Passau

Kardinal Marx: Rücktritt von Pfarrer in Zorneding war richtig


"Wir sollten mit Ruhe und Gelassenheit, aber entschieden jedem Anflug von Hass entgegengetreten", betont Kardinal Reinhard Marx.

"Wir sollten mit Ruhe und Gelassenheit, aber entschieden jedem Anflug von Hass entgegengetreten", betont Kardinal Reinhard Marx.

Hetze im Internet, Morddrohungen und mangelnder Respekt? Die bayerischen Bischöfe fordern eine Rückkehr zur sachlichen Debatte in der Flüchtlingspolitik. Im Fall Zorneding plädieren sie für eine Rückkehr zu einem Klima des Vertrauens.

Der Münchner Erzbischof und Kardinal Reinhard Marx hat den Rücktritt des dunkelhäutigen Pfarrers von Zorneding (Landkreis Ebersberg) nach Morddrohungen als richtigen Schritt bezeichnet. "Es war ja keine spontane Aktion. Wir müssen aber jetzt alles tun, dass für ihn ein neuer Beginn möglich ist", sagte der Vorsitzende der katholischen Freisinger Bischofskonferenz am Donnerstag zum Abschluss der zweitägigen Frühjahrsvollversammlung in Passau. Das Ziel sollte sein, in Zorneding wieder ein Klima des Vertrauens und guten Zusammenlebens zu erreichen. "Wir sollten mit Ruhe und Gelassenheit, aber entschieden jedem Anflug von Hass entgegengetreten", betonte Marx.

Viele Priester, Bischöfe und Politiker bekämen hässliche und schreckliche Mails, erläuterte Marx, der auch Vorsitzender der katholischen Deutschen Bischofskonferenz ist. "Aber ich lese diese gar nicht. Und ich glaube auch nicht, dass es hilft, diese zu veröffentlichen". Er geht auch nicht von einer gespaltenen Gesellschaft in Deutschland aus. Die Hilfsbereitschaft gegenüber den Flüchtlingen sei ungebrochen groß. Es sei nur leider so, dass diejenigen, die am lautesten schreien und die hässlichste Hetze verbreiteten, Gehör fänden.

Die bayerischen Bischöfe beklagten einen mangelnden gegenseitigen Respekt und den Hass insbesondere in den sozialen Netzwerken und bei öffentlichen Kundgebungen. "Wir müssen zurückkehren zu einer Debattenkultur, die von Respekt und Anerkennung des Fremden geprägt ist", erläuterte Marx. Rassismus habe dort keine Chance, wo Menschen sich in ihrer kulturellen und religiösen Unterschiedlichkeit kennenlernen und gegenseitig respektieren lernen.

Marx geht davon aus, dass unter den Flüchtlingen auch viele Christen sind. "Es ist von großer Bedeutung, dass diese Menschen mit ihren kirchlichen Traditionen bei uns geistliche Beheimatung und praktische Unterstützung finden", erklärte der Kardinal. Er ist auch überzeugt, dass sich in Zukunft viele muslimische Migranten zum Christentum bekennen werden. "Dafür werden wir unseren Priestern auch Hilfestellungen geben", betonte Marx. Konkrete Zahlen über Taufen von Flüchtlingen konnte er aber nicht nennen.

In der Freisinger Bischofskonferenz sind die sieben Diözesen München-Freising, Bamberg, Augsburg, Eichstätt, Passau, Regensburg, Würzburg und aus historischen Gründen auch das Bistum Speyer vertreten. Die Bischöfe und Weihbischöfe kommen zweimal im Jahr zu Beratungen zusammen. Im Herbst ist das Treffen traditionell auf dem Freisinger Domberg, im Frühjahr wechselt es durch die Diözesen.