Flucht

Deutlich mehr Bootsmigranten erreichen Italien


Eine Gruppe mutmaßlicher Migranten aus Tunesien, treibt auf zwei Booten im Mittelmeer vor der Insel Lampedusa.

Eine Gruppe mutmaßlicher Migranten aus Tunesien, treibt auf zwei Booten im Mittelmeer vor der Insel Lampedusa.

Von mit Material der dpa

Meist sind sie in Libyen oder Tunesien in See gestochen - die Flüchtlinge, die Italien über den Seeweg erreichen, riskieren nicht selten ihr Leben. Und dennoch nimmt ihre Zahl nicht ab, im Gegenteil.

Die Zahl der Migranten, die auf dem Seeweg Italien erreichen, hat sich binnen eines Jahres mehr als verdoppelt. Das italienische Innenministerium teilte am Sonntag mit, dass im Zeitraum 1. August 2020 bis 31. Juli 2021 insgesamt 49.280 Menschen an den italienischen Küsten landeten. Dies entspreche einem Anstieg um 128 Prozent im Jahresvergleich (21.616 Personen). Es wurden 147 Schlepper festgenommen, ein Anstieg um gut 25 Prozent.

Nur ein kleiner Teil der Menschen - 4239 - wurden von den Rettungsschiffen der Nichtregierungsorganisationen (NGO) aus dem Mittelmeer geborgen und nach Italien gebracht. Beim allergrößten Teil der Neuankömmlinge - 40.727 - handelt es sich im Sprachgebrauch der italienischen Behörden um "Sbarchi Autonomi", autonome Landungen. Dies sind Menschen, die Italien selbstständig erreichen.

Nach der Statistik war der Großteil der Migranten in Libyen (22.343) oder Tunesien (17.677) in See gestochen. Nach den Angaben der Migranten bei ihrer Ankunft waren Tunesier am stärksten vertreten (14.153 insgesamt), gefolgt von Bangladeschern (6027) und Bürgern der Elfenbeinküste (3312).

Die Gesamtzahl der Bootsmigranten ist niedrig, wenn man sie mit den Zahlen von 2014 bis 2017 vergleicht. Im Zeitraum 1. August 2016 bis 31. Juli 2017 erreichte sie 182.877. Die damalige sozialdemokratische Regierung unter Ministerpräsident Paolo Gentiloni begann 2017, die Migrationspolitik deutlich zu verschärfen. Dazu zählte ein umstrittenes Abkommen mit Libyen mit dem Ziel, die Libyer dazu zu bringen, Migranten nicht aufs Meer hinaus zu lassen.

Die Regierung, die mit Matteo Salvini von der rechten Lega als Innenminister nach den Wahlen 2018 das Ruder übernahm, verschärfte den Kurs. Salvini bekämpfte die internationalen Hilfsorganisationen und schloss die Häfen für Rettungsschiffe. Nach dem Ausscheiden Salvinis und dem Regierungswechsel 2019 gab es nur begrenzte Lockerungen.