Trotz Corona-Rückgang

Niederbayerische Arbeitnehmer sind 2023 öfter krank

Niederbayerische Unternehmen müssen heuer deutlich häufiger auf Mitarbeiter verzichten als im Vorjahr. Im ersten Halbjahr hatten die Beschäftigten zwölf Prozent mehr Fehltage, im Schnitt war jeder fast 9 Tage krank.


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In Niederbayern haben sich im ersten Halbjahr 2023 deutlich mehr Menschen krank gemeldet als im Vorjahr.

Knapp die Hälfte aller Beschäftigten (45,7 Prozent) war im ersten Halbjahr mindestens einmal krank, das geht aus dem neuen Gesundheitsreport der DAK Niederbayern hervor. So eine hohe Quote werde gewöhnlich erst am Ende eines Jahres erreicht, heißt es von der Krankenkasse. Bei den jungen Erwerbstätigen bis 30 Jahren war die Steigerung der Krankschreibungen mit einem Plus von 60 Prozent besonders deutlich.

Die Anzahl der Fehltage pro 100 Versicherte ist im ersten Halbjahr dieses Jahres demnach auf 880 hochgeschnellt. Das ist ein Plus von zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Der Krankenstand ist von 4,3 Prozent auf 4,9 Prozent angestiegen. Das bedeutet, dass von 1.000 Mitarbeitern an jedem Tag von Januar bis Juni 49 krankgeschrieben waren.

Elektronische Krankmeldung ein Faktor

Wirklich erklären können sich die Experten diesen Anstieg nicht. Zumindest ein Faktor könne jedoch die Einführung der elektronischen Kranmeldung sein, erläutert Manfred Benz, Leiter Servicezentrum der DAK-Gesundheit in Straubing. Denn seitdem würden nun auch kurze Erkrankungen vollständig den Krankenkassen gemeldet.

Das enorme Fehltage-Plus wird noch ungewöhnlicher, wenn man sich die Corona-Statistik anschaut. In Niederbayern sind die Fehltage wegen des Coronavirus pro 100 Versicherte von 90 auf 15 zurückgegangen – ein Minus von 83 Prozent. Das wiederum erklärt sich Benz dadurch, dass einfach weniger getestet werde. Viele Corona-Fälle würden nun unbemerkt in die normale Statistik einfließen.

Auffällig ist, dass die Generation Z außergewöhnlich oft krank ist. So kommen die 15- bis 29-Jährigen auf 114 Krankschreibungen je 100 Versicherte, ein Anstieg um 60 Prozent. Bei älteren Beschäftigten gibt es ebenfalls einen Zuwachs, dieser fällt allerdings deutlich geringer aus. Die über 50-Jährigen kommen gerade einmal auf 69 Krankschreibungen, also knapp über die Hälfte der Generation Z.

Ältere sind länger krank

Ältere Beschäftigte sind dagegen, wenn sie krank sind, meist länger krank. Deshalb liegen die über 50-Jährigen bei den Fehltagen mit 1166 je 100 Versicherte deutlich vor den 15- bis 29-Jährigen (705). Sie sind der DAK zufolge eher von langwierigen Erkrankungen wie Bandscheibenvorfällen oder schweren Depressionen betroffen.

Die meisten Ausfalltage insgesamt gingen im ersten Halbjahr 2023 auf das Konto von drei Erkrankungsgruppen: Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems wie etwa Rückenschmerzen, Atemwegserkrankungen wie Erkältungen und Bronchitis und psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angstzustände.

Der Personalmangel in zahlreichen Branchen wird dabei immer mehr zum Problem. Betroffene berichten von allgemeiner Erschöpfung (52 Prozent), von Schlafstörungen (31 Prozent) und Kopfschmerzen (20 Prozent). Sie geben solche Beschwerden wesentlich häufiger an als Beschäftigte ohne Personalnot. „Wir müssen die Situation von Menschen, die unter Personalmangel arbeiten, besonders im Blick behalten. Es zeichnet sich schon jetzt ab, dass sich die damit verbundenen Belastungen auf den Krankenstand auswirken“, sagt Manfred Benz.

Die DAK-Gesundheit hat eigenen Angaben zufolge rund 755.000 Versicherte in Bayern, davon 70.000 in Niederbayern.