Trotz steigender Geschäftsaktivitäten

Chronisches Zinsleiden der bayerischen Sparkassen


Passanten laufen an einer Filiale der Sparkasse vorbei.

Passanten laufen an einer Filiale der Sparkasse vorbei.

Von mit Material der dpa

Normalerweise verdient ein Unternehmen, das mehr Geschäfte macht, auch mehr Geld. Bei den Sparkassen hingegen stagnieren oder sinken trotz stetig steigender Geschäftsaktivitäten die Erträge.

Bei den bayerischen Sparkassen fruchtet alle Mühe wenig: Obwohl die Kreditvergabe immer neue Höhen erreicht, hat sich das Ergebnis nach jahrelangen Rückgängen 2021 nur leicht verbessert, wie der Sparkassenverband am Dienstag mitteilte. Ursache ist wie in den Vorjahren die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank.

Die Gesamtsumme der von den 63 bayerischen Sparkassen verliehenen Gelder kletterte 2021 auf knapp 160 Milliarden Euro. Das war mit einem Plus von 6,2 Prozent die höchste Wachstumsrate der letzten 15 Jahre, wie der Sparkassenverband am Dienstag in München berichtete. Die Einlagen der Kunden stiegen um 3,7 Prozent auf 194,5 Milliarden Euro. Doch der Jahresüberschuss wird demnach nur leicht über den 290 Millionen des Vorjahres liegen, wie Verbandspräsident Ulrich Reuter sagte. Endgültige Zahlen gibt es noch nicht.

Sparkassen leben im Wesentlichen von der Spanne zwischen den höheren Sollzinsen für Kredite und niedrigeren Habenzinsen für Sparbücher und sonstige Guthaben. Die Nullzinspolitik lässt diese Spanne kontinuierlich schrumpfen. "Der Zinsüberschuss erodiert weiter, nach neun Jahren jetzt das zehnte", sagte Reuter. Dementsprechend hoffen die Sparkassen auf Zinserhöhungen der EZB.

Reuter deutete an, dass es wegen der schwierigen Ertragslage weiter Personalabbau, Filialschließungen, Fusionen sowie für die Kunden Negativzinsen geben wird. In der Mitteilung zur Pressekonferenz nannte Reuter das "alle Register der Effizienzsteigerung, Kostenoptimierung und Geschäftsintensivierung".

Die Sparkassen wehren sich aber vehement gegen den Vorwurf, ihre Kunden mit Negativzinsen über Gebühr zu belasten. Privatkunden der Münchner Sparkasse hätten im vergangenen Jahr für 11 Milliarden Euro Sichteinlagen auf den Girokonten 2,5 Millionen Euro "Verwahrentgelte" gezahlt, sagte Ralf Fleischer, der Chef der Münchner Sparkasse. "In diesem Jahr werden diese 11 Milliarden aber 440 Millionen weniger wert sein wegen der Inflation." Fleischer rief die Medien deswegen auf, mehr über die Auswirkungen der Inflation zu berichten.