Landtag
Passauer AfD-Politiker Ralf Stadler verliert politische Immunität
Der AfD-Politiker Ralf Stadler hat seine Immunität als Abgeordneter des bayerischen Landtags verloren. Das Parlament votierte einstimmig für die entsprechende Empfehlung des Verfassungsausschusses - auch Abgeordnete der AfD stimmten zu. Es gab bei der öffentlichen Abstimmung per Handzeichen keinerlei Gegenstimmen oder Enthaltungen. Damit ist der Weg frei für das Ermittlungsverfahren der Generalstaatsanwaltschaft München. Diese hatte die Aufhebung der Immunität beantragt, machte bisher aber keine Angaben zu den Vorwürfen. Die Generalstaatsanwaltschaft kann nun die Strafverfolgung in drei Fällen aufnehmen. Es geht um die Vorwürfe der Gewaltdarstellung, der Volksverhetzung, der Verletzung von Persönlichkeitsrechten und der unerlaubten Verbreitung nicht allgemein zugänglicher personenbezogener Daten.
Stadler selbst hatte schon mitgeteilt, es gehe um einige seiner Aktivitäten auf Social Media. Er habe etwa einen Social Media Post weitergeleitet, in dem eine Bürgergeld-Empfängerin aus der Ukraine Auskunft über ihre Bezüge gibt. Er sehe darin keinen Rechtsverstoß, weil die Frau die Angaben selbst öffentlich gemacht hatte.
Doch dies sind nicht die einzigen seiner Online-Aktivitäten, wegen denen ermittelt wird. In einem anderen Fall soll Stadler im Februar 2022 auf Facebook das Video einer brutalen Hinrichtung verbreitet haben. Darin ist zu sehen, wie ein am Boden kniender Soldat in Tarnkleidung durch mehrere Schüsse gegen den Kopf getötet wird. Ebenfalls zu sehen ist die Leiche eines weiteren getöteten Soldaten mit Blut im Kopfbereich. Außerdem habe er 2023 online ein Video verbreitet, in dem er in einem Zug zwei mutmaßliche Migranten beschimpft. Stadler selbst bezeichnete die Vorwürfe zuvor als „lachhaft“.
Stadler, seit 2018 im bayerischen Landtag, war bereits mehrmals durch Äußerungen aufgefallen, die von Politikern anderer Parteien in die Nähe des Rassismus gerückt worden waren. Wegen des Fälschens eines Fotos mit Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) war bereits zuvor seine Immunität aufgehoben worden.
Er hatte in der Folge einen Strafbefehl über 60 Tagessätze akzeptiert. Unter anderem wurde ihm auch die Waffenbesitzkarte entzogen, wogegen er ohne Erfolg geklagt hatte. Stadler ist vom Landtagspräsidium mehrmals für Zwischenrufe gerügt worden.
Als politische Immunität bezeichnet man den Schutz eines politischen Mandats- oder Amtsträgers vor Strafverfolgung aufgrund seines Mandates oder Amtes. Dahinter verbirgt sich ein Schutzmechanismus, der Parlamentarier vor Strafverfolgung und anderen rechtlichen Maßnahmen schützen soll, um eine freie und ungestörte Ausübung des Mandates zu gewährleisten. Die Immunität ist auf die Dauer der Mitgliedschaft im Parlament begrenzt, kann aber wie nun im Fall von Stadler auch auf Beschluss des Landtags aufgehoben werden.