Von Johannes Kuchler
Cham. Zwischen Müllsäcken bei öffentlichen Containern zurückgelassen, in Schachteln am Straßenrand ausgesetzt und an Bäume angehängt - ein solches Schicksal bleibt vielen Hunden und Katzen nicht erspart. Andere Tiere werden von ihren Besitzern abgegeben, da sie krank sind oder keine Zeit mehr für ihren Vierbeiner haben. Hierfür gibt es Tierheime, die die Tiere aufnehmen und versuchen, sie zu vermitteln.

Auch am Sandhölzl zwischen Tasching und Vilzing befindet sich eine Auffangstation für Tiere, die abgegeben oder ausgesetzt wurden. Dort werden Hunde und Katzen versorgt, erhalten ihren täglichen Auslauf und werden notfalls wieder "aufgepäppelt". Das alles ist natürlich mit viel Arbeit verbunden. "Die Tiere bei uns werden solange gepflegt und behandelt, bis sie wieder einen Besitzer gefunden haben", erklärt Tierpflegerin Karin Fleischmann.

Bei Hunden seien es vorwiegend große Exemplare, die im Tierheim abgegeben werden. Die Gründe hierfür seien sehr unterschiedlich. "Meistens sind die Besitzer mit ihren Tieren überfordert. Die Leute schaffen sich einen Hund an, der zu dominant wird. Dann haben sie plötzlich keine Zeit mehr für ihn", sagt Fleischmann. Schlimm sei es auch, wenn sich Leute besondere Rassen einbildeten und damit nicht umgehen könnten. Es gebe aber auch tragische Beispiele, wo sich der Besitzer aufgrund einer Krankheit von seinem Vierbeiner trennen müsse.

Bei den Katzen im Tierheim handle es sich zu 90 Prozent um Fundkatzen, die allesamt verschnupft seien. Häufige Gründe für deren Abgabe seien eine Allergie, ein Umzug oder die Schwangerschaft des Tieres. "Momentan haben wir 25 Hunde und 41 Katzen in unserer Obhut", erzählt Fleischmann. All diese Tiere hat das Schicksal dorthin geführt, wo sie jetzt sind - im Tierheim.

So erging es auch der imposanten Schäfermix-Hündin Mona. Sie wurde vor zwei Wochen im Tierheim am Sandhölzl abgegeben, weil sich die Auseinandersetzungen mit dem älteren Hund der Familie häuften. Dabei zog Mona bei ihrem Besitzer den Kürzeren. "Mona ist eine liebe, gut erzogene Hündin, die aber eine Kennenlernphase benötigt", betont Fleischmann.

Bereits seit drei Jahren im Tierheim ist Douglas, ein 13-jähriger Schäfermix-Hund. Er wurde von seinem Besitzer fast neun Jahre lang als Kettenhund gehalten. "Dadurch, dass er auf kaltem Betonboden schlafen musste, hatte er Arthrose. Das war echt schlimm", kritisiert Fleischmann das Fehlverhalten seines früheren Besitzers. Douglas habe zwar seine Eigenheiten, sei aber ein "ganz lieber Hund". Dennoch gestalte sich die Suche nach einem Besitzer schwierig, da er sich mit anderen Tieren nicht vertrage.

Besonders tragisch ist auch die Geschichte vom zehnjährigen Mischlingshund Sweety, der seit zwei Jahren im Tierheim lebt. Völlig entkräftet wurde er in einem Heuhaufen in einer Scheune gefunden. "Für Menschen, die so etwas machen, habe ich absolut kein Verständnis", ärgert sich Fleischmann. Die Vermittlung von Sweety werde auch deshalb schwieriger, da er langsam blind werde.

Übertrieben und voreilig handelte auch der Besitzer von Titan, einem dreijährigen Schäferhund, sagt Fleischmann. Dieser brachte seinen Vierbeiner mit Führstange und Stachelhalsband ins Tierheim. "Er hatte Angst vor seinem Hund und meinte, dass der ganz böse ist", erinnert sich die Tierpflegerin. Dabei sei Titan eigentlich ein "braver Hund", der bloß genügend Zuneigung und Aufmerksamkeit brauche.

Kurz vor Weihnachten brachte erneut ein schwerer Schicksalsschlag zwei junge Hündinnen ins Tierheim. Zusammen mit ihrer zweijährigen Freundin Amy wurde die dreijährige Terriermix-Dame Maja am Sandhölzl abgegeben, weil die Besitzerin schwer erkrankt ist. "Amy und Maja sind super erzogen. Sie sind beide sehr gehorsam, verspielt und mit anderen Tieren verträglich", so Fleischmann. Deshalb verstehe die Tierpflegerin gut, warum sich die Besitzerin nur schweren Herzens und unter Tränen von ihren "Lieblingen" trennen konnte.

Wer sich für das Angebot des Gassigehens, einen Hund oder eine Katze interessiert, kann täglich von 14 bis 16 Uhr (ausgenommen Montag und Mittwoch) im Tierheim am Sandhölzl vorbeischauen. Weitere Informationen gibt es unter Telefon 09971/32155.