Geschäftsbetrieb geht weiter

Flabeg hat Insolvenzantrag gestellt


Das Further Flabeg-Werk.

Das Further Flabeg-Werk.

Von Redaktion idowa

Die Verantwortlichen des Premium-Herstellers für Gläser und Spiegel des Automobilzulieferers Flabeg haben für die beiden deutschen Gesellschaften "Flabeg Automotive Holding GmbH" mit Sitz in Nürnberg (rund 25 Beschäftigte) und "Flabeg Deutschland GmbH" in Furth am Wald (rund 250 Beschäftigte) je einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Dies geht aus einer am gestrigen Abend verbreiteten Pressemitteilung hervor. Das zuständige Amtsgericht Nürnberg hat daraufhin Rechtsanwalt Volker Böhm von der Sozietät Schultze & Braun zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Böhm macht sich derzeit in Gesprächen mit dem Management ein Bild der Lage.

Der vorläufige Insolvenzverwalter wird in den kommenden Wochen die zur Verfügung stehenden Sanierungs-Optionen prüfen, um das Unternehmen wieder marktgerecht aufzustellen. "Flabeg gehört zu den Technologieführern in seinem Segment und genießt bei Kunden und Partnern einen ausgezeichneten Ruf", betonte Böhm. "Zudem produziert Flabeg Produkte, die auch in Zeiten der E-Mobilität weiterhin benötigt werden."

Der Geschäftsbetrieb von Flabeg wird während des vorläufigen Verfahrens in vollem Umfang fortgeführt. Alle Aufträge werden in gewohnter Qualität und Zuverlässigkeit ausgeführt, Neuaufträge werden unverändert angenommen. Das gilt auch für die Tätigkeit der ausländischen Flabeg-Gesellschaften; diese haben keinen Insolvenzantrag gestellt.

Die Arbeitnehmer werden unmittelbar über den Stand der Dinge und die weiteren Schritte informiert. Die Löhne und Gehälter der Beschäftigten sind über das Insolvenzgeld für drei Monate gesichert.

Flabeg hat in den vergangenen Jahren einen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag in die Entwicklung und Produktion von innovativen Gläsern für den Fahrzeuginnenraum (Displaygläser, Head-Up-Display Komponenten) investiert, um seine Markt- und Technologieführerschaft auszubauen. Die neuen Produkte kamen bei den Kunden gut an. Die allgemeine Absatzkrise in der Automobilbranche im Herbst 2019 hat allerdings auch bei Flabeg zu Umsatzeinbußen geführt. Die durch den COVID-19-Lockdown verursachten massiven Umsatzeinbrüche in 2020 konnten vom Unternehmen dann nicht aufgefangen werden.

"Unsere Produkte sind gefragt, unsere jüngsten Investitionen waren die richtige Entscheidung", sagte Andreas Katzer, CEO der Flabeg Automotive Holding. "Mit dem derzeitigen, durch Corona-Viren verursachten globalen Krisenszenario konnte jedoch keiner rechnen", sagte Katzer. Ziel ist es, das Unternehmen durch eine Sanierung in der Insolvenz für die Zeit nach Corona aufzustellen. "Wir sind in vielen Bereichen der Bearbeitung von High-Tech-Gläsern und -Spiegeln führend und werden das auch nach Corona sein", ist Katzer überzeugt.

Für die Phase der Neuaufstellung ist mit Alfred Hagebusch von der Sanierungs-Kanzlei Wellensiek einer der renommiertesten deutschen Restrukturierungsexperten in die Geschäftsführung eingetreten. "Mit dem eingeleiteten Verfahren können wir die notwendigen Anpassungsmaßnahmen zügig und konsequent umsetzen und Flabeg langfristig neu aufstellen", sagte Hagebusch.

Das Unternehmen mit Sitz in Nürnberg erwirtschaftete zuletzt mit weltweit 1.300 Beschäftigten, davon 276 Beschäftigte an den beiden Standorten Nürnberg (26) und Furth im Wald (250), einen Jahresumsatz von mehr als 85 Millionen Euro.