubi".

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