Landkreis Deggendorf

Missbrauchsvorwurf gegen falschen Priester


Ein 53-jähriger Mann, der sich als Priester ausgegeben hat, muss sich ab Mitte Dezember vor Gericht wegen des Vorwurfs des sexuellen Missbrauchs verantworten. (Symbolbild)

Ein 53-jähriger Mann, der sich als Priester ausgegeben hat, muss sich ab Mitte Dezember vor Gericht wegen des Vorwurfs des sexuellen Missbrauchs verantworten. (Symbolbild)

Von Stefan Karl

Ein heute 53-Jähriger, der sich jahrelang unter anderem in einer Gemeinde im Landkreis Deggendorf als Priester ausgegeben hatte, muss sich ab Mitte Dezember vor dem Landgericht Deggendorf verantworten. Es geht um mehrere Fälle von sexuellem Missbrauch sowie um Betrugsdelikte.

Wie ein Sprecher des Landgerichts Deggendorf im Gespräch mit idowa bestätigte, soll sich der Mann an insgesamt fünf Buben und einer 18-jährigen Frau vergangen haben. Der Fall war Mitte des Jahres bekannt geworden, als die Staatsanwaltschaft Deggendorf Anklage gegen den 53-Jährigen erhoben hatte.

Im Zuge der Untersuchung haben die Ermittler jetzt eine Serie von mutmaßlichen Straftaten des Mannes rekonstruiert, die laut Anklageschrift bis in die 90er Jahre zurückreichen soll. Bei rund 90 Gelegenheiten soll der Mann unter anderem zwei Brüder, die damals zwischen zehn und 14 Jahre alt gewesen sind, sexuell missbraucht haben. Nachdem er bereits eine mehrjährige Haftstrafe abgesessen hatte, soll sich der Mann in Polen mittels gefälschter Hochschulzeugnisse die Priesterweihe erschlichen haben. 2013 flog der Schwindel auf und ein Kirchengericht entließ den falschen Priester aus dem Klerikerstand.

Das Urteil hielt den heute 53-Jährigen allerdings nicht davon ab, sich in der Folgezeit weiter als katholischer Priester auszugeben. Dabei soll er im Namen der Kirche Spenden gesammelt, Beichten abgenommen und Jugendgruppen betreut haben.

In diesem Zusammenhang werden dem Mann 43 Fälle von gewerbsmäßigem Betrug und andere Delikte zur Last gelegt. Die Staatsanwaltschaft geht von einem Gesamtschaden von mindestens 100.000 Euro aus.

Laut Angaben des Landgerichts hatten sich die Fälle von sexuellem Missbrauch, um die es im aktuellen Verfahren geht, in mehreren europäischen Ländern zugetragen. Auch in der Nähe von Plattling soll es demnach Opfer geben.

Für den Prozess vor dem Landgericht Deggendorf sind 15 Verhandlungstage angesetzt. Er soll bis zum März 2018 dauern. Der Angeklagte ist derzeit vorläufig in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht. Dort könnte er möglicherweise auch bleiben müssen: laut einem forensisch-psychiatrischen Gutachten war der Angeklagte zum Zeitpunkt der Taten wegen einer psychischen Störung vermindert schuldfähig. Die Staatsanwaltschaft hatte daher die Unterbringung in einer psychiatrischen Einrichtung beantragt.

Lesen Sie dazu auch den Artikel Falscher Priester auf der Anklagebank auf idowa+ oder in Ihrer Tageszeitung vom 29. November 2017.