Lohr am Main

Umstrittene Schneewittchen-Figur: Erst wurde gestritten, jetzt gegossen


Bildhauer Peter Wittstadt und seine Schneewittchen-Figur. Die drei Meter hohe Skulptur soll nun in Bronze gegossen und dann aufgestellt werden.

Bildhauer Peter Wittstadt und seine Schneewittchen-Figur. Die drei Meter hohe Skulptur soll nun in Bronze gegossen und dann aufgestellt werden.

Monatelang wurde gestritten, nun wird gegossen. In Tschechien bekommt eine moderne Schneewittchen-Figur für die Stadt Lohr ihre künftige Form. Die meterhohe Statue hatte aufgrund ihrer "Schönheit" und wegen hoher Kosten Kontroversen in Stadtrat und in Bevölkerung ausgelöst.

Die Haare des modernen Schneewittchens stehen wild zu Berge, es streckt die Hände weit von sich und das Gesicht der sonst lieblichen Prinzessin gleicht eher einer Grimasse. So sieht die Schneewittchen-Skulptur aus, die künftig vor der Stadthalle in Lohr am Main (Landkreis Main-Spessart) stehen soll. Die Stadt am Main, die sich als Schneewittchen-Stadt vermarktet, wollte sich selbst eine moderne Märchenprinzessin für die Innenstadt schenken. Dieser Wunsch wurde Ende 2014 allerdings überlagert vom Streit um Geschmack und Geld.

Viele fanden die Figur des Künstlers Peter Wittstadt zu hässlich und dem Stadtrat war sie zudem zu teuer. Er hatte bei der Ausschreibung zum Kunstwettbewerb keine finanzielle Obergrenze festgelegt und war entsprechend geschockt als die Kosten bei 110 000 statt der veranschlagten 18 000 Euro lagen. Die Realisierung stand auf der Kippe. Über Bayerns Grenzen hinaus war Lohr deshalb im Gespräch. Nicht wenige machten sich über den Streit lustig, darunter die Sendungen "TV Total" und "quer".

Am Ende einigten sich Politiker und Künstler aber doch noch. Nun geht die Entstehung der meterhohen Figur in ihre letzte, entscheidende Phase: Wittstadts umstrittenes Schneewittchen wird am Dienstag (13.00 Uhr) in einer tschechischen Gießerei in Bronze gegossen. Im Spätsommer soll die Figur schließlich vor der Stadthalle aufgestellt werden - "und zwar mit einem schönen Programm drum herum", sagte Lohrs Bürgermeister Mario Paul.

Denn mittlerweile scheint die Bevölkerung mehr als versöhnt mit dem stark verfremdeten Schneewittchen. Dazu beigetragen hat das Grafitto eines Schülers. Er sprühte an die Wand einer Unterführung ganz legal die Parodie des Wittstadt-Schneewittchens, das mit einem Messer in der Hand die sieben Zwerge jagt. Es bekam schnell den Namen Horrorwittchen und wurde Kult. Mittlerweile ist es als Motiv auf T-Shirts, Pullover, Buttons, Taschen und Tassen ein echter Exportschlager - und auch eine Art Identifikationszeichen für die Lohrer.

"Dieses Horrorwittchen war wirklich ein Glücksfall. Seitdem wird die Diskussion nicht mehr so verbissen geführt, Lohr hat damit irgendwie eine Bildmarke bekommen und die Bevölkerung hat sich mit Wittstadts Schneewittchen ausgesöhnt", sagte Paul.

Dieses Graffito hat die Diskussion um die Skulptur deutlich entschärft: Das "Horrorwittchen"-Motiv wurde schnell Kult und ist heute ein echter Exportschlager für Lohr.

Dieses Graffito hat die Diskussion um die Skulptur deutlich entschärft: Das "Horrorwittchen"-Motiv wurde schnell Kult und ist heute ein echter Exportschlager für Lohr.