Ab sofort stellen wir in unserer Serie "Sportler aus der Region" jeden Montag bekannte Leute aus dem Sport vor. Den Anfang machen die beiden Straubinger Trainer vom FC Augsburg, Markus Weinzierl und Wolfgang Beller. Im Interview mit idowa sprechen die beiden über die aktuelle Situation in der Liga, die langfristigen Ziele mit dem FCA, ihre Zusammenarbeit sowie ihren Bezug zur Heimat Straubing.

Herr Weinzierl, Herr Beller, nach dem sehr guten Saisonstart lief es zuletzt nicht mehr ganz so gut und der FC Augsburg ist wieder in der unteren Tabellenregion angekommen. Wie schätzen Sie die aktuelle Situation ein?

Markus Weinzierl: Genauso realistisch wie nach den drei Siegen. Die Niederlagen waren für uns bitter, aber es gibt Gründe dafür und an denen arbeiten wir, damit wir das in Zukunft wieder besser gestalten. Dann werden wir auch wieder punkten. Wir wissen, dass wir gegen gute Gegner verloren haben. Als FC Augsburg haben wir immer das Ziel, in der Bundesliga zu bleiben und das bleibt unverändert so.

Im Vergleich zum Vorjahr, als sie nach der gesamten Hinrunde gerade einmal neun Punkte hatten, läuft es diese Saison aber besser. Was haben Sie zur letzten Saison verändert?

Markus Weinzierl: Die Mannschaft ist weiter als noch vor einem Jahr. Sie hat sich unglaublich gut entwickelt und ist jetzt viel stabiler. Die Mannschaft hat sich in spielerischer Hinsicht verbessert und wir stehen defensiv auch besser. Ich denke, dass die letzten Spiele, obwohl wir die Punkte nicht geholt haben, auch von der Art und Weise her ordentlich waren. Daran werden wir weiter arbeiten und dann werden die Ergebnisse auch wieder stimmen.

Es ist nicht selbstverständlich, dass man in diesem Geschäft nach neun Punkten in der Hinrunde seinen Job behalten darf. Wie dankbar sind Sie, dass man beim FCA die Ruhe bewahrt hat?

Markus Weinzierl: Erstmal war es für uns natürlich wichtig, dass wir dann in der Liga geblieben sind. Und um das ging es. Es war jedem klar, dass es schwierig wird, das Ziel zu erreichen und in der Liga zu bleiben. Weil wir als FC Augsburg nicht die Möglichkeiten haben wie bereits etablierte Bundesligavereine. Deswegen hat es mich einfach gefreut, dass wir das Vertrauen, das die Verantwortlichen an Weihnachten in den Trainerstab gesetzt haben, zurückzahlen konnten.

Wolfgang Beller: Es müssen nicht immer die Mechanismen greifen, dass man den Trainer entlässt. Sondern es geht auch anders, was wir in der vergangenen Rückrunde bewiesen haben.

Wo kann es für den FCA in dieser Saison noch hingehen?

Wolfgang Beller: Ich denke, dass wir uns nach den letzten fünf Spielen wieder einmal für unsere weitestgehend guten Leistungen belohnen müssen. Wir wollen am Ende der Saison drei Mannschaften hinter uns lassen. Dann haben wir unser Ziel Klassenerhalt erreicht.

Die finanziellen Voraussetzungen in Augsburg sind nicht die besten. Wo kann es langfristig für den Verein hingehen?

Markus Weinzierl: Das langfristige Ziel ist, dass der FC Augsburg ein stabiler Erstligist wird. Es ist klar, dass wir momentan begrenztere Möglichkeiten haben als viele andere Bundesligisten. Aber wir haben ein super Stadion, super Fans und eine gute Infrastruktur. Wir spielen jetzt im dritten Jahr in Folge in der Bundesliga und entwickeln uns immer weiter und werden stabiler. Unser Ziel ist, nicht nur drei Jahre, sondern mehrere Jahre Bundesliga zu spielen, sich Schritt für Schritt nach oben zu arbeiten und dann dauerhaft eben zu den 15 besten Mannschaften dazuzugehören.

Von Ihrer gemeinsamen Arbeit bei Jahn Regensburg sind Sie es gewohnt, mit wenig finanziellen Mitteln auskommen zu müssen. Inwieweit schränkt das einen als Trainer ein?

Wolfgang Beller: Gut, man muss eben mit den vorhandenen Spielern und den Rahmenbedingungen auskommen. Aber man hat ja gesehen, dass sowohl in Regensburg als auch hier in Augsburg eine Entwicklung stattgefunden hat. In Regensburg mit dem Aufstieg und hier mit dem Klassenerhalt. Es ist dann immer wieder so, dass sich der ein oder andere Spieler entwickelt oder ein junger Spieler rauskommt, an den man vielleicht gar nicht gedacht hat. So wie es bei uns mit André Hahn der Fall war, der aus der Dritten Liga kam, sich entwickelt hat und jetzt zum Bundesligaspieler gereift ist. Gleichzeitig entwickelt sich auch der Verein weiter, die Rahmenbedingungen für Bundesligafußball werden weiter ausgebaut und optimiert.

