Schwere Vorwürfe

"Horror-Labor": Fälschte das LPT Glyphosat-Studien?


Tierschützer protestieren in Hamburg gegen das LPT.

Tierschützer protestieren in Hamburg gegen das LPT.

Von Lukas Schauer / Onlineredaktion

Einen Großteil der Untersuchungen zu dem umstrittenen Mittel führte wohl das Labor.

Berlin - Neue Erkenntnisse rund um das "Horror-Labor", das derzeit wegen Tierrechtsverstößen und Betrugs in der Kritik steht, lassen Böses ahnen.

Erst Mitte Januar hatten die Behörden dem Tierversuchslabor LPT Mienenbüttel die Betriebserlaubnis entzogen. Die Zuverlässigkeit des Betreibers sei nicht mehr gegeben, hieß es zur Begründung. Zuvor hatte eine Undercover-Recherche der ehrenamtlichen Organisation "Soko Tierschutz" teils massive Verstöße gegen das Tierschutzgesetz nahegelegt.

Im Zuge der Enthüllungen meldeten sich zudem insgesamt fünf ehemalige Mitarbeiter des Unternehmens LPT, die von Fälschungen und Beschönigungen bei Studien berichteten.

Labor fälschte wohl Glyphosat-Studien

Vor diesem Hintergrund bekommen aktuelle Erkenntnisse der "Soko Tierschutz" eine besondere Brisanz: Wie die Organisation unter Berufung auf eigene Recherchen mitteilt, wurden mindestens 21 Tierversuchsstudien am LPT durchgeführt, die sich mit dem höchst umstrittenen Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat beschäftigen.

Das Mittel steht im Verdacht, krebserregend zu sein. Der Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer muss sich deswegen derzeit mit unzähligen Klagen vor allem in den USA befassen, die ihn mehrere Milliarden Dollar kosten könnten. Auch in Deutschland kritisieren vor allem Umweltschützer Glyphosat - und nun soll laut "Soko" jede siebte Studie dazu aus dem Hamburger LPT stammen. Der Schwerpunkt lag demnach auf dem Standort Wankendorf in Schleswig-Holstein.

"Das heißt, dass Tausende Tiere für das gefährliche Pestizid grausam sterben mussten und die Sicherheit von Glyphosat für den Menschen maßgeblich an einem Labor hängt, das unter mehrfachem Betrugsverdacht steht und dessen Tierlabor vom Land Niedersachsen wegen Manipulationen, Rechtsbrüchen und Tierquälerei geschlossen wurde”, sagt Sprecher Friedrich Mülln.

Staatsanwaltschaft bestätigt Verfahren

Die Ex-LPT-Mitarbeiter berichteten unter anderem, dass der Verdacht auf Krebs bei einer Medikamentenstudie und die Gefährlichkeit eines Umweltgiftes vertuscht wurden.

Die Staatsanwaltschaft Hamburg bestätigt auf AZ-Anfrage, dass Verfahren in Stade und Hamburg anhängig sind, bei denen es neben Verstößen gegen das Tierschutzrecht auch um die genannten Betrugsvorwürfe geht. Zeugen habe man jedoch persönlich noch nicht vernommen. Die Ermittlungen laufen.

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