Die Corona-Krise trifft den Buchhandel

Bücher gibt's auch bei geschlossenen Buchhandlungen


Michael Lemling, der Geschäftsführer der Schwabinger Buchhandlung Lehmkuhl.

Michael Lemling, der Geschäftsführer der Schwabinger Buchhandlung Lehmkuhl.

Von Robert Braunmüller / TV/Medien

Die Buchhandlungen machen nun in München dicht, beliefern aber weiter ihre Kunden.

München - Erfahren, dass er am Mittwoch seine Buchhandlung schließen muss, hat Michael Lemling auch erst durch die Pressekonferenz von Ministerpräsident Markus Söder am Montag. "Wir haben allerdings damit gerechnet", sagt der Geschäftsführer von Lehmkuhl, der 1903 gegründeten Traditionsbuchhandlung in der Leopoldstraße.

Die vergangenen Tage haben ihm wegen des Coronavirus "fast ein Weihnachtsgeschäft" beschert, sagt Lemling. Denn als klar wurde, dass die Schulen, Kindergärten und Kitas lange Zeit geschlossen bleiben würden, gab es bei ihm einen Ansturm auf Jugend- und Kinderbücher, Lehrmaterialien und Aufgabenblöcke. Und natürlich nahmen sich die Eltern auch selbst ein paar Romane zum Lesen mit, schließlich sind zur Zeit ja auch die Stadtbibliotheken geschlossen.

Die Buchhandlungen liefern weiter aus

"Nur Reiseführer haben wir nicht verkauft", sagt Lemling, der seinen Humor trotz der Schließung nicht verloren hat. "Ich finde Hamsterkäufe im Supermarkt ja fürchterlich, aber im Buchhandel ist das natürlich etwas anderes."

Lemling weist darauf hin, dass aber auch nach der Schließung des Ladens weiterhin Bücher bei Lehmkuhl gekauft werden können: telefonisch oder per Direktorder im Internet. Zunächst wird sich sein Team selbst um die Auslieferung kümmern und die Pakete zur Post bringen.

"Wir werden uns aber auch selbst aufs Rad setzen und den Kunden in Schwabing die Bücher in den Briefkasten legen", sagt Lemling, "jedenfalls solange wir das dürfen."

Die Stadtteilbuchhandlung nicht im Stich lassen

Die wenigsten Buchhandlungen der Stadt verfügen über große Rücklagen, eine wochenlange Schließung kann schnell existenzbedrohend sein, eine monatelange ist es sicherlich, vor allem dann, wenn die Münchner ihre Bücher künftig alle bei Amazon ordern und "ihre" Stadtteilbuchhandlung im Stich lassen.

Die Homepages der meisten Buchhandlungen haben sich noch nicht auf die neue Situation eingestellt. Eine Ausnahme macht Bücher Hacker in Laim: "Melden Sie sich gerne per Telefon, Mail oder unseren Webshop an uns, heißt es da." Die Bücher könne man sich bringen lassen oder nebenan im Bioladen abholen.

Auch der Börsenverein des Deutschen Buchhandels ist besorgt und fordert eine schnelle und wirksame Unterstützung durch die Politik. "Wir benötigen effektive Maßnahmen für den Buchhandel vor Ort, damit nicht nur große Online-Versender wie Amazon profitieren, was zu einer langfristigen Abwanderung von Kund*innen aus dem Buchhandel führen kann", sagt Alexander Skipis, der Hauptgeschäftsführer des Börsenverein.