Interview

Steampunk-Virus: Ist er gefährlich?


Rolf Schüler (Foto: ker)

Rolf Schüler (Foto: ker)

Von Kerstin Weinzierl

Rolf Schüler aus Furth im Wald im Landkreis Cham ist fasziniert vom Steampunk, einer Bewegung, die in Deutschland täglich neue Anhänger gewinnt, vor allem auch viele Jugendliche. Durch seine Tätigkeit in der Erlebniswelt "Flederwisch" in Furth im Wald, in der Geschichte erlebbar gemacht wird, kam ihm mit Steampunk in Berührung. Freistunde sprach mit Rolf über sein Vorhaben, Steampunk auch in unserer Gegend voranzutreiben.

Freistunde: Hallo Rolf, du sagst von dir selber, du bist mit dem Steampunk-Virus infiziert. Ist dieser Virus gefährlich?
Rolf: A bisserl scho. Weil die eh schon begrenzte Zeit, die man hat, noch begrenzter wird, wenn man diesem Virus verfällt. Beim Austausch im Internet oder beim Basteln vergisst man einfach die Zeit.

Spaß beiseite, seit wann keimt diese Leidenschaft in dir und warum?
Das Ganze ist langsam gewachsen durch meine Tätigkeit in der Erlebniswelt "Flederwisch". Dadurch habe ich ständig mit alter Technik zu tun. Auf dem Gelände, auf dem wir die Erlebniswelt errichtet haben, haben wir Unmengen an alten Geräten gefunden und eingelagert. Und bevor dieser Fundus verrottet, überlege ich mir: Was kann ich daraus machen? So habe ich schon Steampunk-Kunstwerke entworfen, als ich noch gar nicht wusste, dass es Steampunk gibt.

Was fasziniert dich am Viktorianischen Zeitalter?

In dieser Zeit hat es gigantische Maschinen gegeben und riesige Fabriken! Außerdem
fasziniert mich der höfl iche Umgangston dieser Zeit, des gschwollne Daherredn', das
auch die Steampunks in ihren Foren übernommen haben. Bei den Steampunks ist
zum Beispiel Kritik jederzeit erlaubt, doch sie muss höfl ich verpackt sein, gemäß dem
Motto: Der Ton macht die Musik.

Flüchten Steampunks vor der Realität?
Gegenfrage: Wer macht das nicht? Brauchen wir das nicht hin und wieder? Aber ich denke, die Anhänger der Steampunk-Bewegung stehen alle fest im Leben und haben den Bezug zur Realität gewiss nicht verloren. Den Steampunk empfinden sie nur als Spaß.

Du bist überzeugt, dass Steampunk in Deutschland in den nächsten Monaten und Jahren einen großen Boom erleben wird. Was macht dich so sicher?
In den letzten Jahren hat der Mittelalter-Boom die Menschen aller Altersschichten erfasst. Doch ich glaube, dass das Ganze seinen Höhepunkt überschritten hat. Der Steampunk steckt momentan in den Kinderschuhen, aber ich finde ihn weitaus ergiebiger als das Mittelalter. Dadurch, dass Steampunks ihre Kreativität einfließen lassen, sind dieser Bewegung keine Grenzen gesetzt.

Steampunk wird sich zu einem Selbstläufer entwickeln. Warum?
Ich glaube, dass viele von uns, auch Jugendliche, übersättigt sind von dem ganzen Hightech-Schnick-Schnack und sich zurücksehnen nach Einfachheit und robuster Technik.Und wenn wir von robuster Technik sprechen, dann sind wir auch schon beim Steampunk.

Dein Anliegen ist es, vor allem Jugendliche für dieses Thema zu begeistern. Warum?
Jugendliche wollen sich doch gerne abheben von der Masse. Durch selbst gebastelte
Steampunk-Accessoires können sie ihre Individualität ausdrücken und lernen ganz nebenbei auch noch etwas über die Viktorianische Zeit. Steampunk wirkt also als geschichtliches Bindeglied in die Neuzeit!

Was hast du diesbezüglich geplant?
Ich möchte einen Workshop anbieten für alle Jugendlichen, die neugierig auf Steampunk geworden sind. Hier sollen sie Erfahrungen mit Steampunk sammeln und ihr erstes individuelles Kunstwerk schaffen.