Cham

"Wir wollen hier keine Asylbewerber sehen!" - Bürgermeister Dengler stellt Strafanzeige


Das Gasthaus Schröttinger Bräu im Falkensteiner Ortskern.

Das Gasthaus Schröttinger Bräu im Falkensteiner Ortskern.

Von dok

Wer in diesen Tagen den Marktplatz in Falkenstein passiert, egal ob zu Fuß oder mit dem Auto, staunt nicht schlecht - im linken Fenster, gleich neben dem Eingang zum Gasthof "Schröttinger Bräu" prangt ein riesiges mit Weihnachtsbeleuchtung umrahmtes Plakat "Wir wollen hier in Falkenstein keine Asylbewerber sehen! Der Bürgermeister, der Marktrat".

Im Gespräch mit Bürgermeister Thomas Dengler wurde deutlich, dass er sich gegen diese Aussage strikt wehrt: "Nachdem eine mündliche Aufforderung zur Entfernung dieses Plakates erfolglos blieb, habe ich Strafanzeige gestellt", betonte er, "sowohl für mich als Bürgermeister, als auch für den Marktgemeinderat. Dieser Text spiegle lediglich die Meinung eines Einzelnen wider."

Wolfgang Krottenthaler selbst, der Eigentümer des stattlichen Anwesens im Ortskern der Marktgemeinde Falkenstein, hatte diese Tafel am vergangenen Samstag ins Fenster gehängt.

Das Vorhaben Krottenthalers, im ersten Stock und im Dachgeschoss seines zurzeit leerstehenden Traditionsgasthauses, 50 bis 60 Asylbewerber unterzubringen (dafür gebe es auch einen Vertrag mit der "Immobilien Bayern", die diesen mit ihm für die Regierung der Oberpfalz geschlossen habe) sei vor einiger Zeit an der Ablehnung des Marktgemeinderates zur Nutzungsänderung des Gebäudes vorläufig gescheitert. "Krottenthaler müsste dafür nicht nur die planungsrechtlichen, sondern auch weitere bauliche Voraussetzungen, wie Brandschutz, Fluchtwege und so weiter erfüllen", konstatierte Dengler.

Die Marktgemeinde habe absolut nichts gegen Asylbewerber. Im Gegenteil - werden sie doch vom Rathaus betreut und man sei zudem stets bemüht, der Situation gerecht zu werden. Allerdings müsste man die Situation ein bisschen genauer betrachten. Zur Wiederbelebung des Marktplatzes beschäftige sich die Gemeinde derzeit mit dem integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept. Auf diesem Weg habe sie mit Zustimmung des Marktgemeinderates ein Planungsbüro damit beauftragt, ein zukunftsfähiges Konzept zu entwickeln, in das auch die Bürger mit eingebunden würden. Bis Ende 2015 soll das Konzept stehen. Dann könne sich die Gemeinde auf Bauplanungen konzentrieren, um den Ortskern attraktiver zu gestalten.

Das Gasthaus "Schröttinger" sei ortsprägend, dessen ist sich die Gemeinde bewusst und für ein wiederbelebtes Zentrum führe daran kein Weg vorbei. Daher sei Krottenthalers Plan, Flüchtlinge im Gasthaus "Schröttinger" unterzubringen, für das Vorhaben der Marktgemeinde, das Ortszentrum von Falkenstein mit Gastronomie, Geschäften et cetera wieder zu stärken nicht gerade förderlich. Dies habe jedoch absolut nichts mit Ausländerfeindlichkeit von ihm oder den Gemeinderatsmitgliedern zu tun, betonte Dengler mit Nachdruck.

Immer wieder gebe es Anfragen von Leuten, die anderenorts in Falkenstein Unterkünfte für Asylbewerber bereitstellen würden. Und diese höre man sich im Rathaus genauestens an. Und was das Gasthaus betreffe, habe Krottenthaler schon des Öfteren von übergeordneten Stellen Unterstützung angeboten bekommen. Es gab auch Anfragen für eine gastronomische Nutzung oder betreutes Wohnen, allerdings sei Krottenthaler darauf nicht eingegangen, so Dengler.

Das 1608 erbaute und 1938 von Krottenthalers Großvater gekaufte Gasthaus ist ein Aushängeschild für die Marktgemeinde Falkenstein. Daher sei es sehr wichtig, dass die Gaststätte mit dem schönen Biergarten auch als solche erhalten bleibt. Dengler könnte sich durchaus vorstellen, dass dort ein Bürgersaal oder ein Raum für die Landjugend entstünde.

Auf dem Plakat neben dem Eingang zum Gasthof "Schröttinger Bräu" steht: "Wir wollen hier in Falkenstein keine Asylbewerber sehen! Der Bürgermeister, der Marktrat".

Auf dem Plakat neben dem Eingang zum Gasthof "Schröttinger Bräu" steht: "Wir wollen hier in Falkenstein keine Asylbewerber sehen! Der Bürgermeister, der Marktrat".