Ferienverlängerung wegen Corona?

Vorschlag stößt überwiegend auf Ablehnung


Im Kampf gegen Corona haben Unionspolitiker einer Verlängerung der Winterferien ins Spiel gebracht. Dafür sollten die Sommerferien entsprechend gekürzt werden. (Symbolbild)

Im Kampf gegen Corona haben Unionspolitiker einer Verlängerung der Winterferien ins Spiel gebracht. Dafür sollten die Sommerferien entsprechend gekürzt werden. (Symbolbild)

Von Alexander Bayer, Redaktion idowa und mit Material der dpa

Debatten über die Länge und den Zeitpunkt von Schulferien sind immer ein Aufreger. Das war in der Vergangenheit schon oft beim Thema Sommerferien der Fall. Wegen Corona gibt es nun die Idee, die Winterferien zu verlängern. Die kommt aber nicht gut an.

Der Vorschlag zweier Unionspolitiker, wegen Corona die Winter- oder Weihnachtsferien zu verlängern, stößt überwiegend auf Ablehnung. Heinz-Peter Meidinger, der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, kritisierte den Vorstoß im Gespräch mit idowa als undurchdacht. Er halte "wenig bis gar nichts" davon, so Meidinger. Die Winterferien um zwei bis drei Wochen zu verlängern, werde nicht dazu beitragen, die Corona-Fallzahlen zu senken. Im Gegenteil: "Die meisten Neuinfektionen kommen momentan aus dem privaten Bereich. Wenn wir die Schulen zu lassen und die Schüler zuhause bleiben, steht zu befürchten, dass die Zahlen eher noch weiter ansteigen." Er verwies zudem auch auf die Zeitplanungen vieler Eltern, die ihren beruflichen Verpflichtungen nachkommen müssten - von möglichen Urlaubsplanungen für die Sommerferien 2021 ganz zu schweigen. "Aus meiner Sicht macht dieser Vorschlag deswegen wenig Sinn", so Meidinger.

Unterstützung bekommt er vom Elternverband. "Das ist eine Schnapsidee von zwei Unionspolitikern ohne Kinder, die mal unbedingt in die Medien wollten", sagt Professor Ernst Fricke. Er ist Vorsitzender des bayerischen Elternverbands in Niederbayern. Für Familien sei die Ferienplanung heilig. Dieser Vorschlag brächte jetzt wieder alles ins Wanken. Gerade im Winter könne man ja gut lüften und den Infektionsschutz umsetzen. Das Kultusministerium macht gerade einen sehr guten Job, findet Fricke. "Wichtiger wäre es, dass mehr junge Erwachsene sich an die Maßnahmen halten."

Werner Kiese, Schulleiter an der Mathias-von-Flurl-Berufsschule in Straubing, plädiert dafür, eine gesunde Routine in den Schulbetrieb hineinzubekommen. Angesichts der Pandemie müsse man nicht alles auf den Kopf stellen, viel mehr "sollte man mit gesundem Menschenverstand mit dem Thema umgehen". Jetzt alles umzuplanen sei unter Umständen mit einem Aufwand verbunden, den man noch gar nicht absehen könne, sagt Kiese. Zudem gälten Unterricht und Schule aktuell nicht als maßgebliche Spreader- Events. "Mein Eindruck ist, dass nicht die Schulen die Hotspots sind. Die Fälle werden von außen hereingetragen", sagt der Schulleiter.

Der stellvertretende Unionsfraktionschef Thorsten Frei, sagte am Dienstag bei RTL/ntv: "Angesichts der Verbreitungswege, die derzeit dominieren, befürchte ich, dass wir durch eine Verlängerung der Weihnachtsferien viel Unruhe stiften, aber letztlich keinen durchgreifenden Erfolg erringen." Entscheidend für eine Eindämmung der Pandemie sei vielmehr, dass alle die Abstands- und Hygieneregeln ernstnähmen. Er habe manchmal den Eindruck, dass selbst junge Schüler damit viel disziplinierter umgingen, als junge Erwachsene, die in den Innenstädten feierten als gäbe es kein Virus.

Eine Absage an den Vorschlag kam auch aus verschiedenen Ländern: Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) teilte mit, sie sei skeptisch, ob der Vorschlag zur Ferienverlängerung eine geeignete Schutzmaßnahme darstelle. "Auch Ende Januar ist der Winter ja noch nicht vorbei, deshalb ist das ein wenig zu kurz gedacht." Mit einer solchen Maßnahme würde man außerdem eine ganze Reihe von neuen Probleme auslösen und die Schulen vor zusätzliche organisatorische Herausforderungen stellen.

Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Öffentliche Schulferiendebatten helfen jetzt niemandem und sind überflüssig wie ein Kropf". Gemeinsames Ziel von Bund und Ländern, Kindern, Jugendlichen, Familien sowie der Wirtschaft sei es, die Schulen für möglichst viele Schüler offen zu halten. Dies sollte im Regelbetrieb geschehen und falls notwendig, regional oder punktuell im Wechselbetrieb mit Präsenz- und Online-Unterricht.

Der Hamburger CDU-Chef Christoph Ploß hatte der "Bild" gesagt: "Wir sollten darüber nachdenken, die Winterferien um zwei bis drei Wochen zu verlängern und im Sommer entsprechend zu kürzen." Ziel müsse sein, bestmöglich durch die Pandemie zu kommen. Sein Fraktionskollege Stephan Pilsinger (CSU) regte sogar bis zu vier Wochen längere Weihnachtsferien mit entsprechender Kürzung der Oster- und Sommerferien an. "Das Wohl der Schüler und Lehrer muss im Vordergrund stehen", begründete er seinen Vorschlag.

Der stellvertretende FDP-Fraktionschef im Bundestag, Christian Dürr, bezeichnete den Vorschlag als Unsinn. Dürr sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Eine kurzfristige Verlängerung der Winterferien würde die Planung von Millionen Familien kaputtmachen. In diesem Jahr gab es genug Schulausfall. Die Kinder müssen die Inhalte nachholen und das dürfen wir nicht immer weiter nach hinten verschieben." Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery sagte zur Idee der Ferienverlängerung im Deutschlandfunk: "So ein Quatsch". Damit verunsichere man nur Schüler, Eltern und Lehrer.

Eine Sprecherin der Präsidentin der Kultusministerkonferenz und rheinland-pfälzischen Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD), sagte auf Anfrage, dass sich die Kultusministerkonferenz am Freitag ausführlich mit der Corona-Pandemie befassen werde. Gegenstand der Beratungen werde dann auch das Thema Winterferien sein.