Naturschutz-Experiment

Klimaresistenter Wald im Landkreis Landshut


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Förster Matthias Zimmerling (v.l.) hat zusammen mit den Waldbesitzern Benedikt Forsthofer und Viktoria und Christoph Stangl das Konzept eines klimaresistenten Waldes umgesetzt. Nach einem Jahr sind alle Beteiligten zufrieden.

Von Franziska Eisenreich und Redaktion Landkreis Landshut

Ein schmaler Kiesweg führt durch einen etwa 100 Jahre alten Waldbestand. Dann lichtet sich der Wald und eine Fläche mit jungen Bäumen erscheint. Am Wegesrand steht ein Schild mit der Aufschrift: „Hier entsteht ein Generationenwald“ – dazu hat sich der Wald, den die Familien Forsthofer und Stangl vor drei Jahren von ihrer Oma geerbt haben, entwickelt. Sie verkauften nicht, sondern kümmerten sich selbst um den Wald in Essenbach – obwohl sie selbst keinerlei Erfahrung mit Land- oder Forstwirtschaft hatten.

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Die Douglasien überlebten im Frühjahr nicht und wurden neu gepflanzt.

Diese Entscheidung brachte eine Menge Arbeit mit sich, denn die frisch gebackenen Waldbesitzer Benedikt Forsthofer und Viktoria Stangl bekamen schnell Hinweise, dass der Wald unter Käferbefall leidet. Bei der Erstberatung durch den vom Staat gestellten Förster Matthias Zimmerling stellte sich dann heraus, dass der Fichtenbestand in einem Teil des Waldes komplett gefällt werden muss. Später kamen Forsthofer und Stangl zu dem Entschluss, auch die Kiefern aus dem Wald zu nehmen und sowohl der Förster, als auch die Waldbesitzer bevorzugten ein klimaresistentes Ansiedeln. So entschieden sie sich am Ende gemeinsam für einen multifunktionellen Mischwald, wie Forsthofer ihn nennt. Denn für sie steht nicht der wirtschaftliche Nutzen im Vordergrund, sondern die Erholfunktion für die Menschen, aber auch für Flora und Fauna. „Liaba wos scheens, wo ma stolz drauf sein kann“, sagt Viktoria Stangl.

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Die Rotbuche hilft, Grundwasser anzureichern. 

Von Monokulturen zu Mischwäldern

Neben der Erholfunktion war aber auch die Klimafunktion entscheidend. Denn wegen dem Klimawandel ist es für die traditionellen Baumarten wie die Fichte sehr schwer zu überleben. Sie eignen sich nicht für die steigenden Temperaturen und so droht ein Waldsterben. Also pflanzten Forsthofer und Stangl gemeinsam mit Förster Zimmerling einen Mix aus heimischen Baumarten und Exoten an. Diese haben wenig Ansprüche an den Untergrund und das Klima und überleben sowohl bei Dürre, als auch bei viel Regen. Außerdem blühen viele der Pflanzen und tragen so zum Schutz der Insekten bei. Dazu zählen Esskastanie, Vogelkirsche, Douglasie, Winterlinde, Rotbuche, Roteiche, Baum-Hasel, Wildbirne und Wildapfel. Diese gemischte Auswahl aus Bäumen sichert den Fortbestand des 1,04 Hektar großen Waldstücks. Wenn dieser Plan aufgeht, bauen die Beteiligten den ganzen Wald nach diesem Schema um.

Die Pflege des Waldes ist eine lebenslange Aufgabe

Seitdem mussten sie auch einige Rückschläge einstecken, weil die gepflanzten Douglasien im Frühjahr aufgrund von Temperaturschwankungen ausgefallen sind. An der Stelle besserten die Waldbesitzer nach.

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Dieses Schild informiert die Spaziergänger über den neuen Waldabschnitt.

Die Aufgaben sind vielfältig: Den alten Bestand fällen, neue Pflanzen beschaffen und einsetzen – und auch jetzt, knapp ein Jahr nach dem Einpflanzen kümmern sich die Familien Stangl und Forsthofer noch tatkräftig mit der Hilfe von Zimmerling um den insgesamt fünf Hektar großen Wald: Sie bekämpfen den Befall von Borkenkäfern, sorgen für die Waldsicherheit und schützen die jungen Bäume vor Verbiss durch Rehe oder andere Waldbewohner. „Man kann einen Wald einmalig umbauen, aber es ist eine lebenslange Arbeit“, sagt Benedikt Forsthofer. Dabei waren die Spaziergänger, die das Experiment klimaresistenter Wald bei ihren Ausflügen sahen, und auch altbewährte Landwirte anfangs sehr skeptisch. Sie hatten Angst vor der Änderung, da dieses spezielle Bepflanzen ein neues Konzept ist, erklärt Viktoria Stangl. „Aber wir haben keine Dogmen, weil wir keinerlei Erfahrung in diesem Gebiet hatten“, erklärt sie.

Um aufzuklären und zu informieren stellten sie aber ein Schild auf, das die Bäume des neues Waldabschnitts aufzählt und einige der Besonderheiten aufzählt. Für die Gesamtmaßnahme fielen Kosten in Höhe von 17.000 Euro an, von denen 10.500 Euro der Staat durch Fördermaßnahmen finanzierte. Für die Zukunft des Projekts sagt Forsthofer: „Wir haben gesagt, wir warten noch fünf Jahre und schauen uns das an, aber ehrlich gesagt warten wir wahrscheinlich nur ein Jahr. Ich hätte schon Lust, das Experiment auszuweiten“. Dabei können er und die Familie seiner Schwester keinen Gewinn aus dem Wald ziehen. Das wird erst in der übernächsten Generation möglich sein. Wenn man keine Liebe dafür hat, sollte man die Finger davon lassen“, sagt Viktoria Stangl. Denn dann sei es nur noch Arbeit. Die ersten Ergebnisse belohnen allerdings schon für den Aufwand und auch Zimmerling ist begeistert, dass die Besitzer sich mit dem System identifizieren.