Sie beide arbeiten nun schon lange als Trainer-Duo zusammen. Wie funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Ihnen?

Markus Weinzierl: Sehr gut. Ich denke, dass man das auch in den Ergebnissen sieht, dass Jahr für Jahr letztendlich das Ziel, sowohl in Regensburg als auch letzte Saison hier in Augsburg, auch erreicht wurde. Man ist als Trainer immer nur so stark wie sein Trainerteam und der Rückhalt. Deswegen bin ich froh, dass die Zusammenarbeit so ausschaut. Im Endeffekt geht es natürlich auch um Ergebnisse, aber die haben in der Vergangenheit gestimmt und wir arbeiten zielstrebig, dass es auch in Zukunft so bleibt.

Wolfgang Beller: Dem kann ich nur zustimmen. Wir sind jetzt das fünfte Jahr beieinander und haben uns weiterentwickelt und gut ergänzt. Ich glaube, wir sprechen dieselbe Sprache und sind auf einer Wellenlänge. Wir sind ein eingespieltes Team und es funktioniert. Der Erfolg hat sich eingestellt. Und ich denke da kann ich für das gesamte Trainerteam sprechen, dass da die Zusammenarbeit sehr gut ist und die Entwicklung auch vorangeschritten ist.

Wie wichtig ist es, dass man sich auch untereinander gut versteht?

Markus Weinzierl: In erster Linie geht es um Qualität und nicht darum, ob man befreundet ist oder sich mag. Das ist bei uns der Fall. Umso positiver ist es natürlich, wenn man neben dem Platz auch harmoniert. Die Rollen sind bei uns klar verteilt, das passt einfach. Die Konstellation, wie sie bei uns ist, ist sehr positiv.

Inwieweit haben Sie, Herr Beller, als Co-Trainer auch Freiheiten und wie sind Sie in die gesamte Arbeit miteinbezogen?

Wolfgang Beller: Bei uns im Trainerteam hat jeder seine speziellen Aufgaben. Wir tauschen uns regelmäßig aus, jeder hat seine eigene Meinung zu Trainingsinhalten oder zu Spielen. In der täglichen Arbeit ergänzen wir uns gut und schauen, dass dann am Wochenende ein Erfolg dabei herauskommt.

Markus Weinzierl: (lacht) Und wenn es nicht funktioniert, dann ist der Co-Trainer schuld. Ganz einfache Aufgabenverteilung.

Wie intensiv verfolgen Sie noch, was bei Ihren Ex-Vereinen passiert, speziell bei Ihrem letzten Verein Jahn Regensburg, der sich jetzt im Abstiegskampf der Dritten Liga befindet?

Markus Weinzierl: Das verfolgen wir natürlich sehr interessiert. Aber was da genau abläuft oder wie es vergangene Saison in der Zweiten Liga war, das können wir aus der Ferne auch nicht beurteilen. Wichtig wird jetzt sein, dass sie sich in der Dritten Liga behaupten können. Es ist immer schwer, nach dem Abstieg aus der Zweiten Liga gleich wieder eine gute Rolle zu spielen. Ich denke, sie sind jetzt in diesem Findungsprozess. Regensburg hat durch das neue Stadion eine gute Basis, um vielleicht wieder in die Zweite Liga aufzusteigen. Denn das kann eigentlich nur das Ziel sein für den Verein.

Sie, Herr Beller, dürften derzeit die Landesliga Mitte mit großen Interesse verfolgen. Ihr Ex-Verein 1. FC Bad Kötzting streitet sich mit dem Verein Ihres Bruders, der DJK Vilzing, um den Bayernliga-Aufstieg. Inwieweit verfolgen Sie das und wem drücken Sie am Ende mehr die Daumen?

Markus Weinzierl: (lacht) Jetzt wird's gefährlich.

Wolfgang Beller: Natürlich verfolge ich den Amateursport in der Region weiterhin. Aus der Ferne betrachtet hatte Bad Kötzting einen super Start und jetzt ein Rekord-Punktergebnis erzielt. Vilzing, glaube ich, hat den besseren Kader. Aber im Endeffekt sind mir beide Mannschaften als Aufsteiger recht. Ich hoffe natürlich, dass es mit der Relegation dann letztendlich beide schaffen.

Sie beide sind aus Straubing. Welchen Bezug haben Sie noch zu Straubing?

Markus Weinzierl: Ich habe natürlich einen großen Bezug zu Straubing, weil meine Familie ja dort lebt. Ich bin in der Woche auch mindestens einmal da. Wir fühlen uns dort einfach wohl und von daher war es für uns auch nie ein Thema, fest nach Augsburg zu ziehen.

Wolfgang Beller: Bei mir ist es ähnlich. Meine Familie lebt auch in Aiterhofen, Nähe Straubing. Natürlich haben wir beide noch einen großen Bezug zu Straubing. Da ist unsere Heimat.

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg für die bevorstehenden Aufgaben.