Geburtstag

BMW feiert 100 Jahre und präsentiert Zukunftsauto


Das undatierte Werksfoto von BMW zeigt Vorkriegsmodelle des Autoherstellers BMW: Links steht der "Dixi", das zweite Modell der Bayern, das noch auf einem britischen Entwurf basierte. Der 3003 (M), das zweite eigenständig konstruierte Modell von BMW begründet die Tradion des Nierengrills. Der 326 (r) brachte es vor dem Krieg schon auf 50 PS. Vom mittelständischen Hersteller von Flugzeugmotoren ist BMW zu einem der großen Autokonzerne geworden. Nun feiert das Unternehmen den 100. Jahrestag seiner Gründung.

Das undatierte Werksfoto von BMW zeigt Vorkriegsmodelle des Autoherstellers BMW: Links steht der "Dixi", das zweite Modell der Bayern, das noch auf einem britischen Entwurf basierte. Der 3003 (M), das zweite eigenständig konstruierte Modell von BMW begründet die Tradion des Nierengrills. Der 326 (r) brachte es vor dem Krieg schon auf 50 PS. Vom mittelständischen Hersteller von Flugzeugmotoren ist BMW zu einem der großen Autokonzerne geworden. Nun feiert das Unternehmen den 100. Jahrestag seiner Gründung.

Von Monika Müller

Das weiß-blaue Logo auf jedem BMW erinnert noch heute an die Anfänge. Vor 100 Jahren, am 7. März 1916, wurden die Bayerischen Flugzeugwerke gegründet. Später benannte man sie in Bayerische Motorenwerke um - mit dem Propeller als Firmensymbol.

Heute ist BMW mit 116.000 Mitarbeitern und über 80 Milliarden Euro Umsatz einer der größten deutschen Konzerne. Mitte März will Vorstandschef Harald Krüger mit der Bilanz die neue Strategie vorstellen und erklären, wohin die Reise in den nächsten zehn Jahren geht. Zuvor aber ist erst einmal Feiern angesagt.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die beiden Großaktionäre Susanne Klatten und Stefan Quandt sowie 2.000 Mitarbeiter, Autohändler und Partner sind am Montag (7.3.) zur Jubiläumsfeier in der Münchner Olympiahalle eingeladen. In den weltweit 30 BMW-Werken sollen die Bänder um 14 Uhr stillstehen, damit sich die Beschäftigten die Übertragung anschauen können - von Shenyang in China bis Spartanburg in den USA, wo inzwischen die größte BMW-Fabrik steht. Dabei kommt Spartanburg mit der Arbeit im Moment kaum nach, denn dort baut BMW den Großteil der derzeit besonders gefragten SUVs. In der Oberklasse ist das Unternehmen seit 2005 die Nummer eins - aber das scheint sich gerade zu ändern. Mercedes ist auf dem besten Weg, seinen alten Platz an der Spitze zurück zu erobern.

Erstes Automobil in Eisenach

Als BMW 1928 in Eisenach sein erstes Automobil fertigte - einen mit Lizenz des englischen Herstellers Austin gebauten Kleinwagen namens Dixi -, da standen die Limousinen und Sportwagen von Daimler-Benz schon für automobilen Luxus. Angefangen hatte BMW als Rüstungsfirma. Im Ersten wie im Zweiten Weltkrieg baute das Unternehmen vor allem Motoren für Militärflugzeuge. Im Zweiten Weltkrieg wurden etwa 25 000 Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge beschäftigt, wie BMW-Historiker Manfred Grunert sagt. Inzwischen hat sich der Konzern diesem Teil seiner Geschichte gestellt und auch entsprechende Entschädigungen gezahlt.

Nach dem Krieg nahm BMW die Fertigung von Autos und Motorrädern wieder auf, brachte 1952 den teuren BMW 501 "Barockengel" auf den Markt und kurz darauf die winzige BMW Isetta. Aber Geld verdiente man damit nicht - es fehlte ein Mittelklasse-Modell. 1959 stand das Münchner Unternehmen vor der Pleite und der Übernahme durch Daimler. Doch dann stieg der Industrielle Herbert Quandt als Sanierer ein. Mit dem Mittelklasse-BMW 1500 und der Übernahme der Glas-Autowerke im niederbayerischen Dingolfing 1967 begann eine Erfolgsgeschichte. Eberhard von Kuenheim, BMW-Vorstandschef von 1970 bis 1993, erweiterte die Modellpallette und baute weltweit neue Werke.

Um im Wettbewerb mit Rivalen wie Daimler oder Volkswagen mithalten und auf größere Stückzahlen kommen zu können, übernahm BMW 1994 den britischen Autobauer Rover. Die versuchte Erweiterung vom Premium- zum Massenhersteller wurde jedoch zum Fiasko. Nach Milliardenverlusten folgte sechs Jahre später der Rückzieher. Nur die Marke Mini behielt BMW - und machte sie ebenfalls erfolgreich. Die bis 2020 ausgelegte Strategie "Number One", die der damalige BMW-Chef Norbert Reithofer 2007 verkündet hatte, ist bisher voll aufgegangen. Das Unternehmen hat mit Kooperationen und flexibler Produktion Kosten gesenkt, mit Kompaktwagen neue Kunden gewonnen, sich früh in China engagiert. Die Kasse ist voll. Bei Elektroautos ist BMW mit dem i3 und seiner Karbon-Karosserie technisch Vorreiter.

Jeder dritte BMW ein Diesel

Großstädte wie Peking, Oslo oder London erschweren Autos mit Verbrennungsmotor die Zufahrt. Der Dieselantrieb steht wegen der VW-Abgas-Affäre unter Verdacht. Das könnte auch BMW treffen, weil jeder dritte BMW ein Diesel ist - aber bei den E-Modellen nutzen. Vor allem die Digitalisierung und die Entwicklung hin zum vernetzten und autonomen Fahren erfordern jetzt neue Antworten. "Nach dem technologischen Umbruch zur nachhaltigen Mobilität ist dies für uns der nächste fundamentale Wandel", sagte Konzernchef Krüger. Jetzt hat er die Strategie nachjustiert und an die neuen Trends angepasst.

Der soeben zusammen mit Daimler und Audi für 2,8 Milliarden Euro gekaufte Kartendienst Here soll zur Plattform zum Datenaustausch zwischen Autos werden. Aber Elektromobilität und autonomes Fahren erfordern erst einmal hohe Investitionen. Wegen der Abgasvorschriften der EU müssen zugleich Benzin- und Dieselmotoren effizienter werden. Und "die Modellpalette kommt in die Jahre", bemängelt Ute Haibach von der Bank J. Safra Sarasin. Nur 30 Prozent des Umsatzes, aber 80 Prozent des Gewinns stammten aus dem Verkauf der 5er, 6er und 7er-Serie. BMW habe "weniger Oberklasse-Autos und große SUVs" als Daimler. Die Münchner verdienten im Luxussegment weniger als Daimler, kritisiert auch Holger Schmidt von der Investmentbank Equinet.

Von den Erwartungen und Stimmungen der Börse ist BMW allerdings wenig abhängig, denn im Unterschied zu den Konkurrenten ist es im Kern ein Familienunternehmen. 47 Prozent der Anteile gehören der Familie Quandt. Dank ihnen kann BMW langfristig agieren, betont Haibach. Das US-Analysehaus Bernstein Research lobt, kein anderer europäischer Autokonzern habe in den vergangenen Jahren so beständig agiert. Die spannende Frage sei jetzt nur: Wie will BMW weiter vorankommen?

BMW präsentiert pünktlich zum 100-Jährigen ein Zukunftsauto

Mit einem Ausblick auf das Auto der Zukunft hat BMW den 100. Jahrestag der Unternehmensgründung gefeiert. Vorstandschef Harald Krüger stellte in München das Visionsfahrzeug "BMW Vision Next 100" vor, das komplett autonom fahren kann. Das Auto werde zum "digitalen Chauffeur und persönlichen Begleiter" werden, sagte Krüger.

Beim autonomen, vernetzten Fahren verschwinden Lenkrad und Mittelkonsole, der Innenraum wird zum Wohnzimmer, die Sitze von Fahrer und Mitfahrer drehen sich schräg zueinander. Der Fahrer kann aber auch selbst steuern - die Technik zeigt ihm dann Ideallinie und optimale Geschwindigkeit. Auf der Windschutzscheibe ist die Straße bei Nebel digital zu sehen, bei Gefahr hinter der nächsten Kurve wird eine Warnung eingeblendet. Ein solches Auto könnte in den nächsten 20 oder 30 Jahren kommen, sagte Krüger.

In den BMW-Werken sollten am Nachmittag die meisten Bänder stillstehen, damit sich die Mitarbeiter die Übertragung der Jubiläumsfeier in der Münchner Olympiahalle anschauen können. Dort wurden etwa 2.000 Gäste erwartet, darunter die beiden Großaktionäre Susanne Klatten und Stefan Quandt. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte wegen des EU-Flüchtlingsgipfels abgesagt, wollte aber eine Videobotschaft schicken.

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Frontansicht des BMW 1500 (Archivfoto von 1962). Vom mittelständischen Hersteller von Flugzeugmotoren ist BMW zu einem der großen Autokonzerne geworden. Nun feiert das Unternehmen den 100. Jahrestag seiner Gründung.

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Das BMW-Verwaltungsgebäude (BMW-Turm) in München (Bayern), aufgenommen am 12.03.2015. Vom mittelständischen Hersteller von Flugzeugmotoren ist BMW zu einem der großen Autokonzerne geworden. Nun feiert das Unternehmen den 100. Jahrestag seiner Gründung.

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BMW-Mitarbeiter arbeiten in der Produktion des Elektrowagens i3 am 18.09.2013 in Leipzig (Sachsen). Der i3 ist der erste in Großserie gefertigte BMW mit Elektroantrieb.

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Die Unternehmerin Susanne Klatten (Archivfoto vom 25.09.2015) und ihr Bruder Stefan Quandt (Archivfoto vom 10.06.2013). Als BMW-Erben beziehen Susanne Klatten und Stefan Quandt ihr Einkommen vor allem aus dem Verkauf großer Autos. Einen Teil stecken sie in Windenergie, Solaranlagen und Stiftungen. Manchmal mit Gewinn.

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Ein Motorrad von BMW des Typs R 32, das in den Jahren 1923-1926 in München gebaut wurde (Aufnahme von 1998). Vom mittelständischen Hersteller von Flugzeugmotoren ist BMW zu einem der großen Autokonzerne geworden. Nun feiert das Unternehmen den 100. Jahrestag seiner Gründung.