Bad Füssing

Zottelige Kurgäste: Hier lebt Ex-Zirkusbär Ben mit seinen Artgenossen


Romeo tappt durchs Gras. Der syrische Braunbär lebt seit 2009 im Bärenpark bei Bad Füssing (Kreis Passau). Seit kurzem ist dort auch Deutschlands letzter Zirkusbär Ben untergebracht.

Romeo tappt durchs Gras. Der syrische Braunbär lebt seit 2009 im Bärenpark bei Bad Füssing (Kreis Passau). Seit kurzem ist dort auch Deutschlands letzter Zirkusbär Ben untergebracht.

Das Tauziehen um Deutschlands letzten Zirkusbären Ben machte weit über die Grenzen Bayerns hinaus Schlagzeilen. Mittlerweile ist Ben auf einem Gnadenhof in Bad Füssing (Kreis Passau) untergebracht - und scheint sich dort rundum wohl zu fühlen.

Sie trotten durch den Wald, streifen durchs Dickicht und tummeln sich auf der Suche nach knackigen Birnen, Äpfeln und Karotten am Gehegerand. Den Bären auf dem Gnadenhof in Hart bei Bad Füssing geht es gut. Zahlreiche Lichtungen, Teiche und Höhlen finden sich auf dem ehemaligen Munitionslager wieder - eben alles, was das Braunbären-Herz begehrt. Schließlich haben die zotteligen Tiere auch jede Menge Nachholbedarf: Bevor man sie auf dem Gnadenhof einquartiert hat, wurden sie viele Jahre lang von ihren Haltern geschunden und malträtiert, haben in trostlosen, rostigen Käfigen gelebt - eingepfercht und zusammengequetscht. Das ist jetzt vorbei. Vor Kurzem haben die ehemaligen Zirkus- und Tanzbären einen neuen, recht prominenten Mitbewohner dazubekommen: Es ist Bär Ben.

"Bärenpark ein Paradies"

Während Kurgäste ihre Anwendungen genießen, neue Energie tanken und über den Stadtplatz von Bad Füssing flanieren, lassen es sich nur wenige Kilometer weiter auch Bären aus ganz Europa gut gehen: "Der Bärenpark ist für sie das Paradies, in dem sie sich endlich erholen können", sagt Dr. Arpád von Gaál, Vorsitzender des Vereins Gewerkschaft für Tiere. Er hat den rund elf Hektar großen Bärenpark 2008 eröffnet - und seitdem schon viele Zirkus- und Tanzbären ihrer Gefahr entrissen. Dennoch: "Die Wartelisten sind immer noch lang. Maximal können wir 15 Bären beherbergen, sonst gibt es Mord- und Totschlag", bedauert der Tierschützer. "Bären sind nun mal Einzelgänger."

"Skelette, die saniert werden müssen"

Vor einiger Zeit ist Arpád von Gaál wieder auf zwei Braunbären aus Albanien aufmerksam geworden, die akut vom Tod bedroht sind. "Ledia und Aurora wurden in einem Käfig aus zusammengeschweißten Betonstahlmatten in einem Überschwemmungsgebiet abgestellt", schildert er ihre ernste Lage. Wer das zu verantworten hat, ist unklar. Viele Zirkusbetreiber würden ihre Bären einfach aussetzen, wenn diese nicht mehr nach ihrer Pfeife tanzen.

Um sie aus ihrer Gefangenschaft befreien zu können, seien Spenden nötig - und die müssten erst gesammelt werden. "Wir sind relativ einzigartig in Europa, bekommen vom Staat aber keinen einzigen Euro." Vor allem die Instandhaltung der Anlage mit vielen Alarmanlagen und Sicherheitsstufen, aber auch die medizinische Versorgung der normalerweise wildlebenden Tiere verschlinge viel Geld. "Die Bären sind anfangs reine Skelette, die saniert werden müssen", bringt es von Gaál, von Beruf Rechtsanwalt, auf den Punkt.

Ben hat eine Verehrerin



Im rund 4,5 Hektar großen Hauptgehege sind Tibor und Balu am Herumtollen. Die beiden Braunbären toben sich aus, laufen im Gras umher. "Die sind wie kleine Buben beim Rankeln", sagt der stellvertretende Parkleiter, nachdem er sie kurz beobachtet hat. Dann setzt er seine Kontrolltour fort - mal sehen, wie es Zirkusbär Ben geht. Weil es Verstöße gegen das Tierschutzrecht gegeben haben soll, bekommt der Zirkus den 22 Jahre alten Braunbären nicht zurück. Das entschied der Bayerische Verwaltungsgerichtshof (wir berichteten). Jetzt liegt Ben faul auf seinem Strohbett im Park, streckt alle Viere von sich und chillt vor sich hin. "Er war von Anfang an in einer guten Verfassung und in einem guten Fütterungszustand, das ist bei uns sonst nicht der Fall", beschreibt Weinberger Bens Gesundheitszustand. Er sei sogar ein wenig übergewichtig. Das scheint aber der Bärendame Mascha wiederum ganz gut zu passen - sie hat laut Weinberger ein Auge auf Ben geworfen.

Dennoch: Nicht alle Bären werden wieder so fit wie Tibor und Balu. Einige sind so krank oder verletzt, dass sie nur wenige Tage auf dem Gnadenhof verbringen. "Neben einer Pension für Bären versteht sich unser Park auch als Palliativstation", erklärt Weinberger. Das stelle zwar für das Personal eine zusätzliche Herausforderung dar. Die Tiere von ihrem Leiden zu erlösen, habe allerdings oberste Priorität.

Mehr dazu lesen Sie in der Dienstagsausgabe des Straubinger Tagblatts.

Der Bärenpark in Bad Füssing

Der Gnadenhof in Hart bei Bad Füssing öffnet ab dem 5. Mai wieder seine Pforten für Besucher. Jeden Donnerstag werden um 15.30 Uhr Führungen angeboten. Der Eintritt ist frei, Anmeldungen sind nicht nötig